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"Hart aber fair": Adels-Talk bei Plasberg – "Blut ist keine Limonade"


Adels-Talk bei "Hart aber fair"
"Blut ist keine Limonade"

t-online, David Heisig

Aktualisiert am 22.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Die Diskussionsrunde bei "Hart aber fair": Katarina Barley (SPD), ARD-Adelsexpertin Mareile Höppner, Eduard Prinz von Anhalt, Christian Freiherr von Stetten (CDU) und Elitenforscher Michael Hartmann.Vergrößern des BildesDie Diskussionsrunde bei "Hart aber fair": Katarina Barley (SPD), ARD-Adelsexpertin Mareile Höppner, Eduard Prinz von Anhalt, Christian Freiherr von Stetten (CDU) und Elitenforscher Michael Hartmann. (Quelle: Oliver Ziebe, ARD)
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Frank Plasberg diskutierte mit seiner aktuellen Runde über Adel, Eliten und Bildungschancen. Verbrühen konnte sich die Finger am Thema keiner. Dafür war die Suppe zu lau.

Die Gäste:

  • Katarina Barley (SPD), Bundesfamilienministerin
  • Mareile Höppner, ARD-Adelsexpertin
  • Eduard Prinz von Anhalt, Oberhaupt des Hauses Anhalt-Askanien
  • Christian Freiherr von Stetten (CDU)
  • Michael Hartmann, Elitenforscher

Das Thema:

„Welch anrührende Stunde hier im Ersten“, eröffnete Plasberg den Reigen. Gerade war die Dokumentation „Unsere Mutter Diana“ über das Wirken der Prinzessin von Wales aus Sicht ihrer Söhne William und Harry über den Schirm geflimmert. Beim Ansehen hätte selbst mancher seiner gestandenen Kollegen eine Träne verdrückt, so der Moderator. Er allem Anschein nach nicht. Denn schnell machte Plasberg an die Emotionalität einen Haken dran und versuchte, das Adelsthema anderweitig eines Politiktalks würdig zu machen. Nämlich mit Hilfe der Frage, wie wichtig Geld und Herkunft für Erfolg sei.

Die Fronten:

Prinz von Anhalt klebte sofort sein Siegel drauf. Mitglieder von Adel und Eliten hätten bessere Voraussetzungen. Gerecht oder nicht, das sei so. Schnell wurde klar: dieser Umstand stört ihn nicht. Ganz anders Barley, die diese Ungerechtigkeit richtigerweise zu geißeln suchte und gleiche Chancen für alle forderte. Die gäbe es, betonte von Stetten. „In fast keinem anderen Land“ hätte der Nachwuchs via kostenloser Bildung bessere Aussichten. Hartmann sah vor allem das Auseinanderfallen von Löhnen und Vermögen, sowie die Abschottung der Eliten als Haupthindernisse für sozialen Aufstieg. Die Fährte zu einer spannenden Diskussion war gelegt. Nur folgte ihr die erste Dreiviertelstunde keiner der beteiligten Spurensucher.

Tiefpunkt des Abends:

Da ging es um Diana, die Faszination, die die Queen ausmache und Königs Befindlichkeiten. Man musste lange nach dem Sinn der Diskussionsrunde fragen. Die Bälle wurden flach gespielt. Am lautesten hervor tat sich hierbei der Prinz. Vererbung sei wichtig. „Blut ist keine Bluna“, keine Limonade betonte er. Höppner lächelte tapfer, Barley entglitten die Gesichtszüge. „Farbe haben wir“ legte er im Vergleich zu den vermeintlich blassen Figuren in der deutschen Politik noch einen drauf. Er würde einiges anders machen. Darum ginge es in der Politik nicht, konterte Barley. Die Demokratie auf Zeit „fällt einem nicht in den Schoß“, so die SPD-Frau. Adel dagegen sei Seifenoper. Hartmann sprang ihr zur Seite. Der Adel fasziniere, weil er die Sehnsucht nach einer geordneten Zeit verkörpere. Wirklich wollen, würde ihn in Deutschland aber keiner mehr.

Höhepunkt des Abends:

Erst spät versuchte das Gespann Barley-Hartmann, für inhaltliche Finesse zu sorgen. Er betonte, Ungleichheit verfestige sich, wenn „gleich und gleich“ sich gern gesellten. Diese Abschottung sei gesellschaftlich nicht gewollt, so Barley. Homogene Wohnviertel und die Einkommensverhältnisse seien ein großes Problem, so Hartmann. Es gebe keine soziale Durchmischung mehr. Für den Elitenforscher ein ebenso großes Problem wie fehlende Bildung.

Plasberg präsentierte Zahlen, nach denen es für ein Akademiker-Kind fünfmal wahrscheinlicher sei, auf ein Gymnasium zu gehen, als für eines aus einem bildungsfernen Haushalt. Hartmann erklärte, um die soziale Durchlässigkeit stehe es schlecht. Mietpreisbremse, sozialer Wohnungsbau: damit wolle man der Gentrifizierung entgegenwirken, so Barley.

„Es gibt halt immer noch andere politische Kräfte“, betonte die Ministerin, die Regulierungen dem Markt überlassen wollten. Man müsse mehr in Ganztagsschulen und frühkindliche Bildung investieren. So einfach sei es nicht, rechnete Hartmann vor. Selbst wenn Kinder ganztägig betreut würden und beispielsweise Mütter arbeiten gingen, dann aber meist in Niedriglohnjobs, die zu wenig Geld für sozialen Aufstieg in die Haushaltskassen spülten.

Plasberg-Momente:

Der Moderator musste keinen Streit schlichten, nicht dazwischen gehen. Sein vehementes Nachbohren bei Fragen, die ihm selbst am Herzen liegen, trat in der aktuellen Sendung nicht zu Tage. Eben weil es nichts gab, worüber man sich aufregen konnte. So blieb ihm nur das oftmals ironisch-schelmenhafte Formulieren von Fragen. Etwa als er Prinz von Anhalt fragte, wo „dieses Askanien“ liege, das sich sehr nach Fantasy anhöre oder er betonte, er kenne das „Prinz sein“. Immerhin käme er aus Köln.

Was schade war:

Man konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, die Programmmacher hätten mit dem aktuellen Talk nur versucht, den Prime-Time-Quoten-Bringer Prinzessin Diana bis zum „Gute Nacht“ der meisten Zuschauer weiterzudrehen. Nicht ohne mit der reingeschusterten Eliten-Diskussion ein wenig Inhaltstiefe simulieren zu wollen. Dabei ist es ja nicht so, dass es andere spannende Themen gäbe, die zu beleuchten gelohnt hätte: Terror in Barcelona, Bundestagswahl oder Diesel-Gate.

So blieb dem Zuschauer nur das leicht irritierte Amüsieren über manch schrägen Gedankengang des Anhalt-Prinzen. Als der Plasbergs Anmerkung am Ende, viele könnten sich in Deutschland keinen König vorstellen damit konterte, dafür müsste man sich auch der eigenen Geschichte bewusster sein, konnte man nur den Kopf schütteln. Hartmann sagte irritiert, die „Desaster waren ja auch ungeheuer groß“ und Barley ergänzte, einige Adlige seien nicht unschuldig dran gewesen.

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