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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Norden bereitet sich auf "Xaver" vor "Die mittlere Sturmflut wird die relevante"

Wenn Orkantief "Xaver" das Festland erreicht, liegt Cuxhaven mitten in der Sturmfront. Und für Gerd Klemusch vom Katastrophenschutz der 50.000-Einwohner-Stadt kommt die Attacke von zwei Seiten: "Von See werden uns die angekündigten Sturmfluten treffen, und auf dem Land könnten wir es mit Schäden an Häusern und Bäumen zu tun bekommen", so Klemusch zu wetter.info.
Schon heute sind seine Helfer unterwegs und lassen Autos in gefährdeten Gebieten abschleppen, "damit die nicht in die Elbe treiben". Außerdem verrammeln die Cuxhavener die Deichdurchlässe, um das Wasser draußen zu halten. 50 Prozent unserer Stadtgrenzen bestehen aus Wasser", sagt Klemusch.
"Die mittlere Sturmflut wird die relevante"
Die Vorbereitungen auf das angekündigte Orkantief "Xaver" im Norden sind überall an der Nord- und Ostseeküste mit Hochdruck angelaufen. Norddeutschland muss sich in den kommenden beiden Tagen gleich auf eine Serie von schweren Sturmfluten einstellen: "Es werden drei hintereinander sein", erklärt Susanne Kehrhahn-Eyrich vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg am Mittwoch.
"Die mittlere", so Heyken zu wetter.info, "wird die relevante." Dabei korrigiert Kehrhahn-Eyrich nebenher den erwarteten Hochwasserstand nach oben: 2,50 Meter waren am Morgen erwartet worden. Jetzt ist bereits von 2,75 bis drei Metern die Rede. Bis 3,50 Meter können die Deiche abhalten.
Nach Einschätzung der Meteomedia-Unwetterzentrale (UWZ) wird der Sturm ab Donnerstagnachmittag Orkanstärke erreichen. Sowohl an den Küsten, als auch im Binnenland toben Böen der Stärke 12. Dabei breitet er sich in der Nacht auf Freitag vom Nordwesten in den Nordosten.
Die Deichdurchlässe werden mit Balken verrammelt
Überall an den Küsten und auf den Nordseeinseln machen die Gemeinden - wie in Cuxhaven - vor allem die Deichscharte dicht.
Mit Balken werden die Durchlässe verstellt, damit das Wasser nicht in die Ortschaften rauscht, erklärt Herma Heyken vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Die Inseln seien aber gesichert. "Es wird vielleicht an der einen oder anderen Stelle Dünenabbrüche geben, aber sonst sollten wir sicher sein", so Heyken.
Auch Hamburg bereitet sich auf das Unwetter vor. Die Erinnerungen an den Oktober-Orkan "Christian" mit umgestürzten Bäumen, abgedeckten Dächern und abgetragenen Sandstränden im Norden sind überall noch frisch im Gedächtnis.
Bei der Hamburger Feuerwehr gibt man sich noch gelassen: "Im Moment verstärken wir unsere Einsatzleitstelle und warten ab", sagt ein Sprecher Hendrik Frese. Man könne auf 2400 Berufsfeuerwehrleute und 2500 Kollegen von den Freiwilligen Feuerwehren zurückgreifen. Probleme mit vollgelaufenen Kellern und herabgestürzten Ästen müsse man aber schon erwarten", so Frese.
Vielerorts im Norden stellen Verkehrsbetriebe ihre Einsatzpläne neu auf, Fähren werden ihren Betrieb teilweise einstellen. Im Landkreis Leer fällt am Donnerstag die Schule aus. Besonders die prognostizierte lange Dauer des Tiefs dürfte die Einsatzkräfte vor Herausforderungen stellen.
Nach Mitternacht wird es ernst
Die zweite und höchste der Sturmfluten wird nach bisheriger BSH-Einschätzung in der Nacht zum Freitag - nach Mitternacht - in Ostfriesland und an der Nordseeinsel Borkum erwartet. Später soll der Scheitel dann die Elbmündung bei Cuxhaven und parallel dazu Nordfriesland erreichen. In Hamburg und Bremen soll die Sturmflut Freitagfrüh ankommen.
Die Prognose könne sich aber noch um bis zu sechs Stunden verschieben. Beim Hochwasser in der Nacht von Donnerstag auf Freitag werde ein Stand zwischen 2,25 und 3 Meter über normal erwartet, teilte der Niedersächsische Küstenschutz mit.
Wegen der Orkanwarnungen kündigten die Fährbetriebe zu den Nordfriesischen Inseln sowie den Halligen im Wattenmeer mögliche Behinderungen und Ausfälle an. Der "Sylt Shuttle" der Bahn schränkt sein Angebot wegen der Sturmwarnungen ebenfalls ein. Der Fährbetrieb zur Insel Juist wird wegen der Sturmflut- und Orkanwarnung am Donnerstag und Freitag eingestellt. Auch die Insel Norderney wird nur noch am Donnerstagmorgen angelaufen.