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"Die Fälle explodieren" – USA steuern auf Delta-Katstrophe zu


Virologe Fauci warnt
"Die Fälle explodieren": USA vor Delta-Katastrophe


Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 4 Min.
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Eine Frau läuft mit gesenktem Kopf an einem Krankenwagen vorbei: Die Coronalage spitzt sich derzeit in einigen Bundesstaaten wieder zu.Vergrößern des Bildes
Eine Frau läuft mit gesenktem Kopf an einem Krankenwagen vorbei: Die Corona-Lage spitzt sich derzeit in einigen Bundesstaaten wieder zu. (Quelle: Zuma Wire/imago-images-bilder)

Vom Musterschüler zum Sorgenfall: In den USA nehmen die Neuinfektionen wegen der Delta-Variante massiv zu. Die fehlende Impfbereitschaft wird zum Desaster für das ganze Land. Ein Überblick.

Volle Intensivstationen, gestapelte Leichen in Fluren der Krankenhäuser und Millionen US-Amerikaner in Isolation: Diese Bilder aus den USA im Frühjahr 2020 sind bei vielen Amerikanern noch im Kopf – und nun fürchten Experten, dass sie sich wiederholen könnten. Denn das Land kämpft gegen immer mehr Neuinfektionen, ihre Zahl nimmt täglich zu. "Es ist, als würde man einem Autounfall in Zeitlupe zusehen. Keiner von uns möchte noch einmal durchmachen, was wir bereits mit Covid erlebt haben", sagt James Williams, Notfallmediziner aus Texas, der Nachrichtenagentur AP.

Verantwortlich für den Anstieg ist vor allem die sich ausbreitende Delta-Variante, etwa 85 Prozent der gemeldeten Fälle gehen darauf zurück. "Die Delta-Variante ist aggressiver und viel übertragbarer als bisher zirkulierende Stämme", sagt die Chefin der Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, und warnt: Die Pandemie befinde sich nun in einer "entscheidenden Phase".

Am Freitag wurden im Sieben-Tage-Durchschnitt täglich mehr als 49.300 neue Fälle gemeldet – ein Anstieg von mehr als 300 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Über das Wochenende werden in den USA für gewöhnlich weniger Fälle registriert. Wie auch in Deutschland kommt es zu Meldeverzögerungen bei den öffentlichen Teststellen. Der bisherige Höchstwert wurde am 2. Januar mit 300.462 Neuinfektionen verzeichnet. Die Kurve geht in diese Richtung.

Und es gibt ein weiteres Alarmsignal: Krankenhäuser in den gesamten USA schildern, dass sich ihre Betten mit Covid-19-Patienten füllen würden und die Patienten jünger als je zuvor seien – viele seien zwischen 20 und 40 Jahre alt, berichtet CNN. Die große Mehrheit der Infizierten, die im Krankenhaus behandelt werden muss, ist nicht geimpft. Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci sagte am Wochenende im Sender CNN: "Wir bewegen uns in die falsche Richtung." Der Berater von US-Präsident Joe Biden warnte vor einer "Pandemie der Ungeimpften". "Daher flehen wir die Menschen praktisch an, rauszugehen und sich impfen zu lassen."

"Die Fälle explodieren in unserem Krankenhaus"

Dramatisch ist die Situation in einigen Bundesstaaten schon jetzt. Im Norden Floridas meldete die University of Florida Health Jacksonville am Montag mehr Covid-19-Patienten als auf dem Höchststand im Januar, als dort 125 Menschen behandelt wurden. Derzeit sind es 140. "Die Fälle explodieren in unserem Krankenhaus und in unseren Gemeinden", sagt Chad Neilsen, der Direktor für Infektionsprävention des Krankenhauses, CNN.

Kalifornien ist der am stärksten von der Pandemie betroffene Staat in den USA – auch dort spitzt sich die Lage erneut zu. Derzeit werden im Sieben-Tage-Durchschnitt etwa 8.000 neue Fälle pro Tag gemeldet, im März waren es noch rund 1.000. Los Angeles County, der bevölkerungsreichste Landkreis, hat Anfang des Monats die Maskenpflicht für Innenräume wieder eingeführt – zu sehr waren die Zahlen der Neuinfektionen und Krankenhausaufenthalte gestiegen. Bis sich die Zahlen bessern, soll es auch dabei bleiben, berichtet "NBC Los Angeles". Fast vier Millionen Menschen infizierten sich im Bundesstaat Kalifornien laut Johns-Hopkins-Universität bislang mit dem Virus, mehr als 64.000 Menschen starben.

Dass die Zahl der Neuinfektionen ansteigt, liegt vor allem an der sinkenden Impfbereitschaft. Noch im Frühjahr zählten die USA zu den Vorreitern beim Impfen, inzwischen aber hat sich eine Impfmüdigkeit eingestellt. Rund 49 Prozent der Gesamtbevölkerung ist mittlerweile vollständig immunisiert – Deutschland weist inzwischen eine ähnliche Quote auf.

Impfquote in Bidens Bezirken deutlich höher

Einer Studie der Kaiser Family Foundation zufolge ist die Impfquote in den Bezirken, in denen bei der Präsidentenwahl viele für Biden stimmten, deutlich höher als dort, wo der damalige Präsident Donald Trump viele Stimmen erhielt. Bemerkenswert ist: War der Unterschied am Anfang noch gar nicht so groß, ist die Kluft in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen. Auch eine Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC News kommt zu dem Ergebnis, dass deutlich mehr Anhänger der Demokraten als der Republikaner sich bisher haben impfen lassen.

Viele Ungeimpfte, auch das zeigen Umfragen, schätzen das Risiko einer Covid-Erkrankung geringer ein als das von Nebenwirkungen einer Impfung. Oder vertrauen der US-Regierung schlicht nicht.

Die Regierung versucht seit Wochen, die Menschen zur Impfung zu bewegen, und schafft dafür sogar besondere Anreize, wie etwa Millionengewinne, Freiflüge und Stipendien. "Es gibt Orte in diesem Land, wo die Fallzahlen hoch sind (...) und viele dieser Regionen haben eine niedrige Impfabdeckung", sagte CDC-Chefin Walensky jüngst. US-Gesundheitsexperte und Präsidentenberater Anthony Fauci betonte schon Anfang Juli: Wenn man sich die Zahl der Menschen ansehe, die an Covid-19 sterben, seien gut 99 Prozent von ihnen nicht geimpft.

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Präsident Biden machte vor Kurzem deutlich, dass Impfen längst mehr sei als nur eine private Entscheidung: "Es ist also gigantisch wichtig, dass Sie sich verhalten wie Amerikaner, die sich um ihre Mitamerikaner kümmern." Die Impfappelle scheinen zumindest etwas zu fruchten. In der Tat hatten sich laut der Regierung zuletzt in den fünf Bundesstaaten mit den höchsten Fallzahlen – Arkansas, Florida, Louisiana, Missouri und Nevada – mehr Menschen als im nationalen Durchschnitt impfen lassen.

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