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Athen: Gewalt bei Demonstration wegen Zugunglück


Tränengas und Molotowcocktails
Gewalt bei Protesten in Athen nach Zugunglück

Von afp
03.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Demonstration in Athen: Studierende und linke Gruppen demonstrierten am Freitag gegen die Folgen des schweren Zugunglücks in Griechenland.Vergrößern des BildesDemonstration in Athen: Studierende und linke Gruppen demonstrierten am Freitag gegen die Folgen des schweren Zugunglücks in Griechenland. (Quelle: NurPhoto)
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Mehrere tausend Menschen demonstrierten am Freitag in Athen gegen die Ursachen des Zugunglücks in Griechenland. Es flogen Molotowcocktails, die Polizei antwortete mit Tränengas.

Als Reaktion auf das schwere Zugunglück mit mindestens 57 Toten haben in Griechenland erneut tausende Menschen gegen Versäumnisse bei der Modernisierung des Schienennetzes protestiert. Nach Demonstrationen am Morgen in Athen kam es dort am Abend ebenso wie in Thessaloniki bei erneuten Protesten zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Im Zuge der Ermittlungen zu dem Unglück durchsuchte die Polizei den Bahnhof der Stadt Larisa.

In Athen kamen am Abend 3000 Menschen im Stadtzentrum zusammen. Einige trugen ein Transparent mit der Aufschrift "Nieder mit der Regierung der Mörder". Die Polizei ging mit Tränengas gegen eine Gruppe von Demonstranten vor, die die Polizisten zuvor mit Steinen beworfen hatte. Der Fernsehsender ERT zeigte Bilder von brennenden Mülltonnen.

"Wir sind wütend!"

Bereits am Morgen hatten rund 5000 Demonstranten vor dem Parlament in Athen eine Schweigeminute abgehalten und waren dann zum Sitz des Eisenbahnunternehmens Hellenic Train weitergezogen. Viele von ihnen waren Studierende - ebenso wie viele Opfer des Unglücks, die in Thessaloniki studierten und auf dem Weg dorthin zurück waren. "Sie waren so jung wie wir", sagte die 20-jährige Biologiestudentin Aphrodite der Nachrichtenagentur AFP. "Ich wusste, dass die Strecke nicht sicher war. Ich hatte immer Angst, den Zug zu nehmen", fügte sie hinzu.

"Wir sind wütend, es ist nicht hinnehmbar, dass es im Jahr 2023 zu so einer Tragödie kommen kann, bei der dutzende Menschen sterben", sagte der Student Angelos Thomopoulous.

Viele Protestierende hielten schwarze Flaggen oder schwarze Luftballons. Auf Plakaten war zu lesen: "Dieses Verbrechen darf nicht unter den Teppich gekehrt werden" oder "Schicke eine Nachricht, wenn du ankommst" – die Textnachricht einer Mutter an ihr bei dem Unglück getötetes Kind, die mittlerweile zu einem Slogan der Proteste geworden ist.

"Mörder, Mörder!"

Auch in Thessaloniki trauerten junge Menschen um ihre Freunde und machten ihrer Wut mit Plakaten und Sprechchören Luft. "Mörder, Mörder" und "Lasst uns eure Stimme sein", riefen viele von ihnen. Auf einem zentralen Plakat war zu lesen: "Ihre Profite sind unsere Toten".

Auf der Strecke zwischen Athen und der Hafenstadt Thessaloniki waren am Dienstagabend kurz vor Mitternacht ein Intercity mit mehr als 350 Menschen an Bord und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestoßen. Zwei Waggons wurden durch die Wucht des Zusammenpralls nahe Larisa zerquetscht, der Speisewagen ging in Flammen auf, zahlreiche Menschen wurden in den entgleisten und ineinander verkeilten Wracks eingeschlossen.

Die Beschäftigten der Eisenbahn waren am Freitag den zweiten Tag infolge zum Streik aufgerufen. Der Gewerkschaftsbund der Eisenbahner wirft den Regierungen der vergangenen Jahre einen "Mangel an Respekt" gegenüber der Eisenbahn vor, der zu dieser Tragödie geführt habe.

Bahnhofsvorsteher droht lebenslange Haft

Bei der Razzia im Bahnhof von Larisa hätten die Beamten alle Dokumente beschlagnahmt, die bei den Ermittlungen helfen könnten, sagte ein Polizeisprecher der AFP. Aus Justizkreisen hieß es, es seien Audiodateien, Dokumente und andere Beweismittel beschlagnahmt worden. Demnach zielten die Ermittlungen auch darauf ab, gegebenenfalls strafrechtliche Schritte gegen Mitglieder der Unternehmensleitung von Hellenic Train einzuleiten. Die Dokumente könnten zur Aufklärung des Falles beitragen.

Wenige Stunden nach dem Unglück war der für den Streckenabschnitt zuständige Bahnhofsvorsteher, der zum Zeitpunkt des Unglücks in Larisa im Dienst gewesen war, festgenommen worden. Dem 59-Jährigen werden fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Nach Angaben seines Anwalts räumte er die Vorwürfe am Donnerstag ein.

Die Regierung hatte ihrerseits staatliches Versagen eingeräumt. Verzögerungen bei der Modernisierung des griechischen Bahnnetzes seien auf "chronische" Probleme und "jahrzehntelanges Versagen" in der Verwaltung zurückzuführen, sagte Regierungssprecher Giannis Ekonomou am Donnerstag.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur afp
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