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Schweiz: Wirtschaft reagiert geschockt auf Trumps hohen US-Zölle


"Wohlstand in Gefahr"
Schweizer Wirtschaft reagiert geschockt auf Trumps Zölle

Von t-online, jse

Aktualisiert am 01.08.2025 - 16:11 UhrLesedauer: 2 Min.
Donald Trump: Die Zoll-Ankündigung des US-Präsidenten löst in der Schweiz Besorgnis aus.Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Die Zoll-Ankündigung des US-Präsidenten löst in der Schweiz Besorgnis aus. (Quelle: Jacquelyn Martin)
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In wenigen Tagen erhebt die US-Regierung 39 Prozent Zoll auf Schweizer Industrieprodukte. Ein führender Ökonom warnt vor Rezession.

Die Schweizer Exportwirtschaft steht vor einer schweren Belastungsprobe. Ab dem 7. August erhebt die US-Regierung einen Einfuhrzoll von 39 Prozent auf eine Vielzahl von Schweizer Industrieprodukten – ein Satz, der nach Angaben aus Bern deutlich über dem bislang befürchteten Niveau liegt. Noch im April hatte die US-Seite einen Wert von 31 Prozent genannt.

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Der Entscheid betrifft die stark exportorientierte Tech- und Maschinenbauindustrie, aber auch andere Branchen. Wirtschaftsvertreter warnen vor massiven Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Investitionen. Nach Angaben des Verbands Swissmem drohen der Schweiz mehrere Zehntausend Stellen verloren zu gehen. Die USA sind derzeit der wichtigste Absatzmarkt für Schweizer Unternehmen: 2024 exportierten sie Waren im Wert von über 65 Milliarden Franken (fast 70 Milliarden Euro) dorthin – rund 17 Prozent der Gesamtausfuhren.

Harsche Kritik aus der Wirtschaft

Wirtschaftsverbände zeigen sich tief besorgt. Die Zölle seien wirtschaftlich nicht nachvollziehbar und politisch motiviert, so der Tenor. Swissmem kritisiert den Entscheid als "willkürlich" und fordert nun ein Reformpaket zur Stärkung der Exportwirtschaft. Auch der Verband Swissmechanic spricht von einer "ernsthaften Gefahr für den Werkplatz Schweiz" und fordert klare Resultate aus den laufenden Verhandlungen mit den USA. Economiesuisse bezeichnet die US-Maßnahme als "nicht gerechtfertigt" und betont die Bedeutung verlässlicher Handelsbeziehungen mit dem wichtigsten Exportmarkt.

Auch führende Ökonomen warnen vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen. Hans Gersbach, Co-Direktor der Schweizer Konjunkturforschungsstelle (KOF) und Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, rechnet im Fall eines Inkrafttretens der Zölle mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um mindestens 0,7 Prozent. Sollten die Handelsbarrieren länger bestehen bleiben oder zu Störungen in den Lieferketten führen, drohe sogar eine Schrumpfung der Wirtschaft um mehr als ein Prozent – mit der Gefahr einer Rezession. Gersbach sieht in der Maßnahme vor allem politischen Druck: Ziel sei es, der Schweiz Zugeständnisse abzuringen – etwa bei Pharmapreisen oder Importbedingungen für US-Agrarprodukte.

Regierung will weiter verhandeln

Im internationalen Vergleich wirkt der US-Zollsatz gegen die Schweiz besonders hoch. Für Exporte aus der EU gilt ab August ein Satz von 15 Prozent, für das Vereinigte Königreich 10 Prozent. Die Schweiz liegt damit deutlich über dem Niveau anderer westlicher Partnerländer – was laut Branchenvertretern zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil führen könnte. Unternehmen prüfen nun, Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern.

Die Schweizer Regierung hatte in den vergangenen Wochen versucht, eine Einigung mit der US-Seite zu erzielen. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter sprach von einem "großen Bedauern" über den Ausgang. Die Verhandlungen seien noch nicht beendet, hieß es am Freitag. Die Schweiz setzt weiterhin auf Gespräche, um die Zölle zumindest abzumildern.

Die Schweizer Verbände fordern nun schnelle Gegenmaßnahmen im Inland. Neben außenpolitischem Druck drängen sie auf Erleichterungen für die Wirtschaft: Denkbar seien etwa eine Ausweitung der Kurzarbeitsregelungen, ein Verzicht auf neue Regulierungen und die zügige Umsetzung geplanter Freihandelsabkommen. Einigkeit besteht darin, dass protektionistische Reflexe gegenüber den USA nicht zielführend seien.

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