Auschwitz-Komitee: Meisten Nazi-TĂ€ter bleiben unbehelligt
Berlin (dpa) - Das Internationale Auschwitz-Komitee hĂ€lt die Ahndung von Verbrechen der Nationalsozialisten trotz laufender Prozesse fĂŒr unzureichend.
"Bei den Ăberlebenden bleibt mit Blick auf die deutsche Nachkriegsjustiz und die Ahndung der Verbrechen in den Konzentrationslagern Empörung und Bitterkeit, weil die allermeisten TĂ€ter von der Justiz unbehelligt geblieben sind und völlig ungestört in Deutschland leben konnten", sagte der geschĂ€ftsfĂŒhrende VizeprĂ€sident Christoph Heubner der Deutschen Presse-Agentur.
Mit Blick auf den laufenden Prozess gegen einen mutmaĂlichen frĂŒheren SS-Wachmann im Konzentrationslager Sachsenhausen sprach er dem Landgericht Neuruppin in Brandenburg zugleich Anerkennung fĂŒr den AufklĂ€rungswillen aus.
Mit 101 Jahren vor Gericht
Der heute 101-JĂ€hrige soll als damaliger SS-Wachmann im KZ Sachsenhausen der Anklage zufolge von 1942 bis 1945 Beihilfe zum Mord an mehr als 3500 HĂ€ftlingen geleistet haben. Bisher bestreitet der Angeklagte, dass er in dem KZ ĂŒberhaupt tĂ€tig war. Er gab an, er sei in der fraglichen Zeit als Landarbeiter bei Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) tĂ€tig gewesen. Er war 1941 als sogenannter Volksdeutscher von Litauen nach Deutschland umgesiedelt worden. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin verweist auf Dokumente zu einem SS-Wachmann mit dem Namen, dem Geburtsdatum und dem Geburtsort des Mannes. Sie fordert fĂŒnf Jahre Haft fĂŒr den Angeklagten.
Das geforderte StrafmaĂ hat nach Ansicht des VizeprĂ€sidenten symbolischen Charakter "angesichts dessen, was in Sachsenhausen geschehen ist und woran der Angeklagte mehr als offensichtlich seinen Anteil hatte". Das StrafmaĂ sei im Blick auf die angeklagte Beihilfe zum Mord an mehr als 3500 HĂ€ftlingen "unverhĂ€ltnismĂ€Ăig, niedrig und schmerzlich fĂŒr die Ăberlebenden und deren Angehörige".
An diesem Montag wird in dem Prozess das PlĂ€doyer von NebenklĂ€ger-Anwalt Thomas Walther erwartet. Vor dem Landgericht Itzehoe lĂ€uft derzeit ein Prozess gegen eine mutmaĂliche frĂŒhere SekretĂ€rin im KZ Stutthof. Der 96-jĂ€hrigen Frau wird Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 FĂ€llen vorgeworfen.