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Impfskandal in Friesland: Kochsalzlösung statt Impfstoff – 10.183 Betroffene


Ermittlungen in Friesland
Kochsalzlösung statt Impfstoff – sind 10.000 Menschen betroffen?

Von dpa
Aktualisiert am 13.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Eine Corona-Impfung (Symbolbild): Laut Polizei erhielten in Friesland 1.626 weitere Personen möglicherweise Spritzen mit Kochsalzlösungen.Vergrößern des BildesEine Corona-Impfung (Symbolbild): Laut Polizei erhielten in Friesland 1.626 weitere Personen möglicherweise Spritzen mit Kochsalzlösungen. (Quelle: dpa-bilder)
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Im Impfzentrum Friesland soll eine Krankenschwester den Menschen Kochsalzlösung statt Impfstoff gespritzt haben. Jetzt müssen sich Hunderte weitere Betroffene nachimpfen lassen.

Der Fall möglicher Impfungen mit Kochsalzlösungen im niedersächsischen Landkreis Friesland könnte deutlich mehr Menschen betreffen als zunächst angenommen. Statt bislang 8.557 Menschen könnten noch 1.626 weitere Personen möglicherweise Spritzen mit Kochsalzlösungen bekommen haben, wie der Landkreis mitteilt. Damit erhöht sich die Zahl der Menschen, die nun schnellstmöglich nachgeimpft werden sollen, auf insgesamt 10.183.

Die weiteren Verdachtsfälle seien bei einer eingehenderen Prüfung der Dienstzeiten der beschuldigten Krankenschwester bekannt geworden, erklärte Landrat Sven Ambrosy (SPD). Ein Abgleich der bislang aus dem Dienstplan bekannten Zeiten mit den tatsächlichen Arbeitszeiten der Frau ergab, dass sie noch zusätzliche Dienste übernommen hatte. Die Zahl der möglichen Betroffenen erhöhe sich dadurch, erklärte Ambrosy. "Diese werden von uns natürlich unverzüglich informiert." Möglicherweise betroffen sind Impfungen, die zwischen dem 5. März und 24. April vorgenommen wurden. Zuvor war der Kreis nur von Impfungen bis zum 20. April ausgegangen.

Beschuldigte Krankenschwester äußert sich über Anwalt

Die examinierte Krankenschwester, die am Impfzentrum des Kreises arbeitete, hatte eingeräumt, am 21. April sechs Spritzen überwiegend mit Kochsalzlösungen gefüllt zu haben. Ihr war beim Anmischen ein Fläschchen mit Impfstoff runtergefallen, was sie nach eigener Aussage vertuschen wollte. Die Tat war aufgeflogen, da die Frau einer Kollegin davon erzählt hatte.

Am Dienstag hatten Landkreis und Polizei dann mitgeteilt, dass nach weiteren Zeugenaussagen nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Frau weitere Spritzen mit Kochsalzlösungen aufgezogen habe. Um die möglicherweise fehlenden Impfungen nachzuholen, sollen daher alle tausenden Betroffenen als Vorsichtsmaßnahme des Landkreises nachgeimpft werden. Die Beschuldigte ließ über ihren Anwalt dagegen erklären, es handelte sich bei der Tat am 21. April um einen einmaligen Vorfall.

5.000 Menschen haben sich für Nachimpfungen angemeldet

Von den Nachimpfungen ist den Angaben zufolge nun insgesamt etwa jeder zehnte Einwohner des Kreises betroffen. "Das ist natürlich etwas, was monströs ist", sagte Ambrosy. Das Vertrauen sei beschädigt und werde Folgen für die Impfkampagne im Landkreis haben. "Wir werben aber trotzdem: Lassen Sie sich impfen." Wer nicht mehr im Impfzentrum in Friesland geimpft werden wolle, könne sich auch an Haus- und Betriebsärzte wenden.

Am Freitag liefen die ersten Nachimpfungen im Impfzentrum des Kreises an. Bei den Nachholterminen würden künftig täglich 200 bis 400 Personen zusätzlich geimpft, sagte eine Kreissprecherin. Das Personal sei dafür aufgestockt worden. Auch benachbarte Impfzentren helfen bei den Nachimpfungen. Insgesamt hatten sich bis Freitagmittag binnen drei Tagen rund 5.000 Menschen für Nachimpfungen angemeldet.

Offenbar nicht nur Kochsalzlösung aufgezogen

Unterdessen räumte die Polizei eine Kommunikationspanne in dem Fall ein. Der Anwalt der Beschuldigten hatte ersten Darstellungen der Beamten widersprochen, wonach seine Mandantin im April die sechs Spritzen allein mit einer Kochsalzlösung aufgezogen habe. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten nun auch Angaben des Anwaltes. Die Beschuldigte hatte demnach bei einer ersten Vernehmung auch angegeben, Impfstoffreste aus übrigen Ampullen in die sechs Spritzen gefüllt zu haben. Dies sei in einer ersten Mitteilung zu dem Fall "nicht differenziert dargestellt worden", teilte die Polizei mit.

An der Gefahreneinschätzung, auf dessen Grundlage die Nachimpfungen nun anlaufen, ändert diese Angabe laut Polizei und Kreis aber nichts. Das Vermischen von Restimpfstoffen aus verschiedenen Ampullen sei regelwidrig, betonte Landrat Ambrosy. "Ich möchte sogar sagen, das ist nicht entlastend, sondern bestätigt gegebenenfalls eine gewisse Vertuschungsabsicht, weil eine klare Flüssigkeit eher auffällt als eine etwas trübere."

Eine Kochsalzlösung allein sei klar, während sich bei einer Vermischung mit Biontech-Impfstoff eine trübere Substanz ergebe. Auch dass die Staatsanwaltschaft einem Anfangsverdacht nachgehe, wonach der Impfausweis der Beschuldigten manipuliert sein könnte, bekräftige den Landkreis, besonders vorsichtig vorzugehen, sagte Ambrosy.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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