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Corona-Impfung von Kindern: Heftige Debatte um EU-Entscheidung


Kampf gegen Corona
EU-Entscheidung über Kinderimpfung löst heftige Debatte aus

Von dpa
Aktualisiert am 28.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Ein Schulkind wird geimpft: Ob in der Europäischen Union eine Corona-Impfung für Kinder zugelassen wird, will an diesem Freitag die EU-Arzneimittelbehörde EMA entscheiden.Vergrößern des BildesEin Schulkind wird geimpft: Ob in der Europäischen Union eine Corona-Impfung für Kinder zugelassen wird, will an diesem Freitag die EU-Arzneimittelbehörde Ema entscheiden. (Quelle: Fotostand/K. Schmitt/imago-images-bilder)
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Am Freitagnachmittag will die EU-Arzneimittelbehörde bekannt geben, ob der Corona-Impfstoff von Biontech für Kinder zugelassen wird. Schon jetzt streiten sich Politiker und Verbände über die Konsequenzen.

Vor der Entscheidung der EU-Arzneimittelbehörde Ema über die Zulassung eines Corona-Impfstoffes für Kinder wird die Debatte über die Konsequenzen heftiger. Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) forderte, Kinder und Jugendliche in vollem Umfang an den Öffnungsschritten aus dem Lockdown teilhaben zu lassen. Eine Impfung dürfe dabei keine Rolle spielen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) verlangte, die Eltern müssten sich gut informieren und dann selbstständig entscheiden können.

"In erster Linie sind hier Kinder-, Jugend- und Hausärztinnen und -ärzte die kompetenten Ansprechpersonen", sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Zudem darf nie in Zweifel stehen, dass das Entscheidungsrecht, ob das einzelne Kind geimpft werden darf oder nicht, allein bei den Eltern liegt."

Entscheidung steht unmittelbar bevor

Ob in der Europäischen Union eine Corona-Impfung für Kinder bereits möglich wird, will an diesem Freitag die EU-Arzneimittelbehörde Ema entscheiden. Der zuständige Expertenausschuss kommt zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um über die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab 12 Jahren zu beraten. Bisher ist er in der EU ab 16 Jahren freigegeben.

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Am Donnerstag hatten Bund und Länder festgelegt, dass sich Kinder ab 12 Jahren in Deutschland vom 7. Juni an gegen Corona impfen lassen dürfen, sofern die EU-Behörde grünes Licht gibt. Am 7. Juni soll die Priorisierung hierzulande generell aufgehoben werden, damit sollen sich dann auch Kinder von 12 bis 16 Jahren um einen Termin bemühen können, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mitteilte.

Kein indirekter Zwang

Es ist allerdings nicht mehr vorgesehen, dass die Länder vom Bund zusätzliche Impfdosen für Kinder und Jugendliche erhalten. Nach dem Bund-Länder-Beschluss sollen für die Impfungen insbesondere die niedergelassenen Ärzte infrage kommen. Auch indirekten Zwang solle es nicht geben, hatte Merkel betont.

Lambrecht sagte, die Teilhabe der Kinder am gesellschaftlichen Leben dürfe nicht davon abhängen, ob sie geimpft sind oder nicht. "Das muss für die Teilnahme am Präsenzunterricht, aber auch für Freizeitaktivitäten wie Schwimmbadbesuche oder Urlaube gelten." Zusammen mit ihren Eltern müssten die Kinder eine verantwortungsbewusste und freiwillige Entscheidung auf der Basis umfassender und fundierter Information treffen können.

Keine zusätzlichen Impfkontingente

Der Verband Bildung und Erziehung warf der Regierung vor, vor dem Impfgipfel Erwartungen geschürt zu haben, die nicht eingehalten werden könnten. Es sei gut, dass die Bund-Länder-Beratungen das deutlich gemacht hätten, so der Vorsitzende Beckmann. Hier sei klar geworden: "Es wird keine zusätzlichen Impfkontingente geben."

Beckmann sagte: "Wir verstehen zwar die Euphorie, denn die Impfung verheißt Normalität. Doch immer den zweiten vor dem ersten Schritt zu gehen und schon von Impfmobilen vor Schulen zu fabulieren, noch bevor der Impfstoff für diese Altersgruppe freigegeben, geschweige denn von der zuständigen Impfkommission empfohlen wurde, kommt einer fahrlässigen Täuschung gleich."

Auch der Deutsche Lehrerverband reagierte enttäuscht. Es sei zweifelhaft, ob die Beschlüsse nennenswerte positive Auswirkungen auf den Schulbetrieb im nächsten Schuljahr hätten, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Ergebnis kommt am Nachmittag

Die Ema will das Ergebnis ihrer Beratungen über die Zulassung des Biontech-Impfstoffs um 15 Uhr in Amsterdam bekannt geben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland will sich mit ihrer Empfehlung allerdings noch Zeit lassen, weil aus ihrer Sicht die Daten über Nebenwirkungen bei Kindern noch zu dünn seien. Die Kommission deutete an, eine Impfung womöglich nur für vorerkrankte Kinder empfehlen zu wollen.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt stellte sich hinter dieses Vorgehen: "Die Datenlage zu Risiken und Nutzen einer möglichen Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen ist derzeit noch so unzureichend, dass man keine Empfehlung abgeben kann", sagte er der "Rheinischen Post".

"Keine dringliche Indikation"

Intensivmediziner verlangten, den immer noch knappen Impfstoff vor allem bei Erwachsenen einzusetzen, da diese ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe hätten. "Kinder erkranken häufig asymptomatisch oder im Verlauf harmlos und haben deshalb derzeit bei knappen Impfstoffkapazitäten keine dringliche Indikation für eine Impfung", sagte der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Florian Hoffmann, den Funke-Zeitungen.

In Deutschland will bisher nur etwa die Hälfte der Familien ihre Kinder gegen das Coronavirus impfen lassen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag) hervor. Demnach sind 51 Prozent der Befragten, bei denen Kinder im Haushalt leben, für eine Impfung des Nachwuchses, 40 Prozent der Erziehungsberechtigten lehnen hingegen die Schutzimpfung für ihre Kinder derzeit ab. Der Rest äußerte sich unentschieden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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