Tobias R. soll zwei Opfer aus Auto heraus erschossen haben
Die Ermittlungen zum Anschlag in Hanau laufen auf Hochtouren: Fest steht nun, dass der mutmaΓliche TΓ€ter zwei der Opfer aus seinem Auto erschoss. Auch gibt es neue Videoaufnahmen aus der Tatnacht.
Zwei Tage nach dem rassistischen Anschlag in Hanau haben die Ermittler neue Details zum Tathergang bekannt gegeben. Demnach soll der mutmaΓliche TΓ€ter wΓ€hrend seiner Fahrt durch die Stadt zwei der Todesopfer in ihren Autos erschossen haben. Das sagten BehΓΆrdenvertreter am Freitag in einer Telefonkonferenz Mitgliedern des Innenausschusses des Bundestages, wie Teilnehmer berichteten.
Zudem sind Bilder von Γberwachungskameras aufgetaucht, die den 43-jΓ€hrigen Tobias R. sowohl in der Tatnacht wie auch einige Tage zuvor an einem der spΓ€teren Tatorte zeigen sollen β was den Verdacht nΓ€hrt, dass sich der mutmaΓliche TodesschΓΌtze intensiv auf seine Tat vorbereitet hat.
Bei der Bundesanwaltschaft geht man weiter davon aus, dass R. niemanden in seine AnschlagsplΓ€ne eingeweiht hatte. Bislang gebe es keine Erkenntnisse, dass R. "mit anderen Personen geredet oder um UnterstΓΌtzung gebeten hat", sagte Generalbundesanwalt Peter Frank in Berlin.
Es sei aber noch Gegenstand der Ermittlungen, herauszufinden, ob sich der mutmaΓliche TΓ€ter "in der realen Welt" oder virtuell ΓΌber das Internet ΓΌber seine PlΓ€ne ausgetauscht oder UnterstΓΌtzung bekommen habe, fΓΌgte Frank hinzu.
Todesursache der Mutter von R. noch unklar
Am Mittwochabend hatte der 43-jΓ€hrige TatverdΓ€chtige in Hanau neun Menschen getΓΆtet, spΓ€ter wurde er ebenso wie seine 72-jΓ€hrige Mutter tot in seiner Wohnung aufgefunden. In der Wohnung wurden laut Frank auch am Freitag noch Spuren gesichert. Frank zufolge hatte der Mann Berechtigungskarten fΓΌr zwei Waffen, die beide sichergestellt wurden. GeklΓ€rt werden mΓΌsse unter anderem, ob er mit diesen Waffen seine Opfer getΓΆtet habe und ob er selbst damit erschossen worden sei oder sich erschossen habe, sagte Frank. Unklar sei auch noch die Todesursache der Mutter des VerdΓ€chtigen.
Bereits im November hatte R. eine Strafanzeige bei der Bundesstaatsanwaltschaft gestellt, wie t-online.de exklusiv berichtete. Dabei sei es um eine "unbekannte geheimdienstliche Organisation" gegangen, die sich nach Γberzeugung des Absenders "in die Gehirne der Menschen" einklinke, um "das Weltgeschehen zu steuern". Es ist in groΓen Teilen identisch mit seinem Bekennerschreiben nach der Tat. Generalbundesanwalt Frank bestΓ€tigte t-online.de den Eingang des Schreibens. Es habe aber keine rechtsextremistischen oder rassistischen AusfΓΌhrungen enthalten. Man habe wegen des Briefes kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Nun prΓΌfen die Ermittler das Umfeld des Mannes, seine Kontakte im Inland und mΓΆglicherweise ins Ausland, sagte der Generalbundesanwalt. Eine weitere Frage sei die nach seinen Internetrecherchen, sagte Frank mit Blick auf mΓΆgliche Parallelen zu vergleichbaren Taten. Bislang seien rund 40 Zeugen des Tatgeschehens vernommen worden.
Ermittler durchleuchten Finanzen und Telefondaten von R.
Die Ermittler werten den Angaben zufolge zurzeit ferner die Finanzen, die Funkzellen- und Telekommunikationsdaten des mutmaΓlichen TΓ€ters sowie die GPS-Daten des Fluchtfahrzeugs aus. In der Wohnung des Toten seien schriftliche Unterlagen und technische GerΓ€te sichergestellt worden, die ebenfalls ausgewertet wΓΌrden, sagte Frank.
Der Generalbundesanwalt bekrΓ€ftigte seine Aussage vom Vortag, der VerdΓ€chtige habe ein "zutiefst rassistisches Weltbild" gehabt. Er habe die ZustΓ€ndigkeit fΓΌr den Fall ΓΌbernommen, wie es immer der Fall sei, wenn VerfassungsgrundsΓ€tze und die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik bedroht seien, erlΓ€uterte Frank.