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Presse zum Missbrauchsgipfel: "Sexuelle Gewalt wird weiter bagatellisiert"


Presseschau zum Vatikan-Gipfel
"Sexuelle Gewalt an Minderjährigen wird weiter bagatellisiert"

Von afp, dpa, ds

Aktualisiert am 25.02.2019Lesedauer: 3 Min.
Papst Franziskus beim Bußgottesdienst am dritten Tag des Missbrauchs-Gipfeltreffens der Katholischen Kirche zum Thema Missbrauch teil. Unter einem anderen Kirchenoberhaupt hätte es eine solche Konferenz nicht gegeben, glaubt die internationale Presse.Vergrößern des BildesPapst Franziskus beim Bußgottesdienst am dritten Tag des Missbrauchs-Gipfeltreffens der Katholischen Kirche zum Thema Missbrauch teil. Unter einem anderen Kirchenoberhaupt hätte es eine solche Konferenz nicht gegeben, glaubt die internationale Presse. (Quelle: Vincenzo Pinto/dpa)
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Der mit vielen Erwartungen beladene Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan ist zu Ende. Doch was hat er gebracht? Die internationale Presse bewertet das Treffen fast einvernehmlich.

Große Erwartungen, kaum Ergebnisse: Das Spitzentreffen im Vatikan zu den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche ist am Sonntag mit wenigen echten Maßnahmen zu Ende gegangen. Papst Franziskus hatte zum Abschluss der Konferenz zwar ein Ende der Vertuschung versprochen, aber keine konkreten Schritte genannt, wie er das in Zukunft erreichen will. Dementsprechend verhalten reagierte die internationale auf das Gipfeltreffen.

Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" zeigte Verständnis, dass sich Missbrauchsopfer nach der Rede des Papstes wegen fehlender Maßnahmen verärgert zeigten: "Und auch wenn die Überheblichkeit gegenüber der Opfer nicht mehr da zu sein scheint, konkrete Heilmittel sind nicht in Sicht. Es ist dieser Punkt, an dem sich die Opfer verraten fühlen. (...) Auch wenn Franziskus scheinbar entschieden ist, die internen Widerstände gegen den Wandel bestehen."

Ähnlich kritisch zeigt sich die linksliberale slowenische Tageszeitung "Pravda": "Als "Werkzeuge des Teufels" bezeichnete Papst Franziskus jene Priester, die Kinder sexuell missbrauchen. Starke Worte für einen Pontifex, doch sollte die römisch-katholische Kirche die Fehler lieber bei sich suchen statt im Höllenreich." Immerhin: Die Einberufung des Treffens der Bischöfe zu diesem Thema bedeutete einen Wendepunkt in der größten christlichen Kirche. "Während des Pontifikats von Johannes Paul II. wäre dies nicht vorstellbar gewesen. Dabei gelangten die ersten Skandale dieses Typs schon vor über 30 Jahren an die Öffentlichkeit. In vielen Ländern wie etwa bei uns in Mitteleuropa bestreitet und bagatellisiert die Geistlichkeit sexuelle Gewalt an Minderjährigen auch weiterhin."

Eine Enttäuschung für die halbe Welt

Das Nachrichtenportal t-online.de sieht in dem Gipfel eine verpasste Chance für den Papst und die Kirche. Denn: Wer nicht handelt, könne auch keine moralische Instanz sein: "Als Papst Franziskus dieses Wochenende seine Kardinäle nach Rom beorderte, um über das Thema sexueller Missbrauch zu beraten, erntete er vielfach Respekt. Zum Auftakt des Gipfeltreffens in Rom schlug Papst Franziskus 21 Maßnahmen gegen Missbrauch in der Kirche vor. Die sollten die Kardinäle diskutieren. Die katholische Kirche will Heimat und Zufluchtsort für knapp 1,3 Milliarden Katholiken weltweit sein. Sie will moralische Instanz sein. Nach diesem Wochenende ist klar: Dieser Verantwortung wird sie nicht gerecht. Die Chance, die der Gipfel bot, hat der Papst verstreichen lassen. Doch wer nicht handelt, kann auch keine moralische Instanz sein."

Auch "Zeit online" geht mit dem Vatikan hart ins Gericht: "Der Missbrauchsgipfel ist gescheitert. Er war eine Enttäuschung für all jene, die sich von Papst Franziskus in seiner Abschlussrede ein konkretes Schuldeingeständnis und praktische Schlüsse versprachen. Also für die halbe Welt. Franziskus schlingerte gegenüber den vom Missbrauch Betroffenen, die nach Rom angereist waren, aber nicht mitdiskutieren durften. (...) So wird die katholische Kirche weiter an ihrem alten Leiden kranken: Wer sich als alleiniger Übermittler der göttlichen Wahrheit sieht, gerät leicht in Gefahr, seine eigene irdische Glaubwürdigkeit für weniger wichtig zu halten."


Zufrieden zeigt sich dagegen die konservative Pariser Tageszeitung "Le Figaro": "Die Kirche hat die Schwere der Situation erkannt. Sie ist bisher die einzige Institution, die mutig die Arbeit der Reinigung mit Weitsicht angeht. Es war an der Zeit. Diejenigen Priester, die ihre Schäfchen missbraucht haben, haben doppelt gefehlt. Diese 'Werkzeuge des Satans', wie sie der Papst gestern genannt hat, haben nicht nur ihre Autorität als Erwachsene verspielt, sondern – schlimmer noch – ihre spirituelle Autorität, die ihnen das Kirchenoberhaupt anvertraut hat."

Auch der "Der Standard" aus Wien kommentiert: "Es war vielleicht nicht der große Wurf, aber ein Treffen mit Symbolcharakter. Ein gemeinsames Erwachen in Rom. Papst Franziskus hat den Finger auf die große Wunde gelegt, um die Schmerzen spürbar zu machen. Jetzt gilt es, nicht mehr nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern das Übel an der Wurzel zu packen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, APF
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