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Tourismus: Vertrackte Urlaubsplanung - der Streit über die Sommerferien


Vertrackte Urlaubsplanung - der Streit über die Sommerferien

Von dpa
13.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Mit Badegästen und Strandkörben gut gefüllt, aber nicht überlaufen, ist an einem sonnigen Tag im Sommer dieses Jahres der Ostseestrand in Timmendorfer-Strand.Vergrößern des BildesMit Badegästen und Strandkörben gut gefüllt, aber nicht überlaufen, ist an einem sonnigen Tag im Sommer dieses Jahres der Ostseestrand in Timmendorfer-Strand. (Quelle: Markus Scholz/dpa./dpa)
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Berlin (dpa) - Die schönste Zeit des Jahres gehört fast schon traditionell zu den größten Streitthemen in der Bildungspolitik. Wann darf welches Bundesland in die Sommerferien - jedes Mal wenn die neue Langfristplanung für ganz Deutschland festgezurrt werden muss, wird es haarig zwischen den Ländern.

Demnächst soll die Entscheidung über den Sommerferienplan von 2025 bis 2030 fallen.

Thema immer wieder vertagt

Bis 2024 stehen die Sommerferien in Deutschland fest. Im geltenden Langzeitplan von 2018 bis 2024 erstrecken sie sich im Schnitt jeweils über einen Zeitraum von 82 Tagen. Je nach Jahr und Bundesland liegt der Beginn frühestens am 20. Juni und das Ferienende spätestens am 13. September. Seit mittlerweile zwei Jahren beraten die Länder über den Folge-Ferienplan von 2025 bis 2030, konnten sich bisher aber nicht einigen. Ein einstimmiger Beschluss in der Kultusministerkonferenz (KMK) ist nötig. Mehrmals wurde das Thema vertagt. Im Dezember sollen die Termine nun festgelegt werden, sagte ein KMK-Sprecher auf Anfrage. Die KMK tagt am 9. Dezember.

Warnung vor überfüllten Stränden

In bisherigen Entwürfen für die neue Ferienplanung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, erstrecken sich die Sommerferien über durchschnittlich 79 Tage. Die Tourismusbranche kritisiert das: "Leidtragende eines zu eng bemessenen Korridors sind Familien mit schulpflichtigen Kindern. Es ballt sich in den Sommerferien der Hin- und Rückreiseverkehr an einzelnen Tagen - überfüllte Flughäfen und steigende Preise sind die Folge", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, der dpa. Er forderte, den möglichen Zeitraum zwischen 20. Juni und 15. September voll auszuschöpfen.

Auch der Deutsche Tourismusverband (DTV) warnte vor einem zu engen Korridor: "Wenn sich die Sommerferien auf noch weniger Tage zusammenziehen, sind volle Straßen und Bahnen sowie mancherorts überfüllte Urlaubsorte und Strände vorprogrammiert", sagte Geschäftsführer Norbert Kunz. Jeder nicht genutzte Ferientag hätte nach DTV-Einschätzung Umsatzeinbußen von bis zu 120 Millionen Euro zur Folge - mit entsprechend geringeren Steuereinnahmen. Die Tourismuswirtschaft und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an die KMK gewandt und fordern darin eine "Entzerrung".

Das grosse Puzzle Sommerferien

Der Sommerferienplan ist ein großes Puzzle: Nach dem sogenannten Hamburger Abkommen von 1964 und Nachfolgevereinbarungen zwischen den Ländern sollen die Sommerferien regional gestaffelt werden, etwa um Staus oder knappe Unterkünfte zu vermeiden. Eingeteilt sind die Länder in fünf Gruppen. Die Gruppen "rollieren": Jede startet mal früher und mal später in die Ferien. Laut einer Ländervereinbarung vom vergangenen Jahr darf grundsätzlich ein Zeitraum zwischen dem 20. Juni und dem 15. September ausgeschöpft werden.

Aber es müssen "pädagogische Gesichtspunkte" berücksichtigt werden: Die Zeitspanne nach Ostern und Pfingsten für Prüfungen und Vorbereitungen muss lang genug sein. Es soll möglichst sechswöchige zusammenhängende Unterrichtsphasen zwischen den Ferien geben und möglichst gleichlange Schulhalbjahre sowie gut übers Jahr verteilte Projekte, Klassenfahrten, Sportwettkämpfe. Dies alles muss nun noch mit den unterschiedlichen Interessen der Bundesländer und deren restlicher Ferienplanung, die sie selbst in der Hand haben, zusammengebracht werden.

Stolperstein 1: Zwei Länder "rollieren" nicht

Streit gibt es immer wieder über die Sonderrolle von Bayern und Baden-Württemberg. Die beiden Südländer machen beim "rollierenden System" nicht mit, gehen grundsätzlich als letzte in die Ferien und wollen daran auch nichts ändern. Die Begründung war ursprünglich, dass die Schüler für die Ernte gebraucht würden. Außerdem haben die Südländer als Einzige ausgedehnte Pfingstferien, die manchmal erst Mitte Juni vorbei sind. Da mache es keinen Sinn gleich wieder in die Sommerferien zu starten, so das Argument.

"Wir bleiben bei unseren Ferienterminen. Das hat sich so bewährt, und das ist in der bayerischen Kultur fest verankert", sagte Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) 2019, als die Debatte zum letzten Mal hochkochte. Den anderen Ländern bleibt nur, das Ganze zähneknirschend zu akzeptieren. DRV-Präsident Fiebig warf den Südländern eine "Blockadehaltung" vor. Bundesweit geltende Ferienabsprachen seien keine "Wünsch-Dir-was-Veranstaltungen".

Stolperstein 2: Küste und Grossstadt

Bei der Aufstellung des neuen Sommerferienplans hakt es nach dpa-Informationen aber vor allem zwischen den Ländern im Norden: Berlin und Hamburg sind schon länger dafür, dass die Ferien nicht mehr vor dem 1. Juli beginnen, damit die jährlichen Verschiebungen weniger groß ausfallen und genug Zeit für die Prüfungen ist. Die Küstenländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind aber gegen eine zu starke Verengung des Ferienkorridors, weil sie Einbrüche beim Tourismus befürchten. In dieser Ländergruppe bestehe noch Abstimmungsbedarf, hieß es zuletzt.

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