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Diphtherie in Brandenburg: Schüler aus dem Havelland infiziert


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Erreger sondert Gift ab
Schulkind mit lebensbedrohlicher Krankheit infiziert


Aktualisiert am 15.10.2024Lesedauer: 3 Min.
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Rachendiphtherie (Archivbild): In Deutschland gibt es einen weiteren Diphtherie-Fall. Die Krankheit ist in Deutschland heute eine Seltenheit. (Quelle: IMAGO / BSIP)

Ein Junge aus dem Havelland wird mit akuter Mandelentzündung in ein Krankenhaus eingeliefert. Dann der Schock: Das Kind leidet an einer lebensbedrohlichen Krankheit.

Im Landkreis Havelland im Westen von Brandenburg ist es zu einem schweren Diphtherie-Fall gekommen. Wie zuerst die "Märkische Allgemeine" berichtete, wurde am 26. September ein zehnjähriger Junge mit einer akuten Mandelentzündung in das Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam eingeliefert. Dort diagnostizierten die Ärzte Diphtherie. Der Fall wurde einen Tag später dem Gesundheitsamt des Landkreises Havelland gemeldet, da die Krankheit meldepflichtig ist. Landkreis-Sprecher Martin Kujawa erklärte, dass sie "aufgrund der hohen Durchimpfungsrate hierzulande praktisch nicht mehr vorkommt". Das erkrankte Kind sei nicht geimpft gewesen.

Weil der Schüler so schwer an der lebensbedrohlichen und hochansteckenden Infektionskrankheit, die Anfang des 20. Jahrhunderts "Würgeengel der Kinder" genannt wurde, erkrankt war und sich sein Zustand zunehmend verschlechterte, wurde er in die Charité nach Berlin verlegt. Dort musste der Zehnjährige invasiv beatmet und mit einem Antitoxin und Antibiotika behandelt werden. Laut einem Sprecher des brandenburgischen Gesundheitsministeriums besuchte das Kind "eine Waldorfschule in Berlin".

Zwei Arten der Diphtherie

Diphtherie wird durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht und ist weltweit verbreitet, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI). Es gibt zwei Arten: Die respiratorische Diphtherie (Rachendiphtherie) betrifft die Atemwege, die kutane die Haut (Hautdiphtherie). Der Erreger sondert das starke Gift Diphtherietoxin ab. Emil Adolf Behring, ein deutscher Mediziner, Nobelpreisträger und Begründer der passiven antitoxischen Schutzimpfung, entwickelte 1913 einen Impfstoff zum Schutz vor Diphtherie.

Weil die Infektion über Tröpfchen übertragen wird, leitete das Gesundheitsamt im Havelland umgehend "Ermittlungen und Maßnahmen zum Schutz der engen Kontaktpersonen im privaten und schulischen Umfeld" des jungen Patienten ein. Darüber hinaus veranlasste das Gesundheitsministerium in Berlin "im betroffenen Klassenverband Laboruntersuchungen und eine postexpositionelle Prophylaxe (Antibiotikabehandlung)". Außerdem wurden Abstriche von Kontaktpersonen aus der Familie des Jungen genommen. Sie erhielten zudem Antibiotika.

Ohne Behandlung stirbt jeder zweite Infizierte

Der betroffene Junge sei an der seltener auftretenden Rachendiphtherie erkrankt, die oft einen schweren Verlauf nimmt. Symptome sind Halsschmerzen, Fieber und eine Mandelentzündung mit eitrigen Belägen und Lymphknotenschwellungen. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt, kann sie tödlich enden. Laut dem Bergmann-Klinikum in Potsdam liege die Sterblichkeit dann bei "bis zu 50 Prozent". Doch auch bei sofortiger Therapie kann sie noch bei "um zehn Prozent" liegen. Wo sich das Kind infiziert hat, ist bislang nicht bekannt.

Den wirksamsten Schutz biete laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) noch immer eine Impfung. Bei Babys wird diese ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat empfohlen. Die erste Auffrischung sollte bei Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren erfolgen, danach wieder im Jugendalter von neun bis 16 Jahren. Erwachsene sollten die Impfung alle zehn Jahre auffrischen.

Den bis dahin letzten bestätigten Diphtherie-Fall in Potsdam gab es im Jahr 2002, im Havelland wurde 2012 ein Verdachtsfall gemeldet, der sich jedoch nicht bestätigte. Laut dem Infektionsschutzgesetz des Landes Brandenburg gab es in diesem Jahr in Brandenburg zwei nachgewiesene Diphtherie-Erkrankungen: eine im Landkreise Spree-Neiße, eine weitere in Frankfurt/Oder.

Sind Waldorfschulen Impfgegner?

Waldorfschulen orientieren sich an der anthroposophischen Lehre von Rudolf Steiner. "Der Idee der Anthroposophie wird fälschlicherweise das Etikett 'Impfgegner' umgehängt", sagte die Sprecherin des Bundes der Freien Waldorfschulen, Nele Auschra, bereits 2021 in einem Interview mit der Rudolf Steiner Schule Remscheid. Auf seiner Website erklärt der Bund der Freien Waldorfschulen, dass er als "pädagogischer Dachverband grundsätzlich keinerlei Impfempfehlungen" gebe, sondern "Eltern auf die medizinische Beratung durch ihren Kinderarzt oder Kinderärztin" verweise.

Weiter heißt es: "Es ist unbestritten, dass Schutzimpfungen in der Gesundheitsvorsorge eine wichtige und hinsichtlich der Eindämmung schwerer Krankheiten entscheidende Rolle spielen." Außerdem schließe man sich der Stellungnahme zu Impfungen der Medizinischen Sektion am Goetheanum und der Internationalen Vereinigung Anthroposophischer Ärztegesellschaften an. In dieser hieß es, dass Anthroposophische Medizin den Beitrag von Impfungen zur weltweiten Gesundheit "ausdrücklich würdigt" und sie als "wichtige Maßnahmen zur Vermeidung lebensbedrohlicher Erkrankungen" unterstützt. "Anthroposophische Medizin vertritt keine Anti-Impf-Haltung und unterstützt keine Anti-Impf-Bewegungen."

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