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TV-Kritik "Anne Will": "Das Vertrauen in die Organspende ist hoch“


TV-Kritik "Anne Will"
"Das Vertrauen in die Organspende ist hoch"

Eine Kritik von David Heisig

10.09.2018Lesedauer: 3 Min.
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Anne Will und ihre Gäste: Die Sendung vom heutigen Montag drehte sich um das Thema Organspenden.Vergrößern des Bildes
Anne Will und ihre Gäste: Die Sendung vom heutigen Montag drehte sich um das Thema Organspenden. (Quelle: ARD)

Jens Spahn hat es angestoßen: Wer nicht aktiv widerspricht, soll künftig als Organspender gelten. Doch wird das zu mehr Spendenbereitschaft der Deutschen führen? Darüber diskutierte Anne Will mit ihrer Runde.

Die Gäste

  • Alexandra Manzei, Gesundheitssoziologin
  • Anita Wolf, Angehörige eines Organspenders
  • Karl Lauterbach (SPD), stellvertretender Fraktionsvorsitzender
  • Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist
  • Wolfgang Huber, Theologe
  • Ivan Klasnic, Ex-Fußballprofi

Die Positionen

Mit 797 war die Zahl der Organspenden 2017 auf einem Tiefstand. Spahns Idee von der doppelten Widerspruchslösung hat Bewegung in die Diskussion um die Organspende in Deutschland gebracht. Hirschhausen fand den Ansatz gut. Die Mehrheit der Deutschen sei für Organspenden. Aktuell gebe es aber eine Diskrepanz zwischen dem Willen des Einzelnen und dem, was davon in einem Organspende-Ausweis dokumentiert werde. Spahns Neuregelung umgehe dieses Problem.

Huber konterte, die dramatische Krise liege vor allem daran, dass durch Skandale in der Transplantationsmedizin die Menschen das Vertrauen in Organtransplantationen verloren hätten. Das ließ Lauterbach nicht stehen. Die von Huber angesprochenen Listenmanipulationen seien strafrechtlich aufgearbeitet worden, die Verfahren nun viel transparenter.

"Das Vertrauen in die Organspende ist hoch", so Lauterbach. Die Organspende werde in Deutschland durchweg positiv gesehen. Manzei schüttelte vehement den Kopf: Selbst wenn jeder Deutsche einen Ausweis hätte, gäbe es nicht genügend Organe, die unter den engen Voraussetzungen des Hirntods entnommen werden dürften. Das Problem liege woanders: "Wir haben es mit einem eklatanten Versorgungsproblem der Patienten zu tun", so Manzei.

Der Aufreger des Abends

Kein großes Donnerwetter, eher ein Wetterleuchten entstand in Zusammenhang mit dem Thema Aufklärung. Die Mediziner in der Runde betonten, es könne keine Belastung sein, sich einmal im Leben mit Organspende zu beschäftigen und dann aktiv "Nein" zu sagen.

Das sei zu einfach, konterte Wolf und berichtete sehr persönlich von eigenen Erfahrungen. Sie hatte die Organe ihres Mannes nach dessen Tod freigegeben. Sie sei für Organspenden. Das Prinzip vom Schweigen als Zustimmung sei aber falsch. Beim doppelten Widerspruch werde das Problem dann nochmals auf die Angehörigen übertragen. Diese Entscheidung sei anstrengend, auch wenn man vor dem Tod mit dem Angehörigen über das Thema diskutiert habe. Spender und Angehörige stünden immer auf der "dunklen Seite der Transplantation", würden nur "mit einem Halbsatz erwähnt". Die Mediziner sonnten sich dagegen im Licht. Sie forderten bei Anne Will daher mehr Aufklärung und Diskussion.

Lauterbach wollte das so nicht stehen lassen. In Deutschland seien die Menschen besser informiert als in Ländern, wo die Quote an Spenderorganen höher sei. Die Diskussion in den Familien werde aktuell nur zu spät geführt. Die doppelte Widerspruchslösung ändere das nun. Dann stiegen auch die Zahlen der Organspenden.

Das Zitat des Abends

Das kam von Huber: "Ich brauche nur noch eine Postkarte zu schreiben." Der Theologe hatte es als Pflicht bezeichnet – ähnlich der Kriegsdienstverweigerung – zu widersprechen, wenn man keine Organe spenden wolle. Das Zitat war sein spitzer Kommentar auf die Aussage von Lauterbach, bei der Wehrpflicht habe man zumindest Gründe hierfür angeben müssen.

Der Faktencheck

Rund 10.000 Patienten warten aktuell in Deutschland auf ein Spenderorgan. Dagegen sind immer weniger zur Organspende bereit. Was könnten Gründe hierfür sein? Dem Hirntoten sei es egal, was mit seinen Organen geschehe, formulierte es Hirschhausen sehr überspitzt. Vielen Menschen geht es bei ihren Überlegungen anders. Religiöse, emotionale, persönliche Gründe können den Ausschlag für ein Kontra geben: etwa die Angst, in der medizinischen Versorgung zu schnell aufgegeben zu werden. Oder die Frage, ob der Hirntod wirklich das Lebensende bedeute. Wenn zum Beispiel das Herz noch weiter schlägt. Eine These, die Manzei in der Sendung aufstellte, die Lauterbach und von Hirschhausen aber vehement als Unsinn titulierten.

Transplantationsskandale um manipulierte Krankenakten und Wartelisten haben zudem zu einem Bild geführt, dass Organe lukrative Handelsware sein können. Greifbarer sind dagegen Begründungen, wie mangelnde Aufklärung, das eigene Alter oder gesundheitliche Probleme. Das stärkste Pro leitet sich dagegen aus der Tatsache ab, dass Organspende gelebte Solidarität ist. Die Bereitschaft des Einzelnen kann für andere eine Entscheidung über Leben und Tod sein. Des Weiteren hat sich die rechtliche Bewertung verschärft. Der Handel mit Organen ist nach §18 Transplantationsgesetz verboten, die europäische Vermittlungsstelle Eurotransplant führt Wartelisten und die Einwilligung (per Organspende-Ausweis oder Patientenverfügung) ist erforderlich.

Verwendete Quellen
  • Bericht der "Zeit"
  • Internetseite "Organpaten.de"
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