Wiederholter Vorwurf US-Behörde stellt klar: Hamas unterschlägt wohl keine Hilfsgüter

Eine US-Behörde erklärt, keine Belege für die Plünderungen der Hamas von Hilfslieferungen gefunden zu haben. Israel und das eigene Außenministerium widersprechen.
Eine interne Analyse der US-Behörde für Entwicklungshilfe (USAID) hat nach Reuters-Informationen keine Belege für eine systematische Unterschlagung von US-Hilfsgütern durch die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen gefunden. Die USAID-Untersuchung stellt damit die Hauptbegründung der Regierungen in Washington und Jerusalem für die Unterstützung des neuen, bewaffneten Hilfseinsatzes der umstrittenen Privatorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GH) infrage.
Das US-Außenministerium wies die Ergebnisse jedoch zurück. Ein Sprecher erklärte, es gebe Videobeweise für Plünderungen durch die Hamas, legte diese jedoch nicht vor.
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44 Fälle direkt oder indirekt auf Handlungen Israels zurückzuführen
Die Analyse des Büros für Humanitäre Hilfe (BHA) von USAID untersuchte 156 Fälle von Diebstahl oder Verlust von US-finanzierten Hilfsgütern zwischen Oktober 2023 und Mai 2025 in dem Palästinensergebiet. In keinem der Berichte werde behauptet, dass die Hamas von den Lieferungen profitiert habe, hieß es in den Reuters vorliegenden Unterlagen.
Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass mindestens 44 der Vorfälle direkt oder indirekt auf Handlungen des israelischen Militärs zurückzuführen seien. Die Autoren räumten jedoch eine Einschränkung ein: Da die palästinensischen Empfänger der Hilfen nicht überprüft werden könnten, sei es möglich, dass Lieferungen an Verwaltungsfunktionäre der Hamas gegangen seien.
Israel gibt Hamas die Schuld
Die israelische Regierung, die den Zugang zum Gazastreifen kontrolliert, hält dagegen an ihrer Darstellung fest. Geheimdienstberichten zufolge zweige die Hamas bis zu einem Viertel der Hilfslieferungen für ihre Kämpfer ab oder verkaufe sie an die Zivilbevölkerung. Die Hamas bestreitet die Vorwürfe.
Der Krieg im Gazastreifen begann nach einem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 Geiseln verschleppt wurden. Seither wurden bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden fast 60.000 Palästinenser getötet.
Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) leidet fast ein Viertel der 2,1 Millionen Einwohner in dem dicht besiedelten und von Israel abgeriegelten Küstengebiet unter hungerähnlichen Bedingungen. Dazu leiden Tausende an akuter Unterernährung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Ärzte berichten von Todesfällen wegen Hunger unter anderem bei Kindern.
- Nachrichtenagentur Reuters