Drug-Checker besorgt Festival-Besucher in Klinik – gefährliches Kokain auf der Fusion

Zehntausende haben dieses Jahr wieder beim Fusion-Festival gefeiert. Im Nachgang veröffentlichen Wissenschaftler nun eine Bilanz. Ein Trend bereitet ihnen Sorgen.
Mehr als 70.000 Menschen haben am vergangenen Wochenende auf dem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz im mecklenburg-vorpommerischen Lärz gefeiert. Das Fusion-Festival mit vorwiegend elektronischer Musik steht nach Angaben der Festival-Macher für einen "kollektiven Ausnahmezustand", einen "Karneval der Sinne" und die "Sehnsucht nach einer besseren Welt".
Zum Feiern gehören für viele auf der Fusion auch Drogen dazu. Um den Konsum möglichst sicher zu machen und Überdosierungen zu vermeiden, war dieses Jahr zum zweiten Mal nach 2024 ein Team der Universitätsmedizin Rostock mit einem Laborcontainer vor Ort. Die Wissenschaftler testeten Drogen auf ihren Wirkstoffgehalt und möglicherweise gefährliche Beimischungen.
"Mittlerweile deutschlandweiter Trend": hochreines Kokain
Jetzt haben sie eine Bilanz gezogen – und diese fiel grundsätzlich positiv aus. "Durch unsere 752 Substanzanalysen in den vergangenen Tagen konnten wir vor dem Konsum von 20 Ecstasy-Tabletten warnen, die durch eine extrem hohe Dosierung aufgefallen sind", zitiert die Uni Anja Gummesson, die zusammen mit dem leitenden Festival-Arzt Gernot Rücker für das Drug-Checking-Projekt verantwortlich ist.
Anlass zur Sorge bereite allerdings "der mittlerweile deutschlandweite Trend von hochreinem Kokain". Der Konsum dieses Kokains habe in diesem Jahr dazu geführt, dass eine zweistellige Personenzahl in umliegenden Krankenhäusern herzmedizinisch behandelt werden musste.
"Funde unterstreichen Bedeutung des Drug-Checkings"
Die Forscher betonen: "Die Funde der ungewöhnlich hoch dosierten Substanzen unterstreichen, wie wichtig das Drug-Checking ist." Die Substanzanalyse sei eine wirksame Möglichkeit, gesundheitliche Schäden zu reduzieren und einen niedrigschwelligen Zugang zu Information und Beratung zu schaffen.
Schon vor dem Festival hatten die Wissenschaftler erklärt, das Drug-Checking unterstütze auch die Arbeit des medizinischen Personals auf dem Festivalgelände. Die Erkenntnisse über Art und Zusammensetzung der zirkulierenden Substanzen ermöglichten im Ernstfall eine schnellere und gezieltere notfallmedizinische Versorgung. Das könne Leben retten.
In diesem Jahr konnten Gäste zudem erstmals ihre Fahrtüchtigkeit vor der Abreise selbst überprüfen. Dafür sei der Atemalkoholwert mit einem speziellen Testgerät und unter fachkundiger Anleitung festgestellt worden: "Vier Fahrerinnen und Fahrer verzichteten daraufhin auf die Teilnahme am Straßenverkehr", sagte Festival-Arzt Rücker.
- med.uni-rostock.de: "Fazit: 20 hochgefährliche Substanzen beim Drug-Checking auf dem Fusion-Festival festgestellt"
- med.uni-rostock.de: "Team der Universitätsmedizin Rostock bietet auf Fusion-Festival erneut Drug-Checking an"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa