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Alcatraz: Niemand kam hier lebend raus – oder doch?


Berühmtestes Gefängnis Amerikas
Legende Alcatraz: Hier entkam niemand – oder doch?

Von t-online, ivi

Aktualisiert am 05.05.2025 - 17:47 UhrLesedauer: 4 Min.
Alcatraz vor dem Hintergrund von San Francisco: Einst Gefängnis für Gangster, heute Touristenmagnet.Vergrößern des Bildes
Alcatraz vor dem Hintergrund von San Francisco: Einst Gefängnis für Gangster, heute Touristenmagnet. (Quelle: Zoonar.com/Walter G Arce Sr Grindstone Media Group/ASP Inc/imago-images-bilder)
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Auf einer windumtosten Insel vor San Francisco entstand das wohl berühmteste Gefängnis der USA – Alcatraz. Hier saßen Legenden wie Al Capone ein, abgeschottet vom Rest der Welt und umgeben von eiskaltem Wasser.

Eine kleine Sandsteininsel in der Bucht vor San Francisco hat sich in den Geschichtsbüchern einen Platz als die Heimat eines der berüchtigten Gefängnisse der USA gesichert. Auf ihr verbüßten Legenden der Unterwelt ihre Strafen – darunter Männer wie Al Capone oder Machine Gun Kelly. Ihr Name ist Alcatraz.

Heute ist die ehemalige Haftanstalt eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Region. Dabei war sie nicht immer Gangster-Größen vorbehalten.

Die Geschichte der Insel vor der Entdeckung durch die Europäer ist nicht dokumentiert. Die Bucht von San Francisco wurde aber tausende Jahre lang von verschiedenen indigenen Stämmen bewohnt. Im Jahr 1775 segelte der spanische Entdecker Juan Manuel de Ayala in die nebelverhangene Bucht von San Francisco und kartierte die dortigen Inseln.

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Woher Alcatraz seinen Namen hat

Eine davon, die heutige Yerba Buena Island, benannte er wegen der vielen Seevögel "Isla de Alcatraces". Die genaue Bedeutung von "alcatraces" ist zwar umstritten, meist wird aber davon ausgegangen, dass damit Pelikane gemeint waren. Erst Jahrzehnte später, 1826, übertrug der britische Marineoffizier Frederick William Beechey den Namen auf die heute weltberühmte Insel Alcatraz.

1850 wurde Kalifornien US-Bundesstaat. Ein Jahr später taufte die amerikanische Küstenwache die Insel offiziell in "Alcatraz Island" um.

Mit dem Goldrausch von 1848 stieg das Schiffsaufkommen in der Bucht rasant an. Die dichten Nebel machten die Passage gefährlich – also errichtete man 1852 den ersten Leuchtturm an der US-Westküste. Doch die Inbetriebnahme erfolgte erst 1854, da zuvor Linse und Fachleute fehlten.

Alcatraz wird zur Festung

Mit dem Bau von Fort Alcatraz begann ab 1853 die militärische Nutzung der Insel. Sechs Jahre später war die Festung fertig – und ab 1861 diente sie erstmals als Gefängnis für Kriegsgefangene. Während des amerikanischen Sezessionskriegs wurden hier Soldaten der Konföderiertenarmee sowie die Besatzung eines konföderierten Handelsschiffs festgesetzt. Untergebracht waren sie im dunklen Verlies eines einfachen Ziegelbaus.

Doch die Zeit nagte am Gemäuer: 1903 war das Gebäude so baufällig, dass es geschlossen werden musste. Pläne für einen modernen Ersatz wurden zwar schon 1906 ausgearbeitet, doch das große Erdbeben von San Francisco verzögerte sie.

Erst zwischen 1906 und 1911 entstand ein neuer Zellentrakt – dieses Mal aus Stahlbeton. Das Gebäude steht noch heute und ist für Besucher zugänglich (lesen Sie hier, was Touristen aktuell beachten müssen). Auch der Leuchtturm wurde 1909 durch einen Neubau ersetzt.

Das Fort wurde 1933 aufgegeben. Am Neujahrstag 1934 begann ein neues Kapitel für die Insel: Alcatraz wurde zu einem Bundesgefängnis. Ideal gelegen – mitten in einem eiskalten Gewässer mit tückischer Strömung – galt die Insel als ausbruchssicher. Im Volksmund nannte man sie "The Rock" – zu Deutsch: der Fels.

Gangster-Legende landete auf "The Rock"

Die ersten Gefangenen waren 53 Häftlinge aus dem Staatsgefängnis in Atlanta. Bald folgten berüchtigte Namen. Als Alphonse Gabriel "Al" Capone im August 1934 auf Alcatraz eintraf, genoss er bereits einen legendären Ruf. Der einstige Pate von Chicago, der in den 1920er-Jahren ein kriminelles Imperium aus Alkoholschmuggel, Glücksspiel, Prostitution und Schutzgelderpressung aufgebaut hatte, galt als Inbegriff des amerikanischen Gangsters.

Capone, der sich als Antiquitätenhändler ausgab und sich in feinen Anzügen von Fotografen ablichten ließ, verstand es meisterhaft, sein Image zu inszenieren. Während seine Gegner im Kugelhagel untergingen, gab er sich der Öffentlichkeit als Wohltäter – charmant, großzügig und stets medienwirksam.

Doch das Finanzamt ließ sich nicht täuschen: 1931 wurde Capone wegen Steuerhinterziehung zu elf Jahren Haft verurteilt. Nach Zwischenstationen in Atlanta wurde er 1934 auf die windumtoste Insel verlegt. Auf "The Rock" sollte Capone keine mediale Bühne mehr geboten werden. Statt Luxus gegen Bestechung erwarteten ihn hier eine karge Zelle, strenge Disziplin und Isolation von der Außenwelt. Capone verbrachte viereinhalb Jahre auf Alcatraz – gezeichnet von der Syphilis, die seinen Geist nach und nach zersetzte.

Die kriminelle Prominenz auf Alcatraz

Unter den prominenten Häftlingen von Alcatraz waren auch Machine Gun Kelly (1934–1951), Robert Stroud, der "Birdman" (1942–1959) oder Alvin Karpis, der hier am längsten inhaftiert war (1936–1962).

Karpis, geboren am 10. August 1908 in Montreal, wurde in den 1930er-Jahren als skrupelloser Kopf der berüchtigten Barker-Bande bekannt. Gemeinsam mit der Gang verübte er eine Reihe brutaler Verbrechen. Das FBI erklärte ihn zeitweise zum "Staatsfeind Nummer eins".

"Niemand entkommt von Alcatraz" – oder doch?

Hinter den dicken Mauern von Alcatraz sollten die berüchtigten Verbrecher sicher verwahrt werden. Doch trotz aller Sicherheitsmaßnahmen: Das Gefängnis war nie wirklich ausbruchssicher. Schon in der Zeit, als Alcatraz ein Militärgefängnis war, gelang 17 Insassen die Flucht. Als Bundesgefängnis kam es zu 14 dokumentierten Fluchten: 1937 verschwanden zwei Männer bei einem Sturm spurlos in der Bucht. 1962 gelang drei Häftlingen der Ausbruch mit einem Schlauchboot aus Regenmänteln. Ob sie überlebten, ist nicht bekannt. Ihre Leichen wurden nie gefunden.

1962 schaffte es der Bankräuber John Paul Scott lebend aus dem Gefängnis ans Festland – er wurde allerdings halb erfroren wieder aufgegriffen.

Insgesamt wagten 34 Gefängnisinsassen zwischen 1934 und 1963 die Flucht. 25 wurden lebend gefasst, sechs erschossen und fünf gelten bis heute als verschwunden.

Das Ende von "The Rock"

1963 wurde Alcatraz geschlossen. Die Betriebskosten waren hoch – selbst Trinkwasser musste geliefert werden. Der bauliche Verfall durch Salzfraß tat sein Übriges.

Anfang 1963 zog der damalige Justizminister Robert F. Kennedy einen Schlussstrich: Gemeinsam mit James V. Bennett, dem damaligen Leiter des Federal Bureau of Prisons, ordnete er die Schließung von Alcatraz an. Beide verfolgten ein neues Konzept im Strafvollzug – weg von reiner Abschreckung, hin zu mehr Resozialisierung.

Am 21. März 1963 verließen die letzten Häftlinge die Insel. Seitdem ist Alcatraz unbewohnt. Pläne, das Eiland in ein Casino zu verwandeln, scheiterten – Investoren blieben aus. 1972 wurde Alcatraz schließlich als Teil eines neu gegründeten Naherholungsgebiets rund um die Bucht von San Francisco der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis

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