Regierung erschwert Nothilfe im Mittelmeer 110 Menschen gerettet – Italien schickt Schiff auf tagelange Fahrt

Nach erfolgreichen Rettungsaktionen muss die "Ocean Viking" einen weit entfernten Hafen ansteuern – das ist Taktik der italienischen Regierung.
Die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée haben vor der Küste Libyens 110 in Seenot geratene Menschen gerettet. Die Migrantinnen und Migranten seien auf überfüllten Schlauchbooten in internationalen Gewässern des zentralen Mittelmeers unterwegs gewesen, teilten beide Organisationen am Samstag per Twitter mit.
Die Crew von SOS Méditerranée nahm 37 Menschen an Bord der "Ocean Viking" und berichtete von einigen mit Treibstoffverbrennungen. Am Samstagnachmittag rettete das Team von Ärzte ohne Grenzen 73 Menschen und versorgte sie auf der "Geo Barents".
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Italien wies der "Ocean Viking" kurz nach dem Einsatz Ancona an der Adria als Hafen zu, damit die Menschen dort an Land gehen können. SOS Méditerranée schätzte, dass die Fahrt dorthin rund vier Tage dauern werde.
Italiens Regierung schränkt Seenotrettung ein
Die direkte Hafenzuweisung bereits nach der ersten Rettung ist Teil eines Ende Dezember verabschiedeten Dekrets der rechten Regierung Italiens. Den Hilfsorganisationen wird damit verwehrt, weitere in Seenot geratene Menschen zu retten. Vor dem politischen Kurswechsel warteten die Schiffe oft tagelang auf einen Hafen und blieben dadurch auch länger auf dem Meer.
Die zugewiesenen Häfen liegen meist relativ weit von den Standpunkten der Schiffe der Hilfsorganisationen entfernt. Während die Migrantinnen und Migranten zwischen der Südküste Italiens und der Nordküste des afrikanischen Kontinents aus Seenot gerettet werden, muss die "Ocean Viking" nun beispielsweise gut zwei Drittel der Adriaküste hochfahren, um Ancona zu erreichen. Auch im Dezember wiesen die Behörden den Hilfsorganisationen Häfen an der West- und Ostküste des Landes zu. Das kostet laut Hilfsorganisationen Zeit, in denen keine weiteren Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden können.
Die 37 Menschen auf der "Ocean Viking" hatten von der nordafrikanischen Küste abgelegt, um die EU zu erreichen. Die Überfahrt ist lebensgefährlich und die verwendeten Boote sind oft seeuntauglich. Medienberichten zufolge sank am Freitag zwischen der tunesischen Küste und der italienischen Insel Lampedusa ein solches Boot mit knapp drei Dutzend Menschen an Bord. Drei starben demnach, unter ihnen ein Kleinkind. Fischer holten die Menschen zunächst an Bord. Italiens Küstenwache übernahm sie anschließend und brachte sie nach Lampedusa, wie die Nachrichtagentur Ansa berichtete.
- Nachrichtenagentur dpa
- t-online.de: "Italien schränkt Seenotrettung ein – Helfer entsetzt"