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Promis berichten: So habe ich den Moment des Mauerfalls erlebt


Promis erzählen
So habe ich den Mauerfall erlebt

Von dpa
Aktualisiert am 23.10.2014Lesedauer: 5 Min.
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Vorm Fernseher geheult

Rapper Smudo hat der Mauerfall vor 25 Jahren tief bewegt. "Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben vor dem Fernseher geheult", gesteht das Bandmitglied der Fantastischen Vier. Seine Verwandten seien aus Polen und im Krieg entzweit worden. "Ein Teil ist in Westdeutschland gelandet, ein Teil ist in Polen geblieben."

Er habe Polen besucht und Studienreisen durch die DDR gemacht. Dann habe er im Fernsehen gesehen, wie die Menschen mit ihrem Trabi über die Grenze gefahren seien und mit dem Hammer auf die Mauer eingehauen hätten. "Das hat mich sehr ergriffen." Es sei irre, dass seine Hip-Hop-Band in diesem Jahr ebenfalls 25-jähriges Jubiläum feiert. "Schöner kann eine deutsche Popstarkarriere nicht sein, finde ich."

Mauerstückchen verschenkt

Der Schauspieler Hannes Jaenicke war am 9. November 1989 beruflich in Berlin. "Ich war glücklicherweise wirklich vor Ort - für Dreharbeiten einer deutsch-amerikanischen Koproduktion. Wir mussten den Dreh abbrechen, weil die Stadt natürlich außer Rand und Band war, und haben fast eine Woche ausgesetzt, weil nichts zu machen war", berichtet Jaenicke.

"Gewohnt haben wir im Kempinski am Kudamm, und schon dort war die Hölle los. Die Amis waren natürlich begeistert und haben sich gleich ein Stückchen Mauer geholt." Auch er habe sich ein Stück abgebrochen. "Ich habe es aber verschenkt - an eine New Yorker Jüdin, deren Großvater aus Berlin kam."

Das erste 'Lustige Taschenbuch'

Eva Padberg konnte zu ihrem Ärger nach dem Mauerfall am 9. November 1989 nicht sofort in den Westen fahren. "Ich war damals neun, und mein Vater war mit dem Trabi zu einer Schulung unterwegs", erinnert sich das Model, das in Rottleben in Thüringen aufwuchs. Sie sei todtraurig gewesen, weil alle ihre Schulfreundinnen in den Westen gereist seien und sie nicht.

"Aber ein paar Tage später fuhren wir dann auch rüber, und ich fand es großartig. Ich habe mir sofort in einem Supermarkt mein erstes 'Lustiges Taschenbuch' gekauft."

Mit dem Presslufthammer ein Stück Mauer eingerissen

US-Schauspieler Denzel Washington war zwar nicht direkt zum Mauerfall in Berlin, aber ein paar Wochen später. Der Oscar-Preisträger stellte bei der Berlinale 1990 seinen Film "Glory" vor. "Kurz zuvor war die Mauer gefallen und sie drückten mir einen Presslufthammer in die Hand und ich riss ein Stückchen Mauer ein", schildert er seine damaligen Erlebnisse.

Heute erzählt Washington, dass er noch immer ein Mauerstück zu Hause hat. Als er zuletzt in Berlin war, sah der 59-Jährige vom Hotelfenster aus die Schülergruppen, die heute über den einstigen Todesstreifen laufen. "Und viele Menschen fahren mit dem Fahrrad durchs Brandenburger Tor. Wenn man die jungen Leute sieht, dann fragt man sich: 'Wissen die Bescheid?'" Wer heute 25 sei, habe keinerlei Erinnerung mehr an die Mauer. "Das Leben ist so schnell - mit uns oder ohne uns."

"Die dürfen jetzt Bananen essen"

Jessica Schwarz war am 9. November 1989 zwölf Jahre alt und hatte Probleme mit ihrer besten Freundin. "Ich weiß, dass ich einen ganz normalen Schultag hatte und in mein Tagebuch geschrieben habe, dass ich an dem Tag unglaublich eifersüchtig auf meine beste Freundin war - weil alle Jungs sie so toll fanden", erinnert sich die Schauspielerin, die im Odenwald aufwuchs.

Die Meldungen vom Mauerfall habe sie gemeinsam mit ihren Eltern im Fernsehen verfolgt. "Dazu habe ich abends in mein Tagebuch geschrieben, dass die Leute jetzt doch endlich tatsächlich auch in den Westen rüber dürfen und Bananen essen können."

"Eine riesen Getöse mit Feuerwerkskörpern"

Aus purem Zufall war der Musiker Stefan Mross am 9. November gerade am richtigen Ort: "Ich war damals in Berlin mit meiner Mama und wir schliefen im Ostteil von Berlin im Hotel "Unter den Linden". Das gibt es heute nicht mehr. Wir waren damals mit Roy Black und Heino in dem Hotel und plötzlich hieß es "Die Mauer fällt". Es war ein Riesen-Getöse und eine Party mit Feuerwerkskörpern.

Es war auch politisch sehr angespannt das Ganze, was ich damals als 14-Jähriger nicht so mitbekommen hab. Aber meine Mama hat mir damals erzählt, das geht in die Geschichte ein. Es war für mich ganz, ganz groß, dass ich zum Zeitpunkt des Mauerfalls mitten in Berlin stand. Ich wusste nicht so richtig, worum es geht, weil ich noch so jung war. Aber wenn ich zurückdenke, bin ich sehr sehr stolz darauf."

Beim Mauerfall leider betrunken

Schauspieler Charly Hübner ("Polizeiruf 110") hat den Mauerfall erst am nächsten Tag mitbekommen. "Es wurde spät, und wir haben den Fall der Mauer schlichtweg versoffen", sagte Hübner dem "Stern". Grund war eine Party.

Zusammen mit anderen ostdeutschen Jugendlichen hatte er für den 11. November 1989 eine Art "Verarschungs-Fassnacht" geplant, "mit satirischen Büttenreden und so". Am 9. November war Generalprobe. "Ab 21 Uhr wurde Bier ausgeschenkt. Reichlich. Keiner guckte fern. Smartphones gab es noch nicht", sagte Hübner. Erst am nächsten Morgen habe er erfahren, was geschehen war.

Unbeschreibliche Partystimmung an der Mauer

Dragqueen Olivia Jones stand am 9. November 1989 in Berlin auf der Bühne. "Ich habe da in einem Travestie-Kabarett gearbeitet, und plötzlich die Mauer auf. Großes Feuerwerk - und wir sind wirklich zur Mauer hingerannt. Und das Gefühl, das da herrschte, diese Partystimmung, das kann man nicht in Worte fassen. Und deshalb bin ich ganz froh, dass ich es erlebt habe. Weil es echt cool war", erinnert sich die Travestiekünstlerin.

"Es gibt nichts besseres als die Freiheit. Und die wurde an dem Tag gefeiert. Deswegen ist das ein Tag, wenn ich an den denke, kriege ich immer noch ein bisschen Gänsehaut."

Acht Stunden lang Räuberleiter

William Forsythe ist vor 25 Jahren spontan nach Berlin geflogen - um mit den Deutschen zu feiern. "Ich will bei diesem einzigartigen Moment dabei sein", habe er sich gedacht, als er am 9. November 1989 im Fernsehen die ersten Bilder von der Maueröffnung in Berlin sah, sagt Forsythe.

"An einem Tag habe ich acht Stunden lang eine menschliche Leiter gespielt und Menschen über die Mauer geholfen", sagte der US-Schauspieler. "Ich habe geholfen, die Mauer zu einzureißen!"

"Jetzt ist der Zaun weg"

Höchst emotionale Erinnerungen hat Wolfgang Kubicki an den Fall der Berliner Mauer. "Am 9. November 1989 war ich mit meiner heutigen Frau in Lüneburg, wo ich in einem Fall als Verteidiger zu tun hatte", sagt der FDP -Vize, der auch als Anwalt arbeitet. "Im Hotel sahen wir dann im Fernsehen, wie der ZDF-Korrespondent die Öffnung des Grenzübergangs verkündete. Mir standen die Tränen in den Augen."

Seine heutige Frau fragte ihn damals: "Warum weinst du?" Kubicki antwortete: "Das muss wohl doch etwas Anderes sein als würde die Grenze zwischen Nord- und Südkorea fallen." Ihn habe ein Gefühl der Freiheit ergriffen. "Es war klar, jetzt ist der Zaun weg." Für ihn sei die DDR weit weg gewesen, nicht mehr Deutschland, eine eigene Nation, erinnert er sich.

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Tränen der Freude

Schauspieler Heiner Lauterbach lag gerade mit seiner damaligen Frau Katja Flint zu Hause im Bett, als die Mauer fiel. In ihrer Wohnung in München-Schwabing verfolgten sie die Geschehnisse am 9. November am Fernseher. "Wir waren sehr berührt, hatten Tränen in den Augen vor Freude", erinnert sich der 61-Jährige.

Beruflich beschäftigt ihn das Thema bis heute. In dem ZDF-Dreiteiler "Tannbach", der Anfang 2015 ausgestrahlt wird, spielt Lauterbach einen Gutsbesitzer, der in den Westen geht, während sich seine Tochter für das Bleiben in der DDR entscheidet.

Mauerfall "war war schon abzusehen"

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat nach einem Vierteljahrhundert nur noch wenig Erinnerungen an den Mauerfall. "Ich weiß nicht mehr genau, was ich am 9. November 1989 getan und erlebt habe", sagt der 78-Jährige. "Für mich war dieser Tag auch kein punktuelles Erlebnis, das für sich allein steht. Es war ja monatelang schon abzusehen, dass sich etwas Entscheidendes abzeichnet und anmeldet", ergänzt der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Natürlich habe er die Ereignisse am Brandenburger Tor im Fernsehen erlebt. "Aber dies ist ja nichts Besonderes im Verhältnis zu der gewiss überwältigenden Mehrheit der Menschen in unserem Land, die dies auch gesehen haben."

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