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UN warnt vor Klimachaos: Die Frage ist nicht ob, sondern wie schlimm es kommt


UN-Warnung
Die Frage ist nicht ob, sondern wie schlimm es kommt


28.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Anwohner beobachten Feuerwehrmänner und Freiwillige, die versuchen einen großen Waldbrand in Corrientes, Argentinien, zu löschen: Der Weltklimarat der UN beleuchtet in seinem neuesten Bericht die konkreten Gefahren der Klimakrise für Mensch und Natur.Vergrößern des Bildes
Anwohner beobachten Feuerwehrmänner und Freiwillige, die versuchen einen großen Waldbrand in Corrientes, Argentinien, zu löschen: Der Weltklimarat der UN beleuchtet in seinem neuesten Bericht die konkreten Gefahren der Klimakrise für Mensch und Natur. (Quelle: Joaquin Meabe/ Anadolu Agency)

Der neue Bericht des Weltklimarates warnt vor globaler Zerstörung, Hunger und einem Kollaps wichtiger Ökosysteme. Die Mahner bei der UN sehen keine Alternative zu Turbomaßnahmen fürs Klima. Und drängen darauf, sich schon jetzt für den Ernstfall vorzubereiten.

Der Weltklimarat (IPCC) hat an diesem Montag in Genf vor den gravierenden Folgen der menschengemachten Klimakrise gewarnt. In einem neuen Bericht beschreibt der Rat die Gefahren, denen Menschen und Natur durch die globale Erderwärmung schon heute ausgesetzt sind und mit welchen weiteren Risiken sie zukünftig umgehen müssen.

Demnach gehen die menschlichen Verluste und Schäden in den Ökosystemen der Erde bereits jetzt über das hinaus, was sich über natürliche Klimaschwankungen erklären lasse.

Sowohl das Massensterben von Bäumen und Korallen als auch akute Wasserknappheit und mangelnde Lebensmittelversorgung vieler Menschen in Afrika, Asien, Zentral- und Südamerika sowie in kleinen Inselstaaten und in der Arktis seien bereits auf die Klimakrise zurückzuführen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie gehen davon aus, dass ein weiterer Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zu noch zerstörerischen Hitzewellen, Dürren, Fluten und anderen Extremwettern führen wird. Bis zu 3,6 Milliarden sind ihnen zufolge "hochgradig" durch den Klimawandel gefährdet – fast die Hälfte der Weltbevölkerung.

Schwere gesellschaftliche Auswirkungen

"Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit des Planeten", sagt Hans-Otto Pörtner, Co-Vorsitzender der zuständigen Arbeitsgruppe des IPCC und leitender Forscher am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

"Je länger es dauert, bis wir ambitionierte globale Klimaschutzmaßnahmen sehen, desto kleiner wird das Zeitfenster, in dem wir uns noch eine lebenswerte Zukunft sichern können", so Pörtner. Jede Maßnahme, die dabei helfe, die Erderwärmung in den kommenden Jahren unter 1,5 Grad Celsius zu halten, begrenze die Gefahren für Mensch und Umwelt, heißt es im Bericht.

Aktuell liegt die weltweite Durchschnittstemperatur bereits 1,1 Grad Celsius höher als im Vergleichszeitraum vor der Industrialisierung. Selbst ein vorübergehender Temperaturanstieg über die 1,5-Grad-Marke führt laut IPCC zu weiteren Schäden für Natur und Gesellschaft. Deutlich stärker als zuvor beleuchtet der IPCC in seinem neuen Bericht deshalb auch, wie Klima, Menschen und Artenvielfalt voneinander abhängen.

Städte im Mittelpunkt

Einen Schwerpunkt legt die Studie dabei auf die Situation in den Städten, wo weltweit inzwischen mehr als die Hälfte aller Menschen leben. Gerade in urbanen Gebieten sind die negativen Auswirkungen der Klimakrise bereits zu spüren.

Die Hitzewellen, Stürme, Dürren und Überschwemmungen, die mit steigenden Temperaturen immer häufiger und intensiver werden, könnten dort noch verheerender werden, prognostiziert der IPCC. Die Gesundheit der Einwohner könne sich durch Hitzestress verschlechtern – besonders ältere Städter haben an heißen Tagen ein erhöhtes Sterberisiko.

Starke Winde und Überflutungen könnten Häuser und Wohnungen demolieren, Stromnetze und den Verkehr zusammenbrechen lassen. Tiefliegende Küstenstädte seien außerdem besonders anfällig für den Anstieg des Meeresspiegels.

Vorbereitung auf das, was kommt

"Dieser Bericht ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen von Untätigkeit", fasst Hoesung Lee, Vorsitzender des IPCC, den Ausblick zusammen.

Um zu verhindern, dass immer mehr Menschen durch zunehmende Extremwetter sterben, wichtige Infrastruktur zusammenbricht und weltweit die Artenvielfalt kollabiert, mahnt der IPCC umfassende Vorbereitungen an. Das Stichwort sei Anpassung.

"Unser heutiges Handeln gibt vor, wie sich die Menschen anpassen werden und wie die Natur auf die zunehmenden Klimarisiken reagieren wird", so Lee.

Konkret geht es dabei unter anderem um mehr Grünflächen, die bei starken Regenfällen wie Schwämme wirken. Um Tipps gegen Hitzschlag, die alle Stadtbewohner auswendig kennen. Um Bauverbote für Überschwemmungsgebiete. Oder um höhere Deiche, die das Meer im Zaum halten.

Doch die nötigen Vorbereitungen sind global sehr unterschiedlich weit entwickelt, wie die Autoren des IPCC feststellen. Besonders in ärmeren Ländern klafften große Lücken zwischen dem Status quo und der nötiger Vorsorge für ein mögliches Klimachaos.

Die Treibhausgase auf null

Außerdem gilt laut IPCC: Je höher die durchschnittliche Temperatur steigt, desto schwieriger wird es, sich auf die Veränderungen überhaupt einzustellen.

Ab mehr als 1,5 Grad sei der Erfolg von Adaptionsmaßnahmen bereits beschränkt. Steigt die Temperatur auf mehr als 2 Grad weiter, bringen lokale Anpassungsmöglichkeiten in einigen Weltregionen überhaupt keine Entlastung mehr. So appelliert der Klimarat auch in seinem jüngsten Bericht dafür, den Schutz des Klimas weltweit noch stärker voranzutreiben.

Der Grund für die Klimakrise ist der Mensch

Die neue Studie ist der logische Nachfolger des Berichts, den der Weltklimarat im vergangenen Sommer veröffentlichte. Dort wurde erstmals aufgeschlüsselt, welche Extremwetterereignisse der Klimawandel für einzelne Erdregionen nach sich ziehen wird.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IPCC betonten darin, dass keine Region der Welt verschont werde und auch das Risiko von Extremwetterereignissen in Europa zunehmend steige. (t-online berichtete).

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Darüber hinaus hielt der Vorgängerreport fest, dass die globale Erderwärmung "eindeutig" menschengemacht sei. Und warnte, dass eine Klimakatastrophe wohl nur noch teilweise verhindert werden könne.

Warnungen seit mehr als drei Jahrzehnten

Bereits 1988 gründeten das Umweltprogramm der Vereinten Nationen und die Weltorganisation für Meteorologie den Weltklimarat, als weiteres UN-Gremium. Sein Kürzel IPCC stammt aus dem Englischen, wo der volle Name des Rats Intergovernmental Panel on Climate Change lautet.

Ziel der Institution ist es, den Stand der Forschung rund um den Klimawandel zusammenzufassen und für politische Entscheidungsträger aufzubereiten. So sollen die Regierungen der Welt wichtige Entscheidungen auf wissenschaftlicher Grundlage treffen können – konkrete Handlungsempfehlungen enthalten die IPCC-Berichte allerdings nicht.

1990 veröffentlichte der Rat seinen ersten sogenannten Sachstandsbericht. Seitdem erscheinen aktualisierte Fassungen jeweils im Abstand von mehreren Jahren. Die beiden jüngsten Studien sind Teil des sechsten Sachstandberichts, dessen dritter und letzter Abschnitt im April erwartet wird. Der thematische Fokus wird dann darauf liegen, wie man den Klimawandel auch jetzt noch effektiv abschwächen kann.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung des IPCC (28.02.2022): Climate change: a threat to human wellbeing and health of the planet. Taking action now can secure our future
  • Zusammenfassung des IPCC (28.08.2022): Headline Statements from the Summary for Policymakers
  • IPCC Fact Sheet (28.02.2022): Europe – Climate Change Impacts and Risks
  • IPCC Fact Sheet (28.02.2022): Human Settlements – Climate Change Impacts and Risks
  • IPCC Q&A (28.02.2022): Overarching Frequently Asked Questions and Answers
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