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Wetter-Kolumne: Warum die vielen Stürme nicht normal sind


Später Wintereinbruch
Warum Schnee jetzt normal ist, die vielen Stürme aber nicht

MeinungMichaela Koschak

28.02.2020Lesedauer: 3 Min.
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Pünktlich zum Ende des Winters gibt es doch noch Schnee: Das ist nicht weiter ungewöhnlich, etwas anderes hingegen schon.Vergrößern des Bildes
Pünktlich zum Ende des Winters gibt es doch noch Schnee: Das ist nicht weiter ungewöhnlich, etwas anderes hingegen schon. (Quelle: imago-images-bilder)

Der Frühling steht vor der Tür, eigentlich war er sogar schon da. Nun fällt doch noch Schnee. Warum das normal ist, die Klimakrise aber doch eine Rolle spielt, erklärt t-online.de-Kolumnistin Michaela Koschak.

Nur noch zwei Tage hat er Zeit: der Winter. Dann ist er offiziell vorbei – auf alle Fälle für uns Meteorologen, denn für uns beginnt am 1. März der Frühling. Und wie es scheint, will es der Winter nun wirklich auch noch einmal wissen. Nun dürfen ein paar Deutsche kurz vor Schluss doch noch ein paar Schneeflocken sehen. Bisher fiel das klassische Winterwetter mit strengem Frost und Schneeballschlachten komplett ins Wasser, an sehr vielen Orten in Deutschland war es überhaupt nicht winterlich.

Und auch in den Mittelgebirgen fiel die Skisaison sehr mau aus. Der Winter 2019/2020 wird wohl mit großer Wahrscheinlichkeit der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. An der Spitze liegt bisher der Winter 2006/2007, der eine Mitteltemperatur in Deutschland von 4,4 Grad Celsius hatte. In diesem Jahr befinden wir uns bis jetzt bei einem Schnitt von 4,2 Grad, es ist also ein knappes Rennen.

Aber nun kam doch noch einmal kalte Luft zu uns und hat wenigstens für einige Stunden Wintergefühle hervorgerufen. Doch neben dem Schnee wartet vor allem mal wieder – Sturm. Und zwar auch mit Orkanböen. Das sollten Sie sich lieber von drinnen heraus ansehen.

Das Wetter ist beständig unbeständig – und das hat einen Grund

Ist das normal, dass es seit Wochen quasi jedes Wochenende stürmt und jetzt auch nochmal eine Ladung Schnee vom Himmel fällt, quasi schon im März?

Ja und nein. Das derzeitige Wetter ist eigentlich ganz normal für Deutschland. Hauptsächlich gibt es bei uns einen Wechsel aus Islandtiefs und Azorenhochs. Islandtiefs kommen mit Westwind und den haben wir gerade seit Wochen. Mal sind es schwächere Tiefs, die nur Wolken und etwas Nieselregen bringen, mal aber auch kräftige Sturmtiefs, die es in sich haben und viel Wind bringen und jede Menge durcheinanderwirbeln. Da gerade immer wieder der Jetstream, ein Starkwindband in der Höhe über Deutschland weilt, bilden sich im Moment eher stärkere Tiefs und das am laufenden Band.

Das unbeständige Wetter ist deshalb gerade beständig, könnte man so sagen. Will heißen: Die Wetterlage ist eingefahren. Das ist zwar auch nicht unnormal für unser mitteleuropäisches Wetter. Aber es ist auffällig, dass es derzeit kaum Hochdruckgebiete gibt, die sich zu uns hereinschieben. Bevor das so war, herrschte wiederum nur Hochdruckwetter. So wie es zuerst über längere Zeit meist trocken und oft sonnig war, ist es nun schon seit Wochen durchweg unbeständig und extrem wechselhaft.

Den "Märzwinter" gibt es immer wieder

Genau diese Beständigkeit des Wetters ist dann aber doch ein Anzeichen für die Klimakrise. Denn durch sie wird der Jetstream, dieses Starkwindband in der Höhe, langsamer. Das führt zu eingefahrenen Wetterlagen.

Allerdings ist Schnee im März völlig okay und normal, denn der sogenannte „Märzwinter“ ist eine Singularität. Also eine Wetterlage, die immer wieder auftritt.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den März 2013, da war es nicht nur kurz etwas winterlich. Nein, da war tiefster, strenger Winter bei uns und das sogar im Norden Deutschlands und über Wochen hinweg. Zum Teil lagen über 20 Zentimeter Schnee und im Erzgebirge sanken die Temperaturen auf -21 Grad Celsius. Reihenweise gab es Kälte- und Schneerekorde. In Berlin lag drei Wochen lang eine Schneedecke, dieser Märzwinter ging in die Geschichte ein.

2013 war extrem, aber alle Jahre wieder kommt es vor, besonders wenn der Winter recht mild war, dass es im März noch einmal zu einem Kaltlufteinbruch kommt. Und genau mit so etwas haben wir es im Moment zu tun, die Kombination mit dem heftigen Sturm im äußersten Süden vom Wintersturmtief „Bianca“ macht das Wetter vorübergehend brisant.

Also nehmen Sie sich vor Rutschpartien und Sturm in Acht und versuchen Sie die Flocken, die hier und da vom Himmel fallen zu genießen. Der Frühling ist recht bald verbreitet da.

Michaela Koschak ist Wetter- und Klimaexpertin und kennt sich mit der Atmosphäre bestens aus. Wenn Sie manchmal unsicher sind, was es mit der Klimakrise und dem Wetter auf sich hat, lesen Sie die Kolumne unserer Diplom-Meteorologin. Je mehr Sie zum Thema wissen, desto weniger verfallen Sie in Panik und desto bewusster und schonender gehen Sie mit der Umwelt um.

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