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Estlands Herrenhäuser: Auferstanden aus Ruinen


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Estlands Herrenhäuser: Auferstanden aus Ruinen

srt / wanted.de

06.06.2014Lesedauer: 4 Min.
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Das Herrenhaus auf dem Gut Sagadi.Vergrößern des Bildes
Das Herrenhaus auf dem Gut Sagadi. (Quelle: Simone F. Lucas)

Skandinavische Könige, deutsche Ritter und russische Adelige - alle schätzten Estland als Wohnsitz. So entstanden seit dem 13. Jahrhundert hunderte Herrenhäuser, knapp 1250 gab es zwischenzeitlich. Durch Krieg, Vertreibung und Besatzung verfielen viele jedoch zu Ruinen. Heute sind einige wieder bestens renoviert. Wir haben für Sie ganz besondere heraus gesucht.

Eine Rosette im edlen Holzfußboden weckte bei Ursula von Schubert alte Erinnerungen an das Haus ihrer Kindheit. Die feine Intarsienarbeit am Holz hatte sie unheimlich beeindruck, als sie als junges Mädchen beim Tanzen auf den Boden des Ballsaals schaute. Inzwischen ist Ursula von Schubert 86 Jahre alt. Ihr Elternhaus in Vihula im Norden Estlands hat die Baltendeutsche verloren, als sie 1939 im Alter von elf Jahren die Heimat verlassen musste.

Spionageschule und Altersheim

Das Herrenhaus liegt im Lahemaa-Nationalpark und wurde später zur deutschen Spionageschule, in der Sowjetzeit zum Altersheim umfunktioniert. Heute ist es wieder ein Ort zum Wohlfühlen. Eine Weitläufige Anlage mit der für Herrenhäuser typischen Gliederung in Männer- und Frauen- und Kinderflügel. Dazu kommen Wirtschaftsgebäude, mit Schwimmbad, Spa, Fahrrad-, Golf- und >>

Langlaufskiverleih und die Stallungen, zu denen es die Reiter zieht.

Folgt man dem kleinen Fluss, der sich durch die Anlage schlängelt, kommt man vorbei an der alten Ölmühle und dem Taubenhaus. Das wichtigste Gebäude während des Zarenreichs aber war das, in dem der Schnaps gebrannt wurde.

Schnappsschmuggler-Museum

Der hergestellte Wodka wurde entlang der nahe gelegenen Küste zu den Soldaten der Zarin geschmuggelt. Denn Russlands Katharina die Große hatte verfügt, dass jedem Soldaten täglich 200 Gramm Hochprozentiges zustand. Für die Esten am finnischen Meerbusen war das natürlich eine Goldgrube. Heute erinnert ein kleines Museum auf Vihula daran.

Und der alte Ballsaal? Heute dient er als lichtdurchfluteter Frühstücksraum für die Hotelgäste. Auch das lange unter PVC versteckte Rosenornament strahlt wieder in altem Glanz. >>

Nur eine kurze Strecke ist es von Vihula nach Sagadi. Im Frühsommer stehen Kraniche auf den Feldern. Und im September machen die langbeinigen Vögel hier Station, wenn sie sich auf den abgeernteten Feldern für den Flug in wärmere Gebiete stärken. Auf der Zufahrt nach Sagadi steht mitten in einer langen Allee ein rosarotes Portal. Der Eingang zum Gut, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurück gehen. Irgendwann wurde das Anwesen von der Schwedischen Adelsfamilie Fock übernommen und nach Vorbild der Hermitage ausgebaut. Kieswege führen durch die Parkanlage zu den einzelnen Gebäuden, die auch die Sowjetzeit gut überstanden haben, weil es dem Gutsverwalter gelang, die Russen davon zu überzeugen, statt Vieh dort Schulkinder unterzubringen. Heute ist Sagadi nicht nur ein beliebter Urlaubsort mit elegantem Hotel. Als Sitz des staatlichen Forstamts werden hier unter anderem 300 verschiedene Baumarten gezüchtet. Das "Metsamuuseum" in einem Seitenflügel widmet sich komplett dem Wald.

Kreativer Austausch und Wohnzimmeratmosphäre

Auch auf Kõue ist es zuerst der weitläufige Park, der zum Ausspannen einlädt. Wie Vihula und Sagadi ist auch das einstige Anwesen Otto von Kotzebues von Estlands Hauptstadt Tallinn aus schnell zu erreichen. Eine knappe Autostunde und der Trubel der Stadt und der Alltagstress scheinen unendlich weit entfernt. Dabei gibt es Abende, an denen auch auf Kõue Wagen um Wagen über den knirschenden Kies fährt. Seit der Este Erik Niles Kreus und seine Frau Mary Jordan 2006 Kõue übernahmen und renovierten, bietet es nicht nur eine äußerst charmante Unterkunft.

Die gebürtige New Yorkerin, die aus der Filmbranche kommt, hat es geschafft einen Ort für Theater und Konzerte zu etablieren. Unter dem Titel Artists in Residence tauschen sich hier Künstler aus verschiedenen Nationen aus. Auch Hotelgäste bekommen schnell das Gefühl, persönlich willkommen zu sein. >>

Sämtliche Zimmer wurden übrigens individuell und mit Anspielungen auf das ereignisreiche Leben des einstigen Besitzers von Kotzebue eingerichtet. Ansonstenist die Atmosphäre entspannt. Da trifft man die Hausfrau im Morgenmantel beim Tee in der Lobby, die mehr einem Wohnzimmer gleicht oder diskutiert mit einem der anwesenden Künstler en passant über den nächsten Theaterworkshop. Dass mit Hardi Nurmine einer der besten Küchenchefs des Landes im Hotelrestaurant kocht, macht Kõue noch attraktiver.

Und warum überhaupt soll es Estland sein? Weil hoch im Norden ein magisches Licht herrscht, das Land dünn besiedelt ist, weite Wälder und einsame Strände an der Ostsee locken.

Weitere Informationen:
Fremdenverkehrsamt Estonian Tourist Board/Enterprise Estonia, Kleine Reichenstr. 6, 20457 Hamburg, Tel. 040/3038/7899, www.visitestonia.com
Unterkunft: Vihula Manor Country Club & Spa, Vihula, Lääne Virumas 45402, Tel. 00372/326/4100, www.vihulamanor.com; Zimmer in verschiedenen Gebäuden der Anlage ab 100 €/Pers.
Herrrenhaus Sagadi, Sagadi küla, Vihula vald, Lääne-Viru maakond, Tel. 00372/676/7888, www.sagadi.ee/en; Einzelzimmer im Hotel ab 60 €, Hostelübernachtung ab 15 €/Pers., komplettes Hostel inklusive Sauna 375 €.
Herrenhaus Kõue, Triigi küla, Kõue vald, Harjumaa; Tel. 00372/5196/2030, www.kau.ee; Doppelzimmer in der alten Remise 160 €, antik möblierte Zimmer und Suiten im Hauptgebäude 160-380 €, jeweils inkl. Frühstück.
Über das Fremdenverkehrsamt sind Aufenthalte in etwa einem Dutzend Herrenhäuser buchbar, die Nacht ab 39 €/Pers.

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