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Urteil in USA: Vier Dollar für Familie von erschossenem Schwarzen


Von Polizisten getöteter Afroamerikaner
Familie bekommt vier Dollar Entschädigung

rew

01.06.2018Lesedauer: 3 Min.
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Eine Flagge mit der Aufschrift "Black lives matter": Immer wieder werden Schwarze in den USA Opfer von Polizeigewalt. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Eine Flagge mit der Aufschrift "Black lives matter": Immer wieder werden Schwarze in den USA Opfer von Polizeigewalt. (Archivbild) (Quelle: Lev Radin/Pacific Press/dpa-bilder)

Im Januar 2014 erschossen US-Polizisten einen Familienvater in seiner eigenen Garage. Die Familie klagte und erhielt nun eine Entschädigung: vier Dollar.

In einem Prozess um einen getöteten Schwarzen hat die hinterbliebene Familie von einem Gericht in Florida eine Entschädigung von vier Dollar zugesprochen bekommen. Die Familie – die Mutter des Getöteten, dessen Verlobte sowie dessen drei Töchter im Alter von 7, 10 und 13 Jahren – sei "untröstlich", verkündete der Anwalt der betroffenen Familie.

Der verhandelte Fall liegt mehr als vier Jahre zurück. Eine Nachbarin des Vaters hatte die Polizei wegen Ruhestörung gerufen, der Mann hörte offenbar laute Rapmusik. Zwei Polizisten klopften daraufhin an der Haus- und der Garagentür des Mannes. Dieser öffnete ihnen.

Als der Mann öffnete, erkannte einer der Polizisten laut der Prozessakte eine Waffe in der Hand des Mannes und machte ihn darauf aufmerksam. Der Mann habe daraufhin die Tür wieder geschlossen. Der andere Polizist feuerte anschließend vier Schüsse durch die Tür, die den Mann trafen und töteten.

Da die Polizisten sich nicht sicher waren, ob der Mann wirklich unschädlich gemacht worden sei, riefen sie außerdem eine SWAT-Einheit, ein Sondereinsatzkommando, hinzu. Laut Anklage verursachte das Reizgas, das die Sicherheitskräfte verwendeten, einen so großen Schaden, das die Garage seitdem nicht mehr bewohnbar sei.

Ein Dollar soll die psychischen Schmerzen der Kinder ausgleichen

Die Mutter des erschossenen Mannes hatte daraufhin wegen widerrechtlich herbeigeführten Todes ("wrongful death") gegen den zuständigen Sheriff sowie gegen den Polizisten geklagt, der die Schüsse abgab. Die Geschworenenjury – ein Schwarzer, zwei weiße Männer und fünf weiße Frauen – berechneten als Entschädigung eine Gesamtsumme von vier Dollar. Ein Dollar solle die Bestattungskosten ausgleichen, zudem wurde für jede der drei Töchter ein Dollar für "psychische Schmerzen und Leiden" ("mental pain and suffering") berechnet.

Allerdings entschied die Jury, dass der Erschossene zu 99 Prozent selbst die Schuld an dem Vorfall trage, während der zuständige Sheriff zu einem Prozent verantwortlich gemacht werden könne. Der angeklagte Polizist wurde freigesprochen.

Durch diese Schuldverteilung schmolz die Entschädigungssumme auf 4 Cent zusammen. Dass der 30-Jährige Familienvater während des Vorfalls betrunken gewesen war, sorgte nochmals für eine Minderung der Summe. Letztlich ging die Familie, die eine Entschädigung zwischen 500.000 und einer Million Dollar gefordert hatte, leer aus.

Der Anwalt der Familie ist fassunglos

Der Anwalt der Familie nannte das Urteil "verstörend". Er zeigte sich bestürzt über das Schmerzensgeld für die Kinder: "Dass der Schmerz eines schwarzen Kindes nur einen Dollar wert ist, zeigt genau, in welcher furchtbaren Lage sich Afroamerikaner befinden. Das bedeutet, dass schwarzes Leben nichts wert ist."

Die Angeklagten begrüßten das Urteil hingegen. Der Sheriff verwies darauf, dass es sich um eine sehr schwierige Situation gehandelt habe. Der Polizist habe angesichts der Umstände die bestmögliche Entscheidung getroffen.

Die Zeugenaussagen widersprechen sich

Bis heute bestehen Zweifel an dem geschilderten Tathergang. In dem Prozess wurden insgesamt dreißig Zeugen verhört, von denen einige die Version des Polizisten bestätigten. Die älteste Tochter des erschossenen Mannes hingegen widersprach der Darstellung. Sie befand sich während der Tat in der Schule, die direkt gegenüber des Hauses liegt. Von dort aus konnte sie die Geschehnisse beobachten. Sie schwor vor Gericht, dass ihr Vater keine Waffe in der Hand gehabt hätte.

Auch der Anwalt bezweifelt, dass der Mann eine Waffe in der Hand hielt, als er die Tür öffnete. Zwar wurde eine Pistole in der hinteren Hosentasche des Toten gefunden. Allerdings gilt als fraglich, ob dieser die Zeit hatte, sie dort hinzustecken: Die vier Schüsse trafen ihn innerhalb von 1,2 Sekunden.

Der Anwalt kündigte an, in Berufung zu gehen.

Verwendete Quellen
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