Preise steigen Hitze und Dürre bedrohen Schifffahrt

Eine zentrale Transportroute Europas ächzt unter Hitze und Trockenheit: Rheinschiffe können oftmals nicht einmal mehr bis zur Hälfte beladen werden. In der Schweiz wird unterdessen ein Rhein-Abschnitt komplett gesperrt.
Die anhaltende Trockenheit während der jüngsten Hitzewelle in Westeuropa behindert erneut die Schifffahrt auf dem Rhein. Wegen niedriger Pegelstände können Frachtschiffe vielerorts nur eingeschränkt beladen werden, berichteten verschiedene Händler laut der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Reedereien würden daher Zuschläge auf die üblichen Frachtraten erheben, um die geringere Auslastung auszugleichen.
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Alle Rheinabschnitte südlich von Duisburg und Köln – einschließlich der Engstelle bei Kaub – sind von den aktuellen Einschränkungen betroffen. Nach Angaben von Händlern können Schiffe bei Duisburg und Köln oft nicht einmal mehr zur Hälfte beladen werden, die Auslastung liege nur noch zwischen 40 und 50 Prozent. Das bedeutet, dass Fracht auf mehrere Schiffe verteilt werden muss, was wiederum die Transportkosten für die Kunden erhöht.
Extreme Hitzewille wird die Situation verschärfen
Eine Entspannung der Lage ist vorerst nicht in Sicht. Für diese Woche wird eine extreme Hitzewelle in Teilen Deutschlands erwartet – auch entlang des Rheins. In Köln könnten die Temperaturen laut Prognosen bis zu 40 Grad Celsius erreichen. Händler rechnen daher mit weiter sinkenden Pegeln.
Der Rhein ist eine zentrale Transportachse für zahlreiche Rohstoffe und Güter wie Getreide, Mineralien, Erze, Kohle und Ölprodukte, darunter auch Heizöl. Bereits im Sommer 2022 hatten Dürre und Hitze ungewöhnlich niedrige Wasserstände verursacht, was bei vielen Unternehmen zu Lieferengpässen und Produktionsproblemen führte.
Sperrung in der Schweiz
In der Schweiz ist die Schifffahrt zwischen Stein am Rhein und Diessenhofen seit Montag sogar ganz unterbrochen. Grund dafür sind neben stark gesunkenen Pegelständen Ablagerungen von Quaggamuscheln, die die Durchfahrt im Bereich der Hemishoferbrücke unmöglich machen.
Die Quaggamuschel ist eine invasive Art und breitet sich hauptsächlich durch den Transport von Freizeitbooten aus. Die Klimakrise begünstigt die Ausbreitung der Muschel.
Dürre im Frühjahr so schlimm wie nie seit 1950
Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat unterdessen die Dürre des Frühjahrs ausgewertet. Das Ergebnis: 2025 war die Trockenheit im Oberboden bis 25 Zentimeter Tiefe deutschlandweit stärker als in allen Jahren zurück bis 1950 zuvor.
Dass es Jahr 2025 dennoch bisher nicht zu flächendeckenden Ernteausfällen gekommen ist, liege unter anderem am äußerst wechselhaften Mai, der vor allem in der zweiten Monatshälfte teils ergiebige Niederschläge brachte. Diese sorgten regional für eine spürbare Entlastung.
Was die Frühjahrsdürre für den weiteren Sommer bedeute, lasse sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Bereits durchschnittliche Sommerniederschläge könnten ausreichen, um eine Verschärfung der Dürre und größere Ernteschäden zu verhindern. Für die Landwirtschaft, für die der Wasserhaushalt im Oberboden wesentlich ist, bleibe daher entscheidend, wie sich die Witterung in den kommenden Wochen entwickelt.
Für den Wald, für den laut UFZ eher die Dürre im Gesamtboden bis etwa 1,8 Meter entscheidend ist, fällt die Prognose düsterer aus: "Das absolute Bodenfeuchtedefizit kann auch bei normalen Sommerniederschlag in der Regel nicht ausgeglichen werden", heißt es in einer Mitteilung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung.
- srf.ch: "Muscheln und Niedrigwasser legen Teil der Rheinroute lahm"
- ufz.de: "Zwischen Frost und Dürre: Ein Frühjahr der Gegensätze"
- urh.ch: "Einschränkungen im Schiffsverkehr wegen Niederigwasser"
- igb-berlin.de: "Die invasive Quaggamuschel"
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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