Weicht China von der strikten No-Covid-Politik ab?
Die Infektionszahlen in China steigen rasant, dennoch spricht die Vize-Premierministerin von einem "neuen Stadium der Pandemie". Folgen nun Lockerungen?
Nach Protesten gegen die strikten MaΓnahmen lockert China Insidern zufolge die strikten Corona-Regeln. So solle es bestimmten positiv auf Covid-19 getesteten Menschen erlaubt werden, sich zu Hause in QuarantΓ€ne zu begeben, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Dies solle zusammen mit anderen MaΓnahmen in den kommenden Tagen verΓΆffentlicht werden. Es wΓ€re eine grundlegende Γnderung der strikten Null-Covid-Politik Chinas. Zu Beginn des Jahres wurden ganze Ortsteile oder StΓ€dte isoliert, wenn nur eine einzige Corona-Infektion diagnostiziert wurde.
Vize-Premierministerin sorgte bereits fΓΌr Spekulationen
Allerdings dΓΌrfen sich nicht alle positiv Getesteten zu Hause unter QuarantΓ€ne stellen, sagte ein Insider. Schwangere Frauen, Γ€ltere Menschen und Menschen mit Grunderkrankungen seien fΓΌr eine hΓ€usliche Isolierung vorgesehen sowie die in engem Kontakt stehenden Personen, wenn ihre hΓ€usliche Umgebung bestimmte Bedingungen erfΓΌlle, hieΓ es.
Zuvor hatten bereits die Aussagen von Chinas Vize-Premierministerin fΓΌr Spekulationen ΓΌber mΓΆgliche Lockerungen ausgelΓΆst. Sun Chunlan hatte bei einem Treffen der Nationalen Gesundheitskommission gesagt: "Da die Omikron-Variante weniger pathogen geworden ist, mehr Menschen geimpft werden und wir mehr Erfahrungen in der Covid-PrΓ€vention gesammelt haben, befindet sich unser Kampf gegen die Pandemie in einem neuen Stadium und bringt neue Aufgaben mit sich." Die Kommission war fΓΌr eine Stellungnahme zunΓ€chst nicht zu erreichen.
Infektionen steigen stark an
Die rigorosen MaΓnahmen der BehΓΆrden als Reaktion auf die neue Corona-Welle fΓΌhrten am Wochenende zu Protesten in mehreren Millionenmetropolen. Es war die grΓΆΓte ΓΆffentliche Demonstration von Unmut in China seit Jahrzehnten. Als Reaktion auf die Versammlungen wurde eine massive PolizeiprΓ€senz auf den StraΓen von Peking, Shanghai und anderen StΓ€dten mobilisiert, um ein Wiederaufflammen der Demonstrationen zu verhindern. Γffentliche Proteste gegen die Regierung und PrΓ€sident Xi Jinping sind selten, die jΓΌngste Welle des zivilen Ungehorsams ist beispiellos. Lesen Sie hier mehr zu den HintergrΓΌnden.
Schon vor dem Ausbruch der Proteste hatten die BehΓΆrden eine Anpassung der Corona-MaΓnahmen beschlossen. Da die Infektionszahlen jedoch zuletzt stark anstiegen, verhΓ€ngten viele StΓ€dte zusΓ€tzlich MaΓnahmen. Die Gesundheitskommission forderte die lokalen BehΓΆrden auf, sich strikt an die Vorgaben zu halten.
Nur wenige alte Menschen sind vollstΓ€ndig geimpft
Am Dienstag kΓΌndigte die Gesundheitskommission zudem an, die Impfkampagne stΓ€rker vorantreiben zu wollen β besonders in der Γ€lteren BevΓΆlkerung. Aus Angst vor Nebenwirkungen wurden Γltere in dem 1,4-Milliarden-Einwohner-Land bislang weniger geimpft. Nur 40 Prozent der Menschen ΓΌber 80 Jahren haben eine Booster-Spritze bekommen.
Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen ging derweil den dritten Tag in Folge leicht zurΓΌck. Wie die Gesundheitskommission berichtete, wurden am Vortag rund 35.800 neue FΓ€lle gemeldet. Am Dienstag waren es rund 37.600 Ansteckungen gewesen. Erst kΓΌrzlich hatten die Zahlen mit mehr als 40.000 Neuinfektionen pro Tag einen HΓΆchststand seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren erreicht.