Neustart in München BMW hängt sein Schicksal an diese Welt-Neuheit
Ein Drittel weniger Gewinn, auch der Umsatz sinkt: BMW ist angeschlagen. Nun setzt der Münchener Konzern alles auf eine neue Generation von Autos. Vor allem auf einem Modell ruhen die Hoffnungen.
Diamanten brauchen Druck. Hoffnung also im sogenannten Münchener Vierzylinder, der markanten BMW-Zentrale am Petuelring: Denn Druck hat BMW im Übermaß. Im zweiten Quartal brach der Nettogewinn um 32 Prozent ein – auf 1,84 Milliarden Euro. Der Umsatz schrumpfte um acht Prozent auf 34 Milliarden Euro. Auch im ersten Halbjahr sieht es düster aus: Vier Milliarden Euro Gewinn, fast 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Schuld daran sind hohe US-Importzölle und die schwache Nachfrage aus China.
Genau dieser Druck soll neue Glanzstücke hervorbringen. Mit einer großen Modelloffensive möchte BMW zurück auf die Überholspur. Vor allem auf einem Auto ruhen die Hoffnungen. Die wichtigsten Neuheiten im Überblick.
Die US-Zölle belasten
Porsche, Mercedes, VW – sie alle leiden. Die Strafzölle der USA ruinieren den deutschen Autobauern die Bilanzen. Seit April verlangt US-Präsident Trump 27,5 Prozent auf Autos und Teile aus Europa. Ab August sinkt der Satz auf 15 Prozent. Doch die Lücke bleibt. BMWs großer Vorteil: Spartanburg. Das Werk in South Carolina, größter US-Standort der Münchener, mildert den Schaden. Denn auf Autos, die dort vom Band laufen, muss BMW keine US-Zölle zahlen. Und das sind immerhin 400.000 Fahrzeuge pro Jahr.
Absatz stabil, Elektroanteil wächst
Trotz des Gewinnrückgangs bleibt die Nachfrage robust. BMW hat im ersten Halbjahr 1,2 Millionen Autos ausgeliefert. Ein Viertel davon fährt elektrisch oder hybrid. Außerhalb Chinas stiegen die Auslieferungen sogar an – selbst in den USA.
Modelloffensive soll die Wende bringen
Doch BMW weiß: Mit dem Status quo ist die Krise nicht zu überwinden. Deshalb zündet München jetzt die größte Modelloffensive seit Jahrzehnten. Bis 2027 wird fast die gesamte Palette erneuert, es wird mehr Elektroautos geben und eine neue Software-Architektur. Das Ziel ist klar: zurück auf die Erfolgsspur. Und zurück zu höheren Margen. Ein Ziel, das auch Mercedes verfolgt – und das dem Rivalen große Probleme bescherte.
iX3: Start der "Neuen Klasse"
Den Auftakt macht der iX3. Er ist mehr als ein SUV. Er ist das erste Serienmodell auf der neuen Plattform für Elektroautos. Diese "Neue Klasse" verändert Design, Software und Materialien künftiger BMW. Reichweite und Ladezeit verbessern sich. Die Technik lässt sich an verschiedene Fahrzeugtypen anpassen. Ein Umbruch so weitreichend wie beim i3 von 2013 – mindestens.

Was ist die "Neue Klasse"?
Die "Neue Klasse" war eine wichtige BMW-Modellreihe, die von 1962 bis 1972 produziert wurde und die Marke in der Mittel- und oberen Mittelklasse etablierte. Bekannteste Modelle waren der BMW 1500 und das BMW 2000 Coupé. 2023 wurde der Begriff für eine neue elektrische Plattform wiederbelebt.
7er-Facelift und neuer 3er
Noch im Jahr 2025 bekommt außerdem der 7er ein Facelift: Er wird außen gefälliger, vor allem die umstrittenen geteilten Scheinwerfer weichen einem klassischen Design. Im Inneren erstreckt sich ein neues Head-up-Display über die gesamte Windschutzscheibe.
2026 kommt der neue 3er. Er wird auf einer gemeinsamen Basis für Verbrenner und Elektroautos gebaut. Der 3er bleibt das Herz der Marke und soll die "Neue Klasse" massentauglich machen.
X5, iX5 und ein neuer Sportwagen
Ebenfalls 2026 starten der neue X5 und der elektrische iX5. Der X5 wird weiterhin mit Verbrennungsmotor oder als Plug-in-Hybrid angeboten. Der iX5 trägt erste Designelemente der neuen Plattform.
Für Sportwagenfans könnte ein Nachfolger des M8 kommen, der vielleicht vollelektrisch mit mehr als 1.000 PS unterwegs sein wird. Frühester Start: 2026.
Coupés, Cabriolets und M-Modelle
Ab 2026 plant BMW obendrein ein Coupé im Stil der "Neuen Klasse". Auch das Skytop-Cabrio kommt 2026 auf den Markt, ein exklusives Luxusmodell für 50 Auserwählte. Bis 2027 erhält der M5 ein Facelift mit neuer Optik und Technik. Im selben Jahr folgt der neue M3, der erstmals vollelektrisch und zugleich das stärkste M-Modell sein wird.
Druck macht Diamanten. Klar ist: Die neuen Modelle müssen glänzen. Schaffen sie es nicht, bleibt der Druck. Schaffen sie es doch, wird aus der Krise ein Neubeginn.
- press.bmwgroup.com: Erstes Presswerk in Nordamerika: BMW Group baut Engagement in den USA weiter aus
- carwow.de: Neue BMW-Modelle: Das plant der Hersteller bis 2026
- automobilwoche.de: Die ersten Premieren der IAA Mobility 2025 stehen fest
- auto-motor-und-sport.de: Neuer BMW 7er: Erstmals wurde das Facelift erwischt
- Nachrichtenagentur dpa