Empörung in Frankreich Journalisten verlieren Jobs – wegen sexistischer Facebook-Gruppe

In Frankreich sorgt eine sexistische Facebook-Gruppe von Journalisten für Wirbel. Frauen werfen den Mitgliedern von "La Ligue du LOL" vor, sie in sozialen Netzwerken gemobbt zu haben.
Sie betrieben offenbar jahrelang Cybermobbing gegen Frauen, nun erhalten sie die Quittung dafür: In Frankreich sind mehrere Medienschaffende wegen einer sexistischen Facebook-Gruppe in die Schlagzeilen geraten. Einige einflussreiche Journalisten verloren wegen der Umtriebe der 2009 gegründeten Gruppe "Ligue du LOL" ihren Job.
Die Zeitung "Libération" hatte am Freitag über die Facebook-Gruppe berichtet, deren Mitglieder Frauen sexistisch beleidigten und Vergewaltigungen verharmlosten. Am Wochenende erzählten mehrere Mobbingopfer in sozialen Netzwerken von ihren damaligen Erfahrungen. Mélanie Wanga, Gründerin des Podcasts "pop Tchip", schrieb über rassistische und sexistische Belästigungen, die sie durch "weiße, Pariser Journalisten" erlitten habe.
Gehässige Foto- und Videomontagen
Die ehemalige Bloggerin Capucine Piot berichtete, wie sie im Internet "jahrelang" das Ziel gehässiger Foto- oder Videomontagen war. Für sie als junge Frau sei das "sehr schwierig" gewesen. "Ich war dick, ich war eine Frau, ich war Feministin, das reichte, damit sie mich auslachten", erklärte Daria Marx, die gegen den Hass auf Dicke kämpft.
- Cybermobbing: Die Folgen werden unterschätzt
Der Gründer der Facebook-Gruppe, Vincent Glad, wurde am Montag als Mitarbeiter von "Libération" suspendiert, ebenso der Online-Chef der Zeitung, Alexandre Hervaud. Das "Brain Magazine" kündigte ebenfalls die Zusammenarbeit mit Glad auf. Der Chefredakteur des Musik- und Kulturmagazins "Les Inrockuptibles", David Doucet, wurde ebenfalls beurlaubt.
Glad hatte sich am Sonntag mit einem Schreiben entschuldigt. Er habe nicht gesehen, dass mit den Witzen der Gruppe die ersten feministischen Worte zum Schweigen gebracht worden seien, als sie 2011 und 2012 in den Netzwerken auftauchten, schrieb er auf Twitter. Er habe ein "Monster" erschaffen, über das er die Kontrolle verloren habe.
- Nachrichtenagentur afp
- Twitter-Account von Vincent Glad