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FBI-Chef überprüft Mitarbeiter mit Lügendetektor-Test


FBI-Chef überprüft Mitarbeiter
Und plötzlich klingelt das Telefon


11.07.2025 - 15:28 UhrLesedauer: 4 Min.
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FBI-Chef Kash Patel: Er kehrt mit eisernem Besen durch seine Behörde, Kritiker werden vor die Tür gesetzt. (Quelle: J. Scott Applewhite/AP/dpa/dpa-bilder)
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Von seinen Mitarbeitern verlangt FBI-Chef Kash Patel unbedingte Loyalität zu US-Präsident Trump und dessen Agenda – und zu sich selbst. Lügendetektor-Tests sollen sie sicherstellen. Wer sich weigert, riskiert seinen Job.

Für Michael Feinberg begann das Ende seiner Karriere beim FBI mit einem morgendlichen Anruf seiner Vorgesetzten. Der Special Agent im FBI-Büro von Norfolk/Virginia hatte Ende Mai seine neue Abteilungsleiterin Dominique Evans in der Leitung. Sie wolle "brutal ehrlich" mit ihm sein, erinnert sich Feinberg an den Beginn des Gesprächs.

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Feinberg erfuhr am Telefon nicht nur, dass er trotz seiner belegbar guten Arbeit für das Büro nicht mit einer Beförderung rechnen könne. Evans riet ihm sogar, sich auf eine Degradierung oder Versetzung einzustellen. Feinberg ahnte sofort, warum. Er sah sich bestätigt, als Evans ihn fragte, ob er mit Peter Strzok befreundet sei.

Strzok hatte für das FBI die Ermittlungen bezüglich einer möglichen Einmischung Russlands in die Präsidentschaftswahlen 2016 geleitet, die Donald Trump zum ersten Mal ins Weiße Haus geführt hatten. Während Trumps erster Amtszeit wurde Strzok zunächst von den Ermittlungen abgezogen und später entlassen, da er sich in Textnachrichten kritisch über Trump und dessen Anhänger geäußert hatte.

Seine klare Haltung brachte Strzok 2023 gar auf eine Liste von "Staatsfeinden", die ein gewisser Kash Patel 2023 in seinem Buch "Government Gangsters" veröffentlichte. Das Werk zählt zum Kanon klassischer Deep-State-Verschwörungstheorien – einem Narrativ über eine angeblich geheime Elite, die im Verbrogenen die Geschicke des Staates lenken soll.

Und plötzlich klingelt das Telefon

Michael Feinberg war und blieb trotzdem eng mit Peter Strzok befreundet. Kash Patel wurde im Februar 2025 von Donald Trump auf den Stuhl des FBI-Chefs gehievt. Ende Mai klingelte folgerichtig Feinbergs Telefon.

In einem Gastbeitrag für einen Thinktank, der sich mit Fragen der Nationalen Sicherheit beschäftigt, berichtet Feinberg jetzt, wie Kash Patel und sein engster Mitarbeiterkreis die Ermittlungsbehörde umbauen: zu einer streng der Trump-Agenda verpflichteten, durch und durch politisierten Institution, die weder Kritik noch abweichende Meinungen duldet. Wer sich verdächtig macht, muss seine Gesinnung nachweisen. Auch per Polygraf, oder einfacher gesagt: per Lügendetektor.

Die "New York Times" will erfahren haben, dass seit Patels Amtsantritt der Einsatz von Lügendetektor-Tests bei FBI-Mitarbeitern deutlich ausgeweitet worden sei. Nicht nur habe die Zahl solcher Befragungen deutlich zugenommen, sondern sich vor allem die inhaltliche Ausrichtung der Tests geändert.

Dienten sie demnach früher eher dazu, die Vertrauenswürdigkeit und Integrität der Mitarbeiter gegenüber den USA zu belegen, so sollen sie jetzt vor allem eingesetzt werden, um die politische und persönliche Gesinnung der Befragten auf Herz und Nieren zu prüfen. Auch Michael Feinberg sollte sich einem solchen Test unterziehen, um über die Natur seiner Beziehung zu Peter Strzok Auskunft zu geben.

Patel achtet peinlich genau auf seine öffentliche Darstellung

Patel lässt dem Bericht zufolge aber nicht nur testen, wie seine Mitarbeiter zu Donald Trump stehen oder ob sie mit dessen Gegnern sympathisieren: Der neue starke Mann im FBI durchleuchtet vor allem die Loyalität der Bediensteten zu ihm ganz persönlich. Patel ist berüchtigt dafür, wie wichtig ihm seine Darstellung in der Öffentlichkeit ist. Gegen die Behauptung eines Ex-FBI-Funktionärs, er verbringe mehr Zeit in Nachtklubs als im Büro, ging er gerichtlich vor, obwohl er Mitglied in einem sehr exklusiven Etablissement in einem Resort in Las Vegas ist. Auch gegen kritische Berichterstattung zu seiner früheren Rolle im Nationalen Sicherheitsrat zog er gegen mehrere Medien vor Gericht.

Diese Empfindlichkeit beeinflusst offensichtlich auch seinen Führungsstil innerhalb des FBI. Die "New York Times" zitiert zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen: Sie geben an, hochrangigen Mitarbeitern sei sowohl in Gesprächen als auch im Rahmen von Lügendetektor-Tests die Frage gestellt worden, ob sie sich jemals negativ über ihren Chef geäußert hätten. In einem Fall, so heißt es weiter, wurden Beamte angeschlossen an den Polygrafen dazu befragt, ob sie an die Medien durchgestochen hätten, dass Patel eine Dienstwaffe beantragt hatte. Hintergrund: Sein Wunsch nach einer Waffe hatte Schlagzeilen gemacht, weil er als FBI-Chef eine Funktionärsrolle bekleidet und kein aktiver Agent ist.

Gesinnungs-Tests gibt es auch in anderen Ministerien

Nach Aussage mehrerer mit der Angelegenheit vertrauter Personen haben Dutzende Beamte solche Lügendetektor-Tests ablegen müssen – unklar ist jedoch, wie viele konkret nach Patel befragt wurden. Die Maßnahmen seien politisch motiviert und unangemessen, so die Kritik. Wer Patel oder dessen Stellvertreter Dan Bongino kritisiere, riskiere seinen Job.

Auch in anderen Behörden weht seit Donald Trumps Amtsantritt offenbar politisch ein schärferer Wind. Im Heimatschutzministerium sucht Kristi Noem, die von Trump eingesetzte ultrakonservative Leiterin, mit Lügendetektoren nach Mitarbeitern, die Interna an die Medien verraten haben sollen. Indiskretionen werden verfolgt und angezeigt. Wer erwischt wird, dem drohen bis zu zehn Jahre Haft. Dasselbe gilt für Mitarbeiter, die Informationen über Razzien gegen mutmaßliche illegale Einwanderer weitergeben.

"Ich will meinem Sohn weiterhin in die Augen schauen können"

Michael Feinberg machte trotz des Anrufes seiner Chefin und seiner langjährigen Freundschaft zu Peter Strzok keinen Lügendetektor-Test mehr. 24 Stunden nach dem Telefongespräch reichte er seine Kündigung beim FBI ein. Nur fünf Jahre fehlten ihm, um seine Pensionsberechtigung zu erlangen.

In seiner Kündigung schreibt Feinstein über die neuen Verhältnisse innerhalb des FBI: "Als unsere Organisation so zu verrotten begann, habe ich mir geschworen, mich stets so zu verhalten, dass ich meinem Sohn weiterhin in die Augen schauen kann. Ich muss aber erkennen, dass ich diesen Schwur nicht halten kann, solange ich unter dieser Führung arbeite."

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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