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Merkel bei Solingen-Gedenken | "Solche Gewalttaten sind Schande für unser Land"


Merkel bei Solingen-Gedenken
"Solche Gewalttaten sind Schande für unser Land"

Von afp, dpa, dru

29.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Kanzlerin Merkel mit Mevlüde und Durmus Genc: "Vorbild an Menschlichkeit."Vergrößern des BildesKanzlerin Merkel mit Mevlüde und Durmus Genc: "Vorbild an Menschlichkeit." (Quelle: Thilo Schmuelgen/reuters)
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Der Solinger Brandanschlag mit fünf Toten schockierte vor 25 Jahren weit über Deutschland hinaus. Am Dienstag wurde der Opfer gedacht. Der türkische Außenminister und die Bundeskanzlerin warnten vor immer noch lebendigem Rassismus und Rechtsextremismus.

Sie sind groß geworden, die fünf Kastanien an der Unteren Wernerstraße in Solingen. Fast ein Vierteljahrhundert hatten sie Zeit zum Wachsen – als lebendes Mahnmal für fünf tote Mädchen und Frauen. An der Unteren Wernerstraße stand einst das Fachwerkhaus der türkischen Familie Genc - bis zu jenem 29. Mai 1993, der als Tag des Brandanschlags von Solingen in die Geschichte einging.

Am 25. Jahrestag des rassistischen Anschlags ist es zunächst ruhig auf der Straße, an der die Gencs früher wohnten. Auf dem Bürgersteig liegen am Dienstag einige Kränze neben dem kleinen Denkmal, das dort errichtet wurde. Das Haus wurde damals nach dem Attentat abgerissen – und für die fünf Toten des verheerenden Anschlags wurden die fünf Kastanienbäume gepflanzt.

Sie erinnern an die 26 Jahre alte Gürsün Ince, die 18-jährige Hatice Genc, die zwölfjährige Gülüstan Öztürk, die neun Jahre alte Hülya Genc und die vierjährige Saime Genc. Die Bäume sind heute haushoch und füllen einen Großteil der Baulücke, die der Abrissbagger seinerzeit auf der Unteren Wernerstraße hinterließ.

Mahnmal erinnert an die Opfer

"Damals war ich noch Jugendlicher", sagt der türkischstämmige Taxifahrer, der in Solingen geboren ist und sich ziemlich genau an die Tage nach dem Anschlag erinnern kann. "Seinerzeit kamen Demonstranten aus ganz Deutschland, und dauernd gab es Prügeleien", sagt er, während er seinen Wagen von der Unteren Wernerstraße zum nicht weit entfernten großen Mahnmal für die Anschlagsopfer steuert.

Dieses Mahnmal entstand bereits 1993/1994 auf Initiative der Solinger Jugendhilfewerkstatt. Es zeigt zwei große Metallfiguren, die ein Hakenkreuz zerreißen und von einem Wall aus handgroßen Metallringen umrahmt sind. Bei der Einweihung mit tausenden Menschen 1994 wurden die ersten fünf Ringe durch die Menge gegeben - sie trugen die Namen der fünf ermordeten Frauen und Kinder.

Am Dienstag ist dieses Mahnmal Schauplatz der zentralen Gedenkveranstaltung in der Stadt im Bergischen Land. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu und sein deutscher Kollege Heiko Maas (SPD) legen Kränze nieder, später wollen sie Rede halten. Doch ein schweres Gewitter mit Starkregen macht den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung.

Denn aus Sicherheitsgründen wird die Veranstaltung kurz nach ihrem Beginn abgebrochen – noch vor den beiden Ministerreden. Damit fällt der zweite Auftritt Cavusoglus an diesem Dienstag in Deutschland in Wasser: Wenige Stunden zuvor sprach Ankaras Chefdiplomat bei einer Solingen-Gedenkveranstaltung in der Düsseldorfer Staatskanzlei.

Merkel: Rechtsextremismus gehöre nicht Vergangenheit an

Dort sagt Cavusoglu, der rechtsextreme Anschlag von Solingen "war nicht der erste Anschlag und wird nicht der letzte sein". Zugleich bietet er Deutschland "jede Art der Unterstützung" an, um gegen Rassismus vorzugehen, aber auch um bei der Integration der Migranten zu helfen.

Rechtsextremismus gehöre keineswegs der Vergangenheit an, warnt auch Kanzlerin Angela Merkel, die bei der Gedenkfeier ebenfalls zugegen ist. Tabubrüchen von Rechtspopulisten etwa könnten in neue Gewalt ausarten, sagt die Kanzlerin.

"Zu oft werden die Grenzen der Meinungsfreiheit sehr kalkuliert ausgetestet und Tabubrüche leichtfertig als politisches Instrument eingesetzt", so Merkel. Dies sei ein Spiel mit dem Feuer: "Denn wer mit Worten Gewalt sät, nimmt zumindest billigend in Kauf, dass auch Gewalt geerntet wird."

Menschen würden angefeindet und angegriffen, weil sie Asylbewerber oder Flüchtlinge seien oder weil sie dafür gehalten würden, sagt Merkel weiter. "Solche Gewalttaten sind beschämend. Sie sind eine Schande für unser Land."

Eindringlich sind auch die Worte der 75-jährigen Mevlüde Genc. Sie hatte bei dem Anschlag zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Nun ruft sie zur Versöhnung auf. "Lasst uns zum Guten nach vorne schauen", so genc. "Dem Hass muss Einhalt geboten werden."

Verwendete Quellen
  • AFP, dpa
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