t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeMobilitätRecht und Verkehr

Cannabis am Steuer: Ab wann droht ein Fahrverbot?


Neuregelungen fürs Kiffen
Cannabis am Steuer: Wann ein Fahrverbot droht


Aktualisiert am 09.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
Qualitativ geprüfter Inhalt

Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Joint am Steuer: Wenn Fahrer nach dem Konsum von Cannabis Auto fahren, resultiert oft eine Gefährdung des Straßenverkehrs daraus.Vergrößern des Bildes
Joint am Steuer: Wenn Menschen nach dem Konsum von Cannabis Auto fahren, resultiert daraus oft eine Gefährdung des Straßenverkehrs. (Quelle: sestovic/getty-images-bilder)

Bekifft am Lenkrad? Mit welchen Folgen Konsumenten von Cannabis rechnen müssen, wenn sie im Auto von der Polizei erwischt werden.

Kiffen ist für Erwachsene seit April unter gewissen Vorgaben legal. Was bedeutet die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene im Straßenverkehr? Hier sind alle Infos.

Welcher Grenzwert gilt?

Der neue Grenzwert für den Wirkstoff THC liegt künftig bei 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml). Aber: Das Gesetz muss noch vom Bundesrat gebilligt und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden, bis dahin gilt weiter der strengere Grenzwert von aktuell 1 ng/ml.

Ausgenommen von den neuen Grenzwerten sind laut ADAC Fahranfänger in der zweijährigen Führerschein-Probezeit und junge Menschen unter 21. Für sie gilt weiterhin ein Grenzwert von 1,0 ng/ml.

So verbreitet ist Cannabis

Cannabis ist nach Alkohol das am zweithäufigsten konsumierte Rauschmittel in Deutschland, häufig bei jüngeren Menschen: In einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2018 zeigte sich, dass jeder zehnte 12- bis 17-Jährige schon einmal Cannabis konsumiert hat. Gut vier von zehn jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren haben schon einmal Cannabis konsumiert (42,5 Prozent). Cannabiskonsum öfter als zehnmal in den vergangenen zwölf Monaten war bei 1,6 Prozent der Jugendlichen und 6,9 Prozent der jungen Erwachsenen gegeben.

So verändert Cannabis das Fahrverhalten

"Der Konsum von Cannabis beeinflusst das Urteilsvermögen, die motorische Koordination und die Reaktionszeit. Das sind wichtige Fähigkeiten, die für sicheres Fahren erforderlich sind", warnt Marc-Philipp Waschke, Referent für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. Anders als bei Alkohol sind die Beeinträchtigungen durch Cannabis bislang weniger gut erforscht. "Je nach Produkttyp, Konsumart, konsumierter Menge und potenzieller Toleranz einer Person kann sich der Cannabiskonsum unterschiedlich auswirken", sagt er.

Wie viele Unfälle werden unter Cannabiseinfluss verursacht?

Das lässt sich nicht sagen. In der amtlichen Unfallstatistik wird bis dato nicht zwischen Cannabis und anderen Drogen unterschieden. Unfälle, die sich unter dem Einfluss von Cannabis ereignen, werden unter der Sammelkategorie "andere berauschende Mittel" in der Unfallstatistik zusammengefasst.

Was bedeuten die Regelungen für Kosumenten?

Ein Problem ist und bleibt, dass man den Grenzwert an sich selbst nicht feststellen kann. Denn bei der Abbaudauer nach dem Konsum ist laut ADAC nicht nur entscheidend, welche Menge an Cannabis zuvor konsumiert worden ist. Und auch das sei fast nicht möglich, einzuschätzen. Sondern es geht dabei auch darum, wie regelmäßig gekifft wird.

So sollte eine Wirkung des THC nach 12 bis 24 Stunden im Allgemeinen zwar nicht mehr auftreten. "Aber ein Nachweis oberhalb von 3,5 ng/ml ist dann noch in bestimmten Fällen möglich", erklärt ADAC-Sprecherin Katharina Lucà.

Bei Cannabis gebe es keine Ursache-/Wirkungsbeziehung vergleichbar zu Alkohol. Als ganz grobe Richtschnur nennt der Verkehrsclub: Wer etwa als Gelegenheitskonsument einen Joint am Samstagabend raucht, für den dürfte es meist eher kein Problem sein, am Montag wieder legal Auto zu fahren.

Strafen: Das droht Autofahrern unter Cannabiseinfluss

Rechtlich gesehen gehört Cannabis zu den "weichen" Drogen. Während nach dem Konsum harter Drogen wie Ecstasy, Kokain oder Heroin und einer anschließenden Verkehrskontrolle schon Eignungszweifel für Fahren eines Autos erweckt werden, ist das bei Cannabis anders: Hier unterscheidet das Recht zwischen einmaligem, gelegentlichem und regelmäßigem Konsum.

Wer einmal Cannabis konsumiert und das nicht während oder kurz vor einer Autofahrt tut, hat nichts zu befürchten, erklärt ADAC-Clubjuristin Christina Benecke. Auch wenn Sie einmal bekifft am Steuer erwischt werden, bedeutet das nicht, dass die Behörden Sie automatisch als ungeeignet zum Führen eines Autos einstufen und den Führerschein einkassieren.

Wer künftig vorsätzlich oder fahrlässig mit 3,5 ng/ml THC oder mehr im Blut unterwegs ist, riskiert in der Regel 500 Euro Bußgeld und einen Monat Fahrverbot.

Überschreitet man künftig den THC-Grenzwert und hat zusätzlich noch Alkohol getrunken, riskiert man ein erhöhtes Bußgeld von in der Regel 1.000 Euro. Der ADAC ordnet auf seiner Website ein: Wegen der Risiken des Mischkonsums gilt für Fahrzeuglenker nach dem Cannabis-Genuss Alkoholverbot.

Cannabis und Fahrradfahren - ist das erlaubt?

Bei Cannabis in Kombination mit dem Grenzwert wird bei Autofahrern von einer relativen Fahrunsicherheit (Ordnungswidrigkeit) ausgegangen. Einen Wert für die absolute Fahruntüchtigkeit (Straftat) gibt es bisher nicht.

Für Radfahrer wiederum gibt es bisher nicht einmal einen Grenzwert für ein Ordnungswidrigkeitsdelikt – weder für Alkohol noch für Cannabis.

Aber es drohen bei Alkoholkonsum spätestens ab einem Blutalkoholwert von 1,6 Promille Probleme: Wer derart alkoholisiert radelt, begeht direkt eine Straftat. Und: Das kann bei Ausfallerscheinungen bereits ab 0,3 Promille der Fall sein.

Im Umkehrschluss heißt das: Wer unter Cannabis-Einfluss radelt und sich auffällig verhält oder Fahrfehler macht, kann ebenfalls eine Straftat begehen. "Es ist also wie immer kompliziert", so Katharina Lucà. Daher sollte aus Sicht des ADAC gelten: "Wer kifft, fährt nicht."

Unfall und Versicherung: Welche Konsequenzen drohen?

Falls es zu einem Unfall kommt und ein Test ergibt, dass Sie dabei unter Drogeneinfluss standen, kann die Haftpflichtversicherung im Nachhinein ihr Geld zurückverlangen. Bei einer Vollkaskoversicherung kann es sogar passieren, dass die Versicherung nicht zahlt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
  • bzga.de: "Cannabiskonsum von Jugendlichen"
  • tuev-verband.de: "TÜV-Verband warnt vor Folgen des Cannabiskonsums im Straßenverkehr"
  • YouTube-Kanal des ADAC: "Ampel legalisiert Cannabis! Was das für den Straßenverkehr bedeutet!"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website