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Corona-Krise: Das Erfolgsrezept für eine Zukunft mit der Covid-19-Pandemie


Leben mit der Pandemie
Das Erfolgsrezept für Deutschlands Corona-Zukunft

  • Gerhad Spörl
MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 11.08.2020Lesedauer: 4 Min.
Meinung
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Begrüßung mit dem Ellenbogen: So sieht die neue Normalität unter Corona aus.Vergrößern des Bildes
Begrüßung mit dem Ellenbogen: So sieht die neue Normalität unter Corona aus. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Die Corona-Pandemie beeinflusst das Leben in Deutschland in historischem Ausmaß. Die meisten der Entscheidungen machen keinen Spaß, sind aber notwendig. Sechs Vorschläge für die weitere Corona-Normalität.

Mein Sohn heiratet in ein paar Wochen und wollte eigentlich ein großes Fest feiern. Er und seine Frau stammen aus Patchworkfamilien und haben auch noch viele Freunde, da kommt einiges zusammen, weit über 100 Leute. Dafür bräuchten sie ein großes Restaurant, um den Mindestabstand zwischen Tischen und Menschen einzuhalten, was nicht gerade die Stimmung heben würde. An Tanzen, an Ausgelassenheit ist ohnehin nicht zu denken. Also lassen sie es, also wird jetzt im kleinen Kreis gefeiert. Das ist schade, aber richtig.

Die meisten Entscheidungen in der Corona-Zeit machen keinen Spaß und folgen zähneknirschend der Einsicht in die Notwendigkeit. Abiturfeten fallen aus, runde Geburtstage finden im vertrauten Zirkel statt, Fernreisen werden verschoben, Flugzeuge gemieden. Vieles ist anders, aber es ist, wie es ist. Es geht auf und ab. Heute ist die Zahl der Infizierten, laut dem Robert-Koch-Institut, wieder gesunken. Vorige Woche war sie gestiegen und damit auch die Angst vor einer zweiten Welle.

Die Unsicherheit ist unser Begleiter durch den Sommer. Daran wird sich nichts ändern, zumal die Schulen im Norden wieder aufmachen und ab jetzt wieder Normalbetrieb herrschen soll, während der Süden noch im Urlaub ist. Um kurz mal innezuhalten: Erst seit einem halben Jahr leben wir mit der Pandemie. Deutschland hat nicht alles, aber vieles richtig gemacht. Es ging darum, die Kurve der Infizierten abzuflachen und Chaos in den Krankenhäusern zu verhindern. Beides ist gelungen.

Im Ländervergleich kommen wir glimpflich davon und das soll so bleiben. Es ging auch darum, den wirtschaftlichen Absturz zu dämpfen. Dafür hat die Bundesregierung beispiellos viel Geld investiert, was ebenso riskant wie richtig war. Verglichen mit Frankreich oder England und mit den USA sowieso sind wir glimpflich dran.

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Weiter: Die große Mehrheit hat nach wie vor Vertrauen in den Staat, der allen einiges abverlangt. Es gibt so etwas wie Corona-Solidarität, auch wenn niemand gerne Maske trägt, aber schließlich haben wir uns auch daran gewöhnt, den Gurt im Auto anzulegen und nicht mehr in Restaurants zu rauchen. Im Unterschied dazu sind die Virus- Vorsichtsmaßnahmen auf Zeit angelegt: bis ein Impfstoff gefunden ist, noch in diesem Jahr, wie die Optimisten sagen, oder erst im Laufe des nächsten, wie die Pessimisten sagen, die ja vielleicht die Realisten sind.

Wie geht es weiter? Natürlich hängt es davon ab, ob das Vertrauen in die
Regierungen und den Staat schrumpft, wie die Rezession ausfällt und ob die unfassbar vielen Milliarden Euro aus Berlin und Brüssel sinnvoll und
wirkungsvoll eingesetzt werden. Aber auch auf uns kommt es an, auf unsere Geduld und Einsicht. Hier kommen ein paar Vorschläge fürs weitere Verhalten.

► 1. Da nun einmal die Maske und der Mindestabstand Schlimmeres verhüten, ist es sinnvoll, dass beides durchgesetzt wird. Das ist Sache des Staates im weitesten Sinn. Ich habe gelesen, dass 90 Prozent der Deutschen die Mundschutzpflicht richtig finden und zwei Drittel sich härteres Vorgehen gegen Zuwiderhandeln wünschen, im Bus, im Park, im Aufzug. Wer gezielt und nicht etwa aus Versehen dagegen verstößt, kennt das Risiko und soll es dann auch tragen.

► 2. Dass die Rückkehrer aus der Türkei oder den USA an den Flughäfen getestet werden, liegt nahe. Offenbar hat sich auch noch niemand ernsthaft darüber beschwert oder sich gar dagegen gewehrt, wobei es ihm auch nicht viel nützen würde. Inzwischen muss man nur noch eine Woche in Quarantäne, was auszuhalten ist.

► 3. Der Lehrergewerkschaft gefällt vieles nicht an der Wiederöffnung der Schulen. Das ist ihr Job. Den Masterplan gibt es aber nicht. Improvisation ist gefragt. Wie immer in den Schulen hängt es von der Kreativität der Lehrerinnen und Lehrer ab, was im Unterricht passiert und was in den Pausen. Potentiell sind sie am meisten gefährdet, das ist wahr. Das Ganze ist ein Experiment und Experimente können auch schief gehen, müssen aber nicht. Und: Was wäre die Alternative?

► 4. Es gibt die Mehrheit der Einsichtigen und die Minderheit der Andersdenkenden. Am Wochenende demonstrierte "Querdenken" in Stuttgart und Dortmund. Die Leute trugen keine Masken, hielten aber Abstand zueinander. Ich finde das bemerkenswert. Keiner steckt sich freiwillig an, selbst wenn er die Pandemie für eine Erfindung der Regierung Merkel hält und Bill Gates für den Impf-Teufel – fast ein Zugeständnis an den vorherrschenden Pragmatismus. Ende August steht wieder eine Großdemonstration in Berlin an, die dann anders aussehen dürfte.

► 5. Was soll man von den Querdenkern halten? Der "Spiegel" hat den Soziologen Armin Nassehi interviewt, der dazu etliches Bedenkenswertes sagt, zum Beispiel dies: "Jeder hat das Recht auch auf abwegige Positionen. Wir wollen doch gar keine Gesellschaft, in der alle stromförmig einig sind. Solange das ein paar wenige sind, ist das nicht schlimm. Gefährlich würde es, wenn die Institutionen selbst delegitimiert würden." Danach sieht es nicht aus, im Gegenteil haben die Legitimation von Staat und Regierung rasant zugenommen.

► 6. Wenn der Staat das Richtige tut und dafür Zustimmung findet, wenn sich die Zahl der Neuinfizierten in Grenzen hält, wenn die Zahl der Andersdenkenden marginal bleibt, können wir gelassen bleiben. Gelassenheit ist die Einsicht, dass jeder das Seine tun kann, um sich vor Erkrankung zu schützen. Die Zuversicht, dass alles weniger schlimm kommt, als es kommen könnte, gehört auch dazu. Natürlich ist das nur eine Haltung unter anderen. Man kann auch an den Ketten zerren, man darf auch wüten und klagen. Die Hauptsache ist, dass man am Ende die Nerven behält.

Jeder von uns muss in den nächsten Wochen und Monaten noch ein paar Entscheidungen treffen, die ihm bitter aufstoßen werden. Die Maske im Sommer ist eine Zumutung, auch wahr. Das Normalleben fällt bis auf Weiteres aus. Aber was sein muss, muss sein.

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