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Biden-Rede in der Analyse: Körpersprache-Experte erläutert Details | Video


Vielbeachtete Rede im Kongress
Experte entdeckt Auffälligkeiten bei Biden


Aktualisiert am 08.03.2024Lesedauer: 1 Min.
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Joe Biden: Der US-Präsident gestikuliert bei seiner Rede zur Lage der Nation. (Quelle: t-online)

Joe Biden zeigt sich bei seiner wichtigen Rede zur Lage der Nation fit und angriffslustig. Dennoch ist der Eindruck vom Auftritt zweischneidig, wie ein Experte im Video aufzeigt.

Mit einem kämpferischen Auftritt im Kongress hat US-Präsident Joe Biden versucht, im Wahlkampf zu punkten und Zweifel an seiner mentalen Fitness zu zerstreuen. Ob ihm das gelungen ist, analysiert Körpersprache-Experte Stefan Verra im Gespräch mit t-online.

Joe Biden wechselt in seiner Rede zwischen klarer Rhetorik, humorvollen Einschüben und spontanen Äußerungen an Abgeordnete im Repräsentantenhaus. Dem Experten fallen allerdings noch mehr Merkmale an Biden und seiner Körpersprache auf.

Der Präsident brachte die mehr als einstündige Rede ohne größere Patzer oder Versprecher über die Bühne. Und trotzdem sei der Eindruck von seinem Auftritt zweischneidig, so Körpersprache-Experte Verra.

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"Diese Rede, die war interessant, weil man hier einen anderen Joe Biden sieht, als man üblicherweise in den sozialen Medien sieht."

Bei der traditionellen Rede zur Lage der Nation gab sich US-Präsident Joe Biden am Donnerstagabend energisch und angriffslustig.
Körpersprache-Experte Stefan Verra hat die Rede analysiert - und erkennt gleich zu Beginn einen fitten Joe Biden.

"Schon bei der Begrüßung. Da steht er in einem Pulk von Menschen. Und es ist ja für uns sehr anstrengend, wenn jeder von uns etwas will. Wenn man genau zuschaut: Er reagiert sehr, sehr schnell auf alle anderen. Schnelle Reaktion ist ein Zeichen, da ist jemand sehr wach. Nummer eins. Nummer zwei: Er zeigt auch sehr ausgeprägte Mimik. Also er spricht mit jemanden und dann macht er etwas: Er lächelt und seine Mundwinkel gehen sehr weit nach hinten. In der Körpersprache spricht man von großer Amplitude, also großer Umfang der Bewegungen. Und das machen wir in jungen Jahren häufiger als in älteren Jahren in späteren Jahren. Und damit wirkt er zumindest auf diesen Aufnahmen nicht so alt, als wir es bislang so von ihm gewohnt sind."

Biden konzentrierte sich in weiten Teilen der Rede auf innenpolitische Themen, die viele Amerikaner im Alltag umtreiben.
Mehrfach unterbrachen Republikaner den Präsidenten mit Zwischenrufen, die Biden jedoch geschickt konterte.

"Joe Biden spricht und wer brüllt rein? Marjorie Taylor Greene. Er reagiert sehr spontan, hält sofort inne und holt etwas raus: Eine Medaille und spricht dann darüber. Diese schnelle Reaktion, die fällt sogar uns manchmal schwer, wenn wir ein Referat, einen Vortrag halten, auf jemanden spontan zu reagieren. Das schafft Biden sehr gut in dieser Szene."

Der 81-Jährige inszenierte sich als Gegenstück zu seinem voraussichtlichen Herausforderer Donald Trump, den er lediglich als seinen „Vorgänger“ bezeichnete.

"Er vermeidet geschickt dessen Namen, aber hier sieht man, wie kraftvoll er ist. Er bringt das mit so einer Börse und mit so viel Druck in der Stimme, dass man merkt, das ist nicht angelernt, sondern das ist eine tiefe Überzeugung von ihm."

In seiner Rede gelang es Biden immer wieder, auch mit dem Publikum zu interagieren. Dass weite Teile seiner Rede von einem Teleprompter abgelesen werden, sei dabei zu vernachlässigen.

"Da braucht es hier schon weit mehr körpersprachliches Geschick, um mit diesen Teleprompter und den freien Rede-Stücken umzugehen. Effekt ist übrigens, dass sich das ganze Publikum angesprochen fühlt. Nummer eins. Nummer zwei: Uns Fernsehzuschauern vermittelt er damit auch: Mein Publikum ist sehr groß. Ich bin also ein großes Alphatier. Viele Menschen hören mir zu. Der Effekt ist größer, als würde er nur von einem Zettel unter lesen."

Mehrfach thematisierte Biden sein Alter - offensiv und auf humorvolle Art und Weise.

"Er setzt hier etwas ein, das sehr geschickt ist, nämlich ein Re-Frame. Das heißt, er bringt sein Alter in einen anderen Zusammenhang. Er sagt: Es kommt nicht darauf an, wie alt wir sind, sondern wie alt unsere Ideen sind. Und dem muss man einfach zustimmen.
Das erste, wo man merkt, jetzt wird es lustig: Er hebt den rechten Mundwinkel. Das heißt, dieses asymmetrische Lächeln, auch wenn ich das mache oder eine Augenbraue hebe - da merkt man schon, da wird's jetzt zweideutig. Zumindest wird es jetzt humorvoll. Er hilft dem Zuschauer, mit seiner Körpersprache also die richtige Erwartungshaltung aufzubauen. Und damit natürlich evoziert er Lachen und Gelächter. Sehr geschickt gemacht. Im Großen muss man also sagen: Joe Biden schaffte es auch mit über 80 Jahren noch Stimmung zu erzeugen, indem er mit seiner Stimme so moduliert, indem er das Publikum mit einbezieht, in dem er richtig laut wird. Ja, er brüllt ja manchmal richtig ins Mikrofon rein. Und damit erzeugt er natürlich Stimmung. Ja, es ist vor Heim-Publikum, zumindest teilweise. Und die applaudieren natürlich besonders gern. Aber wenn man der Rede wirklich zuhört, wird man erkennen, es reißt einen schon mit. Große Rede von ihm."

Die viel beachtete Rede im Kongress mitten im Wahlkampf war eine Art Bewährungsprobe für Biden. Und er hat geliefert. Auch, wenn man ihm sein fortgeschrittenes Alter in manchen Momenten anmerkte.

"Das klingt jetzt alles sehr doll und sehr schön. Es klingt ja fast, wie wenn er ein jugendlicher Redner wie Barack Obama wäre. Das ist er natürlich nicht. Er ist ein alter Mann.
Das Alter sieht man zum Beispiel bei ihm, wie steif er sich von links nach rechts bewegt. Er hat eine Gestik, die sehr, sehr steif ist. Das heißt, seine Finger bewegen sich nahezu gar nicht mehr. Die Feinmotorik ist sehr gering, auch wenn er sich ins Gesicht wahrt. Und die Handgelenke bewegen sich nicht mehr. Damit signalisiert er schon fortgeschrittenes Alter.
Man muss sagen, es sind relativ wenige Versprecher passiert. Dann kommt noch was dazu. Er hustet gegen Ende seiner Rede. Dann merkt man auch die Stimme wird etwas brüchiger. Das hat natürlich mit der nachlassenden Kraft zu tun, bei ihm als über 80-jährigen natürlich noch mehr. Aber insgesamt muss man sagen, jeder hätte da wahrscheinlich mal einen Schluck Wasser getrunken. Man muss also bei ihm tatsächlich das zweischneidig anschauen. Er ist verbal noch sehr, sehr kraftvoll. Körperlich zeigt er schon einige Signale, die auf hohes Alter schließen lassen."

Für Joe Biden war es einer der wichtigsten Momente seiner Karriere. Dem Druck hat der US-Präsident standgehalten.

Womit Biden bei seiner wichtigen Rede überzeugen konnte und welche auffälligen Details der Körpersprache-Experte erkennt, sehen Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Stefan Verra
  • Mit Videomaterial der Nachrichtenagentur Reuters
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