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Kondome in Kuba: So angeln Einheimische heute


Praktische Gummis
Kubaner fangen Fische mit Kondomen – und nicht nur das

dpa, Guillermo Nova, Antonia Märzhäuser

Aktualisiert am 05.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Angeln mit Kondomen: Jeden Nachmittag, wenn die Sonne untergeht, pustet Ernesto Rodríguez am Malecon drei, vier Präservative auf und bindet sie zusammen.Vergrößern des BildesAngeln mit Kondomen: Jeden Nachmittag, wenn die Sonne untergeht, pustet Ernesto Rodríguez am Malecon drei, vier Präservative auf und bindet sie zusammen. (Quelle: Guillermo Nova/dpa)
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Kondome waren in Kuba jahrelang rar. Inzwischen hat

Jeden Abend, wenn die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet, beginnt auf Havannas berühmter Uferpromenade Malecón ein witziges Schauspiel. Ernesto Rodríguez bläst dort drei bis vier Kondome auf und bindet sie an einer Angelschnur zusammen. Dann wirft er die Rute aus. Sicherlich beißt heute ein Fisch an, oder?

Solche Szenen sind heute Alltag in Kuba. Oft gehen wirtschaftlicher Mangel und kreativer Geschäftssinn Hand in Hand. Viele Einwohner des sozialistischen Inselstaats haben gelernt, sich von dem notorischen Mangel an Produkten und Materialien nicht einschränken zu lassen. Also lassen sie sich einiges einfallen.

Kondome ermöglichen einen guten Fang

Für die Fischer an der Promenade haben die aufgeblasenen Kondome viele Vorteile. Seit den 90er-Jahren ist das Angeln auf Flößen vor der Malecón-Küste verboten. Die Fischer mussten auf den großen Fang verzichten. "Die großen Fische tummeln sich nicht direkt an der Mauer, deswegen müssen wir sie suchen gehen", erklärt Rodríguez.

Was mit den herkömmlichen Angeln nicht möglich war, ist dank der Kondome einfacher geworden. Sie tragen die Angelhaken auf eine Distanz von bis zu 300 Meter hinaus auf das Meer, dorthin wo die Fische 10 bis 15 Kilo auf die Waage bringen.

Für Rodríguez ist das Fischen nicht nur Hobby. Er verdient sich damit zum Teil seinen Lebensunterhalt. Es ist zwar nicht legal, die Fische weiterzuverkaufen. Dennoch machen die Restaurants an der Promenade den Fischern oft ein Angebot. Für einen Snapper zahlen sie einen Dollar pro Kilo.

Und noch einen Vorteil haben die Kondome: Sie vermeiden, dass der Angelhaken im Meer versinkt. Wenn ein Fisch anbeißt, bleibt er an der Wasseroberfläche, und das Risiko, den Fisch samt Haken durch einen Ruck zu verlieren, wird so kleiner.

Es ist noch nicht lange her, da waren Kondome absolute Mangelware in Kuba. 2014 erreichte die Krise den Höhepunkt. Sogar "Granma", die offizielle Zeitung der Kommunistischen Partei Kubas, berichtete darüber. Das hat sich geändert: Inzwischen werden statt 70 Millionen 120 Millionen Kondome importiert. Die Kondome kommen aus China und Indien, sie werden vom Staat subventioniert. Eine Schachtel kostet 5 kubanische Pesos, was etwa 5 Cent entspricht.

Weinproduzenten setzen auf Präservative

Sogar bei der Herstellung von Wein kommen die Gummis inzwischen zum Einsatz. Orestes Estévez arbeitete 30 Jahre im Innenministerium, bevor er die wirtschaftliche Öffnung unter dem damaligen Präsidenten Raúl Castro nutzte, um eine Lizenz für die Herstellung von Wein zu erhalten. Er benutzt die Kondome im Fermentierungsprozess.

Dabei wird das Kondom auf den Hals der Flasche gestülpt, in der die Früchte quellen. Estévez fügte dem Wein auch Ginseng oder Brunnenkresse bei. "Während der Gärung beginnt das Kondom aufzusteigen, etwa so wie beim Mann", erklärt Estévez. In das Präservativ werden dabei kleine Löcher gestochen, damit es während des bis zu 45 Tage andauernden Fermentationsprozesses nicht platzt.

Die Weine verkauft Estévez in seinem Geschäft "La Casa del Vino" für einen Preis zwischen 50 Cent und einem Dollar. In der Nachbarschaft hat er sich, nach eigener Aussage, mit den Weinen bereits beliebt gemacht. Die Bewohner des Viertels tränken jetzt endlich guten Wein und keinen billigen Alkohol mehr. Das wirke sich auch sonst positiv auf das Zusammenleben aus: "Sie essen gut, sie schlafen gut und sie sprechen miteinander", sagt Estévez. Die Kondome sorgen in Kuba offenbar für mehr Gemeinschaftlichkeit – nicht nur im Bett.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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