Putin sieht steigende Gefahr eines Atomkriegs
Sein Atomwaffenarsenal sieht Russland laut Kremlchef Putin angeblich nur als Abschreckung. Notfalls werde sich das Land jedoch "mit allen Mitteln verteidigen".
Nach den vermeintlichen ukrainischen Drohnenangriffen auf russische MilitΓ€rstΓΌtzpunkte weit im Landesinneren verstΓ€rkt sich die Sorge vor einer Eskalation des Krieges. Mit Blick auf die Konfrontation mit dem Westen hob der russische PrΓ€sident Wladimir Putin am Mittwoch hervor, dass "die Gefahr eines Atomkriegs wΓ€chst". Russland sehe sein Atomwaffenarsenal nur als Abschreckung, werde sich aber "mit allen Mittel" verteidigen und wiederholte damit Γ€hnliche ΓuΓerungen seit Kriegsbeginn.
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Putin hatte sich in einer vom russischen Fernsehen ΓΌbertragenen Rede zudem darΓΌber beklagt, dass westliche Menschenrechtsorganisationen Russland als "ein Land zweiter Klasse betrachten, das kein Recht haben zu existieren". Die Antwort sei ein konsequenter Kampf fΓΌr nationale Interessen. Man werde auch friedliche Mittel einsetzen.
"Aber wenn nichts anderes ΓΌbrig bleibt, werden wir uns mit allen uns zur VerfΓΌgung stehenden Mitteln verteidigen", fΓΌgte Putin hinzu, der seit Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine fΓΌhrt. Russland sehe sein Atomwaffenarsenal als Mittel zur Vergeltung, nicht zum Erstschlag. "Wir sind nicht verrΓΌckt geworden, wir wissen, was Atomwaffen sind", sagte Putin.
Gezielter Raketenterror gegen die Ukraine
Es sei derzeit nicht sinnvoll, weitere Soldaten zu mobilisieren, fΓΌgte Putin mit Hinweis auf die bereits 300.000 einberufenen Reservisten im September und Oktober hinzu. 150.000 von ihnen wΓΌrde derzeit in der Ukraine eingesetzt. Putin sprach erneut von einer "Spezialoperation".
Russland hatte zuletzt immer wieder gezielt die Energie- und Wasserversorgung in der Ukraine mit Raketen attackiert, nachdem sich die russischen Bodentruppen aus einigen besetzten Gebieten hatten zurΓΌckziehen mΓΌssen. Die Ukraine und der Westen werfen Russland angesichts des nahenden Winters vor, KΓ€lte als Waffe einzusetzen. Russland weist dies zurΓΌck.
Putin vergleicht sich mit Zar Peter I.
Einen langen Krieg gegen die Ukraine schloss Putin nicht aus. "NatΓΌrlich, es kann ein langer Prozess werden", sagte Putin bei einem Treffen mit Vertretern eines von ihm selbst eingesetzten Menschenrechtsrats. "Aber es sind neue Gebiete aufgetaucht", fΓΌgte Putin mit Blick auf die vΓΆlkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk hinzu. "Das ist solch ein bedeutendes Ergebnis fΓΌr Russland."
Einmal mehr zog der Kremlchef auch eine Parallele zwischen sich selbst und dem russischen Zaren Peter I.: "Das Asowsche Meer ist zu einem innerrussischen Meer geworden. Das sind ernsthafte Dinge. Peter der GroΓe hat noch um einen Zugang zum Asowschen Meer gekΓ€mpft." Bereits im Sommer hatte Putin den Krieg gegen die Ukraine auf eine Ebene mit dem GroΓen Nordischen Krieg unter Peter Anfang des 18. Jahrhunderts gestellt.
UnabhΓ€ngige russische Medien berichteten unter Berufung auf kremlnahe Kreise, die Mitglieder des Menschenrechtsrates hΓ€tten sich vor dem Treffen verpflichten mΓΌssen, bestimmte Themen nicht vor Putin anzusprechen β etwa die schlechte AusrΓΌstung der Armee. Die Mitglieder des Gremiums sind von Putin handverlesen, kritische Vertreter hatte er zuletzt auswechseln lassen.