t-online - Nachrichten für Deutschland
Such Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such Icon
HomePanorama

Regensburger Domspatzen: Mindestens 547 Chorknaben wurden misshandelt


Missbrauch bei den Domspatzen
Hölle im Knabenchor: Schwere Vorwürfe gegen Papstbruder

Von dpa, afp, t-online, jmt

Aktualisiert am 18.07.2017Lesedauer: 2 Min.
Papstbruder Ratzinger bei einer Chorprobe 1989.Vergrößern des BildesPapstbruder Georg Ratzinger hat stets bestritten, von Missbrauchsfällen gewusst zu haben. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Schwere Vorwürfe gegen den Bruder des emeritierten Papstes im Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen: Der Abschlussbericht des Chefaufklärers weist Georg Ratzinger eine Mitschuld an Gewalt und Missbrauch zu. Mindestens 547 Chorknaben sind Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt geworden.

"Wegschauen, fehlendes Einschreiten trotz Kenntnis" seien Domkapellmeister Ratzinger vorzuwerfen, sagte der mit der Aufklärung des Skandals beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber am Dienstag bei der Veröffentlichung seines Abschlussberichts. Es habe bei den Verantwortungsträgern eine "Kultur des Schweigens" geherrscht. Opfer seien ignoriert, teilweise sogar Beschuldigte geschützt worden. Der Schutz der Institution habe im Vordergrund gestanden. Es hätten sich aber keine Erkenntnisse ergeben, dass Ratzinger auch von sexueller Gewalt gewusst habe. Der Domkapellmeister hat stets bestritten, von Missbrauchsfällen gewusst zu haben.

"Gefängnis, Hölle, Konzentrationslager"

67 der insgesamt der 547 Opfer schilderten sexuelle Gewalt, sagte Weber. Er gehe zusätzlich von einer Dunkelziffer aus. Die tatsächliche Opferzahl schätze er auf etwa 700. Vor allem in der Vorschule, aber auch im Gymnasium sei es zu Gewalt gekommen. Diese sei alltäglich und brutal gewesen. Ihre Schulzeit bezeichneten Betroffene als "Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager" sowie die "schlimmste Zeit ihres Lebens, geprägt von Angst, Gewalt und Hilflosigkeit."

Die Vorfälle körperlicher Gewalt seien mit wenigen Ausnahmen verboten und strafbar gewesen, die sexuellen Übergriffe ohnehin. Die Fälle sind jedoch verjährt und somit strafrechtlich nicht mehr relevant. 49 Beschuldigte wurden identifiziert. In vielen Fällen seien der Direktor der Vorschule und sein Präfekt verantwortlich gewesen, sagte Weber. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass nahezu alle Verantwortungsträger bei den Domspatzen zumindest ein Halbwissen über Fälle von Gewalt gehabt hätten.

Vorwürfe auch gegen Kardinal Müller

Dass die unabhängige Aufarbeitung nicht schon früher erfolgte, lastete der Rechtsanwalt auch dem ehemaligen Regensburger Bischof und jetzigen Kardinal Gerhard Ludwig Müller an. Er sei für die Schwächen der Aufarbeitung und den fehlenden Dialog mit den Opfern verantwortlich, sagte Weber. Müller hatte als Regensburger Bischof bei Bekanntwerden des Skandals 2010 eine Aufarbeitung in die Wege geleitet. In einer Stellungnahme wies er die Vorwürfe am Dienstag zurück.

Die Untersuchung umfasst Fälle zwischen 1945 und Anfang der 1990er Jahre. Die Betroffenen sollen mit jeweils bis zu 20.000 Euro entschädigt werden. Verantwortliche des Bistums teilten mit: "Wir haben alle Fehler gemacht und haben viel gelernt." Das Bistum könne nur um Entschuldigung bitten. Rechtsanwalt Weber bestätigte den Domspatzen, dass die organisatorischen Schwächen behoben worden seien. Inzwischen gebe es eine "zeitgemäße Pädagogik" sowie eine "hohe Sensibilisierung".

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

t-online - Nachrichten für Deutschland


TelekomCo2 Neutrale Website