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Mohamed (4) aus Berlin: Das traurige Ende des Flüchtlingsjungen


Entführt im Flüchtlingschaos
Das traurige Ende des kleinen Mohamed

Sebastian Huld, AFP

Aktualisiert am 29.10.2015Lesedauer: 3 Min.
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Das LaGeSo in Berlin: Hunderte drängeln sich hier. In diesem Gewühl wurde Mohamed entführt.Vergrößern des Bildes
Das LaGeSo in Berlin: Hunderte drängeln sich hier. In diesem Gewühl wurde Mohamed entführt. (Quelle: ap-bilder)

Vier Wochen lang hat die Berliner Polizei mit der größten Fahndungsaktion seit Jahren versucht, das Leben des vierjährigen Mohamed Januzi zu retten. Vergebens, der Junge aus Bosnien-Herzegowina ist tot.

Am Donnerstag fanden Beamte bei der Festnahme des seit langem gesuchten Entführers die Leiche des Kindes in einem Autokofferraum. Er lag in einer Plastikwanne, wie man sie zum Baden von Kleinkindern nutzt, bedeckt mit Katzenstreu gegen den Verwesungsgeruch.

Auf Videoaufnahmen erkennt die Mutter ihr Kind

Es ist das bittere Ende einer Kindesentführung. Am 1. Oktober meldet Mohameds Mutter den Jungen als vermisst. Sie hat an diesem Tag einen Termin beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo).

Seit Wochen ist das Gelände vor der Behörde vollkommen überfüllt, weil hier auch Berlins Erstregistrierungsstelle für Flüchtlinge beheimatet ist. Inmitten dieses Gedränges ist der kleine Junge plötzlich verschwunden.

Ein Jahr zuvor war die damals schwangere Frau mit Mohamed und der fünf Jahre älteren Tochter aus Bosnien nach Berlin gekommen. Sie hat kaum Aussicht auf ein Bleiberecht und wird zunächst nur geduldet.

Dann verschwindet ihr Sohn, und die Beamten zeigen ihr kurze Zeit später Aufzeichnungen einer Überwachungskamera. Sie erkennt darauf ihr Kind. Nur den Mann, der Mohamed an der Hand führt, den kennt sie nicht.

Täter trieb sich wohl öfter am LaGeSo herum

Die Mordkommission übernimmt den Fall, gründet die Sonderkommission "Mohammed". Jeden Tag arbeiten nun 40 Polizisten daran, das Kind oder seinen mutmaßlichen Entführer zu finden. Doch Bilder der Überwachungskamera sind verschwommen. Hinweise gehen zwar im Dutzend ein, doch weiter führen sie nicht.

Die Polizei setzt auf die Anwohner und Geschäftstreibenden rund um das LaGeSo. Tatsächlich meinen einige Menschen in dem quirligen Stadtteil Moabit, den Entführer wiederzuerkennen.

Offenbar hat er sich wiederholt hier aufgehalten, sich den kleinen Mohamed gar gezielt ausgesucht. Nach drei Wochen meldet sich der Inhaber einer vom LaGeSo 800 Meter entfernten Gaststätte und stellt seine Überwachungsbilder zur Verfügung. Nun geht alles ganz schnell.

Als die Fahnder auf den hochauflösenden Bildern den Entführer entdecken, werden die Bilder noch am Montag veröffentlicht. Zusammen loben Polizei und private Spender 20.000 Euro Belohnung für den entscheidenden Hinweis auf den Mann aus.

Ein Bekannter bringt den ersten wichtigen Hinweis

Unter den mehr als hundert Meldungen aus der Bevölkerung ist auch ein Bekannter des Gesuchten. Nach dessen Hinweis bittet die Sonderkommission ihre Brandenburger Kollegen, einen Mann in Niedergörsdorf nahe Jüterbog zu überprüfen.

Dieser Mann ist der Entführer und mutmaßliche Mörder des Kindes. Ein 32-Jähriger, der bei seiner Mutter gemeldet ist und abgesehen von einem Bagatelldelikt noch nie auffällig geworden ist. Auch nach seiner Festnahme wird sein Motiv vorerst unklar bleiben, die Polizei schließt nichts aus.

"Verstörte" Mutter ruft die Polizei an

Während die Beamten noch auf dem Weg sind, geht aus Niedergörsdorf im Südwesten Brandenburgs ein Anruf bei der Polizei ein. Es ist die Mutter des Gesuchten.

"Sie hat mitgeteilt, dass ihr Sohn ihr gestanden hat, dass er mit der Entführung zu tun hat", sagt Oberstaatsanwalt Michael von Hagen am Nachmittag auf einer Pressekonferenz. Die "verstörte" Frau hatte ihren Sohn auf Fahndungsbildern erkannt.

Als die Polizei schließlich bei der Frau eintrifft, ist der Gesuchte noch nicht da. Er sei "Beweismittel" holen, sagt seine Mutter. Dann fährt er mit seinem weißen Dacia vor. Ruhig und gefasst erklärt er, den kleinen Mohamed getötet zu haben. Dann führt er die Beamten zum Kofferraum.




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