Nach Förderprämien-Knick Mit dem E-Antrieb geht es aufwärts – doch nicht überall

Auch ohne Förderprämie steigen die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland wieder an. Die Ladeinfrastruktur wächst konstant weiter.
Immer mehr Ladepunkte, immer mehr Elektroautos: Die Energiewende auf deutschen Straßen schreitet voran. Neue Zahlen der Bundesnetzagentur und des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen ein anhaltendes Wachstum bei der Ladeinfrastruktur und den Neuzulassungen von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb.
Ladeinfrastruktur wächst schnell
Zum Stichtag 1. Mai 2025 waren in Deutschland 166.867 öffentliche Ladepunkte in Betrieb. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg um 17 Prozent. Allein in den vergangenen drei Monaten kamen 5.181 neue Ladepunkte hinzu. Auch die Gesamtleistung der Ladeinfrastruktur legte zu: von 6,11 Gigawatt Anfang Februar auf nun 6,45 Gigawatt.
Ladepunkt und Ladesäule: der Unterschied
Unter einem Ladepunkt versteht man, vereinfacht gesprochen, jede einzelne Steckdose, mit der ein E-Auto geladen werden kann. Sprich: Verfügt eine Ladesäule über zwei Anschlüsse, handelt es sich um zwei Ladepunkte.
Den größten Anteil machen mit 128.198 Stück die langsameren Normalladepunkte (Wechselstrom, AC) aus, vorwiegend solche mit einer Leistung zwischen 15 und 22 Kilowatt (95.823 Stück). Doch auch der Schnellladebereich (Gleichstrom, DC) wuchs deutlich: insgesamt auf 38.669 Ladepunkte. Besonders stark legten hier die Klassen ab 149 Kilowatt Leistung zu. Ladepunkte mit 149 bis 299 kW stiegen um 37 Prozent auf 14.804, die Klasse ab 299 kW sogar um 43 Prozent auf 11.947 Ladepunkte.
Regional betrachtet liegt Bayern mit 32.570 Ladepunkten knapp vor Nordrhein-Westfalen (32.260) und deutlich vor Baden-Württemberg (28.362). Besonders hohe Wachstumsraten meldeten kleinere Bundesländer wie Bremen (+29 Prozent), Hessen (+25 Prozent) oder Schleswig-Holstein (+23 Prozent). Dagegen liegt Sachsen mit +11 Prozent unter dem Bundesschnitt. Ein Baustein zur weiteren Verbreitung von E-Autos in Städten könnte eine Erfindung sein, die jetzt die Serienreife erlangt hat.

Massive Preisunterschiede
Ad-hoc-Laden von E-Autos, also das spontane Aufladen an Ladesäulen ohne vorherige Anmeldung oder Vertragsbindung, ist laut Ene't in Deutschland nicht flächendeckend möglich – und häufig teuer, vor allem im ländlichen Raum. Teilweise liegen über 40 Cent pro Kilowattstunde zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter innerhalb eines Postorts. In Städten ist das Preisniveau im Schnitt deutlich niedriger, was auf mehr Wettbewerb zurückzuführen sein dürfte. Besonders günstige Angebote finden sich vereinzelt bei Discountern, während in dünn besiedelten Regionen Nachholbedarf bei Transparenz und Infrastruktur besteht.
E-Autos immer stärker vertreten auf Deutschlands Straßen
Auch die Zulassungszahlen von Stromern ziehen an. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden insgesamt 907.299 Pkw neu zugelassen – die Nachfrage insgesamt ist also recht zurückhaltend. Mehr als die Hälfte der Neuzulassungen, nämlich 510.165 Fahrzeuge, sind mit einem alternativen Antrieb unterwegs. Das ist ein Plus von 24,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Zahl der rein batterieelektrischen Pkw (BEV) stieg auf 158.503 – das sind 42,8 Prozent mehr als Anfang 2024. Ihr Anteil an den Gesamtzulassungen liegt aktuell bei 17,5 Prozent.
Allein im April wurden mehr als 45.500 reine Batterie-Pkw neu zugelassen, fast 54 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Nahezu jeder fünfte Neuwagen fuhr im vergangenen Monat elektrisch (18,8 Prozent).
Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2023 lag der BEV-Anteil bei 18,4 Prozent, bei 524.219 neu zugelassenen Elektroautos. 2022 waren es 17,7 Prozent.
Nach dem starken Einbruch der Zulassungszahlen von E-Autos mit dem Ende der staatlichen Förderprämie haben Stromer damit wieder Aufwind. Der ADAC begründet dies hauptsächlich mit steigenden Rabatten für diese Antriebsart, von denen insbesondere gewerbliche Halterinnen und Halter profitieren. Zudem sind die Reichweiten der Stromer gestiegen und die Ladezeiten stark gesunken. Auch die Auswahl der E-Fahrzeuge im unteren Preissegment nimmt zu: So bietet Hyundai beispielsweise nun den Inster an, Kia den EV3, und Opel bringt den Frontera. Auch Citroën hat mit dem ë-C3 ein günstiges Einstiegsmodell unter 30.000 Euro im Angebot.
Privatkundemarkt immer noch übersichtlich
Teil der Wahrheit ist aber auch: Bei Privatkunden kommen Stromer als Neuwagen bisher nicht an. Im ersten Quartal lag der Anteil reiner Elektroautos im privaten Fahrzeugbestand nach einer Analyse der HUK Coburg bei nur drei Prozent. Regional gibt es erhebliche Unterschiede: In Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg – Bundesländern mit starker Autoindustrie – ist der E-Auto-Anteil demnach mehr als doppelt so hoch wie in Sachsen-Anhalt und Sachsen.
Einer der Gründe für die geringe Zahl könnte der wachsende Gebrauchtmarkt durch Leasing-Rückläufer sein: Im ersten Quartal entschieden sich 61 Prozent für ein gebrauchtes E-Auto, nur 39 Prozent für einen Neuwagen.
Die beliebtesten E-Autos
Beliebteste E-Modelle im April 2025 waren der VW ID.7 (3.133 Neuzulassungen), der VW ID.3 (2.989), VW ID.4 und 5 (2.629) und der Skoda Elroq (2.402). Tesla kommt in den Top 10 nicht vor.
- adac.de: "Neuzulassungen im April: Elektroautos legen weiter zu"
- electrive.net: "Bundesnetzagentur meldet fast 167.000 öffentliche Ladepunkte"
- bundesnetzagentur.de: "Elektromobilität – Ladeinfrastruktur in Deutschland"
- kba.de: "Alternative Antriebe: Neuzulassungen im April 2025"
- huk.de: "E-Barometer – Wie Deutschland elektrisch fährt"
- enet.eu: "Bis zu 42 Cent Unterschied an der Ladesäule – ländlicher Raum deutlich benachteiligt"