"Nummer 1 des IS in Deutschland" verhaftet

Ermittlern in Deutschland ist offenbar ein Schlag gegen die Islamistenszene gelungen. Unter den dabei Festgenommenen ist auch Abu Walaa, die "Nummer 1 des IS in Deutschland", wie ihn "SΓΌddeutsche Zeitung", WDR und NDR bezeichneten.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestΓ€tigte inzwischen, dass fΓΌnf mutmaΓliche Islamisten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen festgenommen wurden. Die Zugriffe erfolgten demnach in Dortmund, Duisburg und TΓΆnisvorst (jeweils NRW) sowie in Hildesheim. Die BehΓΆrden hatten den HauptverdΓ€chtigen seit einem Jahr beobachtet.
Die Bundesanwaltschaft bestΓ€tigte auch, dass Abu Walaa in dem ΓΌberregionalen salafistisch-dschihadistischen Netzwerk die zentrale FΓΌhrungsposition ΓΌbernommen habe. Er bekenne sich offen zum IS und sei in der Vergangenheit bei zahlreichen salafistischen Veranstaltungen als Redner aufgetreten.
Der 32-jΓ€hrige Iraker Abu Walaa, der auch als "Prediger ohne Gesicht" bekannt sei, heiΓe mit richtigem Namen Ahmad Abdelazziz A. und biete sogar eine eigene App an, so das Recherche-Netzwerk von "SZ", WDR und NDR. Aus Sicherheitskreisen hieΓ es, A. sei Prediger in der Hildesheimer DIK-Moschee "Deutschsprachiger Islamkreis Hildesheim e.V.".
Die Moschee war Ende Juli wegen einer vorab bekannt gewordenen Razzia in die Schlagzeilen geraten. Die Durchsuchung musste damals ΓΌbereilt angegangen werden, nachdem Medien ΓΌber die geplante Aktion berichtet hatten. Festnahmen gab es damals keine, es wurde aber Beweismaterial sichergestellt.
Die Arbeitsteilung in der Gruppe
Den jetzt Festgenommenen werde die UnterstΓΌtzung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Sie hΓ€tten junge Muslime fΓΌr den Dschihad angeworben und bei der Ausreise logistisch und finanziell unterstΓΌtzt.
Den zu den festgenommenen zΓ€hlenden Hasan C., ein 50-jΓ€hriger TΓΌrke, und Boban S., ein 36 Jahre alter Deutsch-Serbe, kam laut Bundesanwaltschaft die Aufgabe zu, Gleichgesinnten und Ausreisewilligen neben der arabischen Sprache auch radikalislamische Inhalte zu lehren. Dies habe die ideologische und sprachliche Grundlage fΓΌr eine zukΓΌnftige TΓ€tigkeit beim IS liefern sollen, erklΓ€rte die AnklagebehΓΆrde.
Insbesondere sollten die Angeworbenen demnach an Kampfhandlungen teilnehmen. Abu Walaa sei es vorbehalten gewesen, Ausreisen zu billigen und zu organisieren. Mit der konkreten Umsetzung habe er zwei weitere Beschuldigte, einen 27 Jahre alten Deutschen und einen 26-jΓ€hrigen Kameruner, beauftragt. Auf diese Art habe das Netz nachweislich mindestens einen jungen Mann mit seiner Familie zum IS nach Syrien geschleust. Die Beschuldigten wΓΌrden am Dienstag und Mittwoch dem Haftrichter beim Bundesgerichtshof vorgefΓΌhrt.
Tippgeber fΓΌhrte Ermittler auf die Spur der VerdΓ€chtigen
Aussagen eines IS-RΓΌckkehrers sollen laut "SZ", WDR und NDR maΓgeblich zu den Festnahmen beigetragen haben. Der 22-jΓ€hrige Tippgeber hatte sich den Angaben zufolge von der Terror-Miliz losgesagt und war aus dem IS-Gebiet in Syrien in die TΓΌrkei geflohen.
Die SicherheitsbehΓΆrden hΓ€tten schon lΓ€nger beobachtet, dass es nach Islamseminaren Abu Walaas in einer Moschee in der Hildesheimer Nordstadt zu Ausreisen in Richtung Syrien gekommen sei.