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Anschlag in Lyon: Islamist in Frankreich handelte alleine


Terrorakt bei Lyon
Islamist in Frankreich handelte alleine

Von afp, reuters, t-online
Aktualisiert am 26.06.2015Lesedauer: 3 Min.
Eine Spezialeinheit eskortiert die Frau und Tochter des Täters aus einem Gebäude.Vergrößern des BildesEine Spezialeinheit eskortiert die Frau und Tochter des Täters aus einem Gebäude. (Quelle: AFP-bilder)
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Knapp ein halbes Jahr nach den Mordanschlägen von Paris gegen das Satiremagazin "Charlie Hebdo" wird Frankreich erneut von einem islamistischen Attentat erschüttert. Nach einem Überfall auf ein Werk für Industriegase in der Nähe von Lyon wurde die Leiche eines enthaupteten Mannes entdeckt. Mindestens zwei Menschen wurden nach Angaben der Behörden zudem leicht verletzt.

Die Polizei nahm einen 35-jährigen Mann fest, der Kontakt zur radikalislamischen Szene haben soll.

Dieser hat den Anschlag offenbar alleine verübt. Es gebe keinerlei Hinweise auf einen Komplizen während des Anschlags, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins in Paris. Zeugen zufolge sei der Attentäter alleine im Auto gewesen, als er am Freitagmorgen auf das Gelände der Industrieanlage nahe der ostfranzösischen Stadt Lyon fuhr.

Verbindung zu salafistischen Gruppen

Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, der mutmaßlichen Attentäter stehe in Verbindung mit salafistischen Organisationen. Die Behörden seien bereits 2006 auf den 35-Jährigen wegen radikaler Tendenzen aufmerksam geworden.

Mittlerweile ist auch die Identität des geköpften Opfers geklärt: Es handle sich um den Chef einer örtlichen Transportfirma, verlautete aus Sicherheitskreisen. Er war der Arbeitgeber des mutmaßlichen Täters.

Ehefrau des Täters festgenommen

Kurz nach dem Anschlag ist auch die Ehefrau des mutmaßlichen Täters nahe Lyon festgenommen worden, heißt es aus Justizkreisen.

Vor ihrer Festnahme hatte die Ehefrau noch dem Radiosender Europe 1 ein Interview gegeben. "Ich weiß nicht, was gerade passiert", sagte sie. Ihr Ehemann sei am Morgen wie jeden Tag zur Arbeit aufgebrochen. "Wir sind normale Muslime. Wir haben drei Kinder, ein normales Familienleben."

"Enorme Explosion" in Gasfabrik

Nach bisherigen Erkenntnissen raste der Täter gegen 9:50 Uhr in einem Auto mit hoher Geschwindigkeit auf die amerikanische Gasfabrik zu. Die Ermittler vermuten, dass das Werk in die Luft gejagt werden sollte. Zeugen berichteten von einer "enormen Explosion".

Der Schaden hielt sich dann aber offenbar in Grenzen. Die Fabrik gehört dem US-Konzern Air Products, der Gase für die Industrie und den medizinischen Gebrauch herstellt.

Die Zeitung "Le Dauphiné Libéré" zitierte Augenzeugen, wonach ein Mann mit mehreren Islamistenflaggen in den Händen Gasbehälter geöffnet und zur Explosion gebracht habe.

Auf dem Gelände rammte das Auto zuvor auch Gasbehälter, die dort standen. Dabei gab es mindestens zwei Verletzte.

Enthauptete Leiche entdeckt

Nahe der Fabrik hatten Ermittler am Morgen eine enthauptete Leiche entdeckt. Der Kopf des Opfers war an einem Zaun der Anlage befestigt und mit arabischen Schriftzeichen beschrieben. In der Nähe waren nach Angaben von Augenzeugen zwei schwarze Islamistenflaggen zu sehen.

Präsident Hollande brach wegen des Anschlags seine Teilnahme am EU-Gipfel in Brüssel ab und berief eine Sitzung des Sicherheitskabinetts ein. Er sprach von einem Anschlag "terroristischer Natur".

Bundesregierung verurteilt den Anschlag

Die Bundesregierung verurteilte das Attentat. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: "Das ist etwas, was uns besonders bewegt." Gerade in Fragen der Sicherheit hingen Deutschland und Frankreich eng zusammen.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte: "Diesen Akt des Terrors und des Fanatismus verurteilen wir auf das Schärfste. Wir sehen uns vereint mit Frankreich in der Verteidigung unserer freien Gesellschaft gegen den blinden Hass des Terrors."

Im Januar waren bei Anschlägen auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt in Paris 17 Menschen von islamistischen Terroristen getötet worden. Die Anschläge lösten international eine beispiellose Welle der Solidarität aus.




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