Razzia in Berlin nach Millionen-Bankeinbruch im Norden
Berlin/Norderstedt/Hamburg (dpa) - Der millionenschwere Einbruch in eine Sparkasse im schleswig-holsteinischen Norderstedt hat im Sommer bundesweit Schlagzeilen gemacht.
Vier Monate spÀter könnten die Ermittler der AufklÀrung deutlich nÀher gekommen sein. Die Polizei ging mit einer Razzia in Berlin gegen VerdÀchtige vor. Mehrere Wohnungen in Spandau, Neukölln und Tempelhof, ein GeschÀft in Charlottenburg und eine Spielhalle im brandenburgischen Königs Wusterhausen wurden am Morgen von Spezialeinsatzkommandos (SEK) und der Kripo durchsucht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.
UnterstĂŒtzt wurden die Beamten aus Schleswig-Holstein bei dem Einsatz von der Berliner Polizei. Gemeinsame Ermittlungen der Kriminalinspektion Pinneberg und der Staatsanwaltschaft Kiel hĂ€tten in den vergangenen Monaten den Anfangsverdacht des bandenmĂ€Ăigen Diebstahls gegen drei Berliner im Alter von 24 bis 44 Jahren begrĂŒndet, teilten die Behörden weiter mit. Die VerdĂ€chtigen seien nach Ende des Einsatzes wieder entlassen worden.
Bei den Durchsuchungen wurden den Angaben zufolge mögliche Beweismittel sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden sollen. Die Ermittler fanden auch eine GröĂere Menge BetĂ€ubungsmittel.
Neue Hinweise nach Bericht in TV-Sendung
Am Mittwoch war in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" ĂŒber den spektakulĂ€ren Einbruch berichtet worden. AnschlieĂend gingen nach Polizeiangaben mehr als 50 Hinweise ein. Ob ein Zusammenhang zwischen den neuen Hinweisen und dem Einsatz in Berlin besteht, war zunĂ€chst nicht klar. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) und die Staatsanwaltschaft hatten 55.000 Euro Belohnung fĂŒr Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der TĂ€ter fĂŒhren.
Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge richtete sich die Razzia gegen Mitglieder eines bekannten arabischstĂ€mmigen Clans. Aus diesem Kreis stammten auch die Diebe der GoldmĂŒnze aus dem Berliner Bode-Museum und die VerdĂ€chtigen vom Diamanten-Diebstahl aus dem GrĂŒnen Gewölbe in Dresden. Durchsucht worden sein soll demnach auch ein JuweliergeschĂ€ft in Berlin-Charlottenburg.
Ăber 600 SchlieĂfĂ€cher aufgebrochen
Der Einbruch in die Haspa in der 80.000 Einwohner zĂ€hlenden Stadt nördlich von Hamburg im August war aufwendig geplant. Die TĂ€ter hatten im Mai unter einem falschen Namen eine Wohnung ĂŒber dem Tresorraum der Sparkasse gemietet. Kaution und Miete wurden bar bezahlt. Von dort bohrten sie sich durch den Betonboden in den Raum mit den SchlieĂfĂ€chern. Nachbarn in dem Haus mit zahlreichen Wohnungen und GeschĂ€ften im Zentrum der Stadt hatten der Polizei berichtet, sie hĂ€tten ĂŒber mehrere Tage LĂ€rm wahrgenommen, diesen aber fĂŒr normalen BaulĂ€rm gehalten.
Nachdem die Diebe in den Tresorraum gelangt waren, brachen sie mehr als 600 SchlieĂfĂ€cher auf und stahlen wertvolle Beute. In Medienberichten war von elf Millionen Euro die Rede. Die Polizei bestĂ€tigte lediglich, dass es sich um eine Millionensumme handelt. Die TĂ€ter zĂŒndeten Autoreifen in der gemieteten Wohnung an, um Spuren zu vernichten.
Eine Bankmitarbeiterin hatte nach Polizeiangaben bereits im FrĂŒhjahr 2020 einen Mann bemerkt, der sich auffĂ€llig im Bereich vor dem Tresorraum umgesehen hatte. Die Polizei veröffentlichte Phantombilder.
Verbindungen zu versuchtem Einbruch in Hamburg?
Möglicherweise gibt es Verbindungen zu einem versuchten Einbruch in eine Bank in Hamburg-Altona im Oktober 2020. In dem Fall nahm die Polizei im November einen VerdĂ€chtigen in Berlin fest, der jetzt in Untersuchungshaft sitzt. Auch bei dieser Tat war ein groĂer Kernbohrer benutzt worden. Die TĂ€ter mussten allerdings ohne Beute flĂŒchten. "Wir prĂŒfen ZusammenhĂ€nge", sagte ein Sprecher der Hamburger Polizei.
Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklĂ€rte: "Aufgrund der letzten Jahre kann es niemanden ĂŒberraschen, dass bei derart spektakulĂ€ren Straftaten auch immer wieder Spuren nach Berlin und zu bereits bekannten Protagonisten fĂŒhren. Die Sprösslinge besagter Familie haben mehrfach bewiesen, dass sie zu kriminellen Handlungen fĂ€hig sind und sich auch von Verurteilungen nicht wirklich abschrecken lassen. Letztlich muss der eingeschlagene Weg, GesetzesĂŒbertretungen konsequent zu verfolgen und Vermögen zu beschlagnahmen, weitergehen."