Notlage in Xinjiang China verheimlicht Lockdown für Millionen Menschen
In Chinas sozialen Medien beklagen viele die verheerende Lage in Xinjiang. Die Zensur will die Kritik verstummen lassen.
Seit Anfang August soll sich die Region Xinjiang in einem Corona-Lockdown befinden. Offiziell bestätigt wurde dies bisher nicht, allerdings häufen sich die Posts in Chinas sozialen Netzwerken, die auf einen Lockdown schließen lassen. Auf Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter, beschweren sich immer mehr Menschen über Versorgungsengpässe. Dem soll nun Einhalt geboten werden, wie die in den USA ansässige Enthüllungsplattform "China Digital Times" berichtet.
Laut übereinstimmenden internationalen Medienberichten befindet sich Xinjiang seit nunmehr 41 Tagen im Lockdown. Vorherige Lockdowns in der Volksrepublik zeigten bereits, wie hart die chinesische Regierung durchgreift. Nun berichten Anwohner der Region von schlechter medizinischer Versorgung und einer drohenden Hungersnot. Vor allem der westliche Teil Xinjiangs rund um die Stadt Ili mit 4,5 Millionen Einwohnern soll von den Engpässen betroffen sein.
Zensurbehörde wird aktiv
Der "China Digital Times" liegt eine interne Nachricht aus Chinas Zensurbehörde vor, in der Mitarbeiter dazu aufgefordert werden, gezielt Postings und Kommentare zu platzieren, um Berichte über Versorgungsengpässe zu übertönen. Täglich zwischen 20 und 22 Uhr sollen demnach Posts abgesetzt werden, die ein normales Leben in der Region im Nordwesten Chinas suggerieren.
Damit das Vorhaben nicht zu offensichtlich ist, wird in der Nachricht empfohlen, nicht zu viele Posts hintereinander abzusetzen. Des Weiteren wird explizit Geheimhaltung verlangt. Besonders perfide: ein Großteil der Posts beinhaltet Bilder und Videos zum Thema Essen und Ernährung. So postete unter anderem die Pressesprecherin des chinesischen Außenministeriums ein Video der Erntezeit in Xinjiang.
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Der Twitter-Account des Chinesischen Generalkonsulats in München trug ebenfalls zur Kommentarflut unter dem Hashtag #Xinjiang bei. In einem Post wird die Landwirtschaft und Natur Bayerns mit der Xinjiangs verglichen.
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Xinjiang international im Blickpunkt
Es ist nicht das erste Mal, dass die an Kasachstan grenzende Region international in den Fokus gerät. In der Vergangenheit sorgten schon häufiger Berichte zu den Internierungslagern für Uiguren für Empörung. Von Zwangssterilisierungen und Zwangsarbeit ist die Rede.
Am Montag legten die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die Organisation für Migration (IOM) und die Walk-Free-Stiftung, die sich gegen Sklaverei engagiert, den Bericht über moderne Sklaverei 2021 vor. Rund 50 Millionen Menschen weltweit leisten demnach Zwangsarbeit. Die Zahl sei in den vergangenen fünf Jahren deutlich um 25 Prozent gestiegen. Die Autoren rechnen mit 28 Millionen Menschen, die zu einer Arbeit gezwungen werden, und 22 Millionen, die in erzwungenen Ehen leben und dort vor allem als Hausbedienstete ausgenutzt werden.
Der Bericht benennt explizit die Region Xinjiang. Gerade erst hat das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte einen Bericht vorgelegt, in dem der Volksrepublik schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. China weist alle Vorwürfe zurück.
- chinadigitaltimes.net: "MINITRUE: FLOOD WEIBO COMMENTS ON XINJIANG PREFECTURE’S LOCKDOWN" (englisch, Stand: 12. September 2022)
- scmp.com: "Locked down and running out of food: Xinjiang residents vent on social media" (kostenpflichtig, englisch, Stand: 12. September 2022)
- twitter.com: Tweet von @SpokespersonCHN
- twitter.com: Tweet von @ChinaCG_Muc
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche