Vorfälle an Schule in Berlin "Ich lebe in einem Albtraum": Lehrer beklagt homophobe Angriffe

Ein Lehrer wird in Berlin über Monate von Schülern beleidigt und gemobbt. Der Grund: Er ist homosexuell.
Ein homosexueller Lehrer ist an einer Schule in Berlin nach eigenen Angaben über Monate von Schülern beleidigt und gemobbt worden. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Ich lebe in einem Albtraum." Schüler hätten ihn regelmäßig beschimpft, unter anderem mit Aussagen wie "Schwul ist ekelhaft". Einige muslimische Schüler hätten ihn demnach als "Familienschande" bezeichnet und ihm den Tod in der Hölle gewünscht.
Der Lehrer arbeitet als pädagogische Unterrichtskraft an der Grundschule im Stadtteil Moabit und unterstützt vor allem Kinder mit Förderbedarf.
Die Schule, an der rund 325 Kinder unterrichtet werden, äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall.
Experten: "Großes Dunkelfeld von Diskriminierungsfällen"
Detlef Mücke von der Schwulen Lehrergruppe in der Bildungsgewerkschaft GEW erklärte, viele homosexuelle Lehrkräfte hätten zwar überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Diskriminierungen gebe es aber weiterhin – auch an Berliner Schulen. "Es gibt ein großes Dunkelfeld von Diskriminierungsfällen, die nicht bekannt werden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Auch Rebecca Knecht vom Bundesverband Queere Bildung bestätigte, dass queerfeindliche Einstellungen an Schulen zunehmen. Sie beobachte eine deutlich vehementere Haltung als noch vor einigen Jahren. Die Angriffe kämen sowohl aus religiös motivierten Kontexten – muslimisch wie christlich – als auch zunehmend aus dem rechten Spektrum.
Fälle werden statistisch nicht erfasst
Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) erklärte im Abgeordnetenhaus, es gebe keine Statistik über Mobbing gegen homosexuelle Lehrkräfte. "Grundsätzlich möchte ich aber betonen, dass wir selbstverständlich mit allen Fällen, die bekannt werden, höchst sensibel umgehen und diesen umgehend nachgehen", sagte sie.
Der aktuelle Fall reiht sich ein in eine Serie von Vorfällen an Berliner Schulen, die bereits in der Vergangenheit für Diskussionen sorgten. So gab es etwa im November einen Brandbrief von Lehrkräften an einer Schule in Friedenau, in dem von Bedrohungen durch aggressive Schüler die Rede war. Bundesweit bekannt wurde 2006 die Neuköllner Rütli-Schule, deren Lehrkräfte sich in einem offenen Brief über unhaltbare Zustände beklagten.
- Nachrichtenagentur dpa
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