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3D-Drucker erzeugt Ohren aus menschlichen Zellen


3D-Drucker erzeugt Ohren aus menschlichen Zellen

Von t-online, mk

03.06.2022Lesedauer: 2 Min.
Kleines Kind mit Mikrotie: In Deutschland kommen jedes Jahr etwa 100 bis 150 Babys mit der Fehlbildung auf die Welt.Vergrößern des BildesKleines Kind mit Mikrotie: In Deutschland kommen jedes Jahr etwa 100 bis 150 Babys mit der Fehlbildung auf die Welt. (Quelle: Wikipedia/CreativeCommons)
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Mikrotie ist eine angeborene Fehlbildung des äußeren Ohrs. Bei der Behandlung ist US-Forschern jetzt ein Durchbruch gelungen, der die Transplantationsmedizin revolutionieren könnte.

Unter seiner wilden Mähne sieht man es nicht, aber Paul Stanley ist mit einem deformierten Ohr auf die Welt gekommen. Mikrotie nennt sich die Fehlbildung, die sowohl die Ohrmuschel als auch den Gehörgang verkümmern lassen kann. Stanley entschied sich trotz seiner einseitigen Taubheit für die Musik und wurde Gitarrist der legendären Rockband "Kiss". Andere von Mikrotie betroffene Menschen können jetzt auf eine neue Behandlungsmethode aus den USA hoffen.

Zum ersten Mal sei es gelungen, Mikrotie-Patienten Ohrmuscheln zu transplantieren, die ein 3D-Drucker aus deren eigenen Zellen erzeugt hatte, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf die Biotechnik-Firma 3D Bio. Eine 20-Jährige sei die erste von elf Patienten, die an der seit März laufenden klinischen Studie teilnähmen. Das transplantierte Ohr würde seitdem weiterwachsen und neues Knorpelgewebe bilden.

3D-Technik könnte Transplantationen einfacher machen

Für den Eingriff machten die Fachleute zuerst einen 3D-Scan des gesunden Ohrs, um die genaue Form des Transplantats zu ermitteln, heißt es in einer Mitteilung der Firma. Ein 3D-Drucker erzeugt dann die vorgegebene Form aus Zellen, die dem Knorpelgewebe des gesunden Ohrs entnommen wurden. Aus Sorge vor Industriespionage will sich die Firma nicht genauer zum Herstellungsprozess äußern, die Studie laufe aber unter Aufsicht der Zulassungsbehörde FDA und soll später in einer Fachpublikation vorgestellt werden.

In Deutschland werden statistisch jedes Jahr 100 bis 150 Menschen mit Mikrotie geboren. Sollte die Studie erfolgreich verlaufen, könnte die Technik auch in anderen Bereichen der Transplantationsmedizin eingesetzt werden und so noch viel mehr Menschen helfen. Der entscheidende Vorteil wäre die Verwendung körpereigener Zellen, die die Gefahr einer Abstoßung des Organs durch das Immunsystem verringern würde.

"Vom Ohr zum Wirbel ist es ein ziemlich großer Sprung"

"Anhand des 3D-Ohrimplantat ließe sich gut untersuchen, wie verträglich die Technik ist und wie zuverlässig sie bei der Herstellung bestimmter Formen ist", zitiert die "New York Times" den Bioingenieur James Iatridis. Dieser forscht an einer ähnlichen Technik zur Behandlung von Verletzungen der Wirbelsäule. Einen Erfolg meldeten im September auch Forscher des israelischen Institute of Technology in Haifa: Ihnen gelang es mit einem 3D-Drucker, ein Netzwerk aus Blutgefäßen zu erzeugen; als "Tinte" verwendeten die Forscher Collagen, ein Eiweiß, das auch menschliche Knochen, Haut und Zähnen stabilisiert.

Optimistisch äußert sich auch der Bioingenieur und Materialwissenschaftler Adam Feinberg: "Das ist auf jeden Fall eine große Nummer. Das zeigt, dass die 3D-Technik in der Medizin nur noch eine Frage der Zeit ist", zitiert ihn die "New York Times". Feinberg gibt allerdings zu bedenken, dass ein Ohr relativ einfach zu formen sei im Vergleich zu Organen wie Leber und Lunge oder stabilerer Strukturen: "Vom Ohr zum Wirbel ist es ein ziemlich großer Sprung", sagt Feinberg. "Aber er ist viel realistischer, wenn man das Ohr schon mal geschafft hat."

Verwendete Quellen
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