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Prozesse - Bottroper Apotheken-Skandal: Betroffene hoffen auf Antworten


Bottroper Apotheken-Skandal: Betroffene hoffen auf Antworten

Von dpa
Aktualisiert am 13.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Journalisten verfolgen den Prozessbeginn in Essen.Vergrößern des BildesJournalisten verfolgen den Prozessbeginn in Essen. Angeklagt ist ein 47-jähriger Apotheker. (Quelle: Roland Weihrauch./dpa)
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Essen (dpa) - Er soll mit gepanschten Medikamente Millionen erbeutet haben - ohne Rücksicht auf das Leben seiner Patienten: In einem der spektakulärsten Medizin-Skandale der vergangenen Jahre steht ein Apotheker in Essen vor Gericht, weil er massenhaft Krebsmedikamente gepanscht haben soll.

Mindestens 1000 Krebskranke sollen betroffen sein, allein den gesetzlichen Krankenkassen soll laut Anklage ein Schaden von 56 Millionen Euro entstanden sein. Zahlreiche Kunden der Bottroper Apotheke verfolgten den Prozessauftakt am Montag und hofften auf Antworten. Doch ob der Angeklagte sein Schweigen bricht und sich erstmals zu den Vorwürfen äußert, blieb zunächst unklar.

Zwischen 2012 und 2016 soll der Apotheker fast 62 000 Mal Krebsmedikamente mit zu wenig Wirkstoff versehen haben. Es sei ihm darum gegangen, "sich eine erhebliche Einnahmequelle zu verschaffen", argumentiert die Staatsanwaltschaft. In der Anklageschrift sind 35 Wirkstoffe aufgeführt, von denen der Apotheker höchstens 70 Prozent der eigentlich benötigten Menge eingekauft haben soll. Die Anklage lautet auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz, Betrug und versuchte Körperverletzung. Dem 47-Jährigen drohen bis zu zehn Jahre Haft sowie ein Berufsverbot.

Betroffen sind den Ermittlungen zufolge Patienten von 37 Ärzten, Praxen und Kliniken in sechs Bundesländern, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Lieferungen gingen aber auch an jeweils eine Klinik oder Praxis in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen.

Um nicht wegen ausbleibender Nebenwirkungen oder Farbabweichungen aufzufallen, soll der 47-Jährige beim Verdünnen und Panschen großen Wert darauf gelegt haben, dass "immerhin ein wenig Wirkstoff in den Infusionsbeuteln vorhanden war", heißt es in der Anklage.

Rund 20 Kunden des Apothekers oder ihre Angehörigen sind für den Prozess als Nebenkläger zugelassen. Sie erwarten vor allem Antworten auf die Frage nach dem Warum. Eine von ihnen, Heike Benedetti aus Bottrop, sagte vor Prozessbeginn: "Ich möchte leben und kämpfe dafür, dass es ein gerechtes Urteil geben wird." Cornelia Thiel aus Marl sagte: "Ich möchte, dass der Angeklagte nachempfinden kann, was er für ein Leid über krebskranke Menschen gebracht hat." Ihr eigenes Leid sei die Ungewissheit. "Ich möchte wissen, ob er mir Lebensjahre geklaut hat."

Dass der Angeklagte im Wesentlichen wegen Betrugs vor Gericht steht, geht vielen nicht weit genug. Nebenklage-Anwalt Siegmund Benecken forderte, die mutmaßlichen Taten als versuchten Mord aus Habgier zu behandeln.

Ob der Angeklagte die erhofften Antworten gibt, blieb am ersten Prozesstag offen. Für diesen Dienstag haben seine Anwälte ein "Statement der Verteidigung" angekündigt - dabei handele es sich aber nicht um eine Einlassung im Namen des Angeklagten.

Der mutmaßliche Medikamentenskandal war von zwei Mitarbeitern des Apothekers aufgedeckt worden. Sie hatten sich über einen Anwalt an die Staatsanwaltschaft gewandt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte von Bund und Ländern, Schwerpunktapotheken für Krebsmedikamente schärfer zu kontrollieren. Deutschlandweit gebe es 300 dieser Apotheken, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Anders als bislang müsse jede viermal im Jahr durch einen Amtsapotheker kontrolliert werden. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe bereits verbesserte Regelungen bei der Apothekenüberwachung angekündigt.

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