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Altes Ägypten: Vulkanausbrüche als Ursache für Untergang


Tropische Vulkane
Weshalb Kleopatras Reich wirklich unterging

dpa, Susanne Zahn

20.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Vulkanausbrüche könnten Hungersnöte verursacht haben.Vergrößern des BildesFür die Hungersnöte im Alten Ägypten könnten Vulkanausbrüche verantwortlich sein. (Quelle: Henning Kaiser/dpa-bilder)
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Bevor Kleopatra durch ihre Unterwerfung den Untergang ihres Reiches im Alten Ägypten besiegelte, suchten Hungersnöte und Seuchen die Bewohner heim. Ursache dafür könnten Vulkanausbrüche am anderen Ende der Welt gewesen sein.

Der Untergang des Alten Ägypten unter Kleopatra könnte auch auf Vulkanausbrüche zurückzuführen sein. Das vermuten Forscher um Francis Ludlow vom Trinity College in Dublin im Fachblatt "Nature Communications". Demnach trugen die Ausbrüche dazu bei, dass das Nilhochwasser ausblieb und beeinflussten dadurch maßgeblich gesellschaftliche Entwicklungen in der sogenannten ptolemäischen Epoche (305-30 v. Chr.)

Anhand von Aufzeichnungen aus dieser Zeit konnten die Forscher zeigen, dass nach Vulkanausbrüchen in weit entfernten Regionen überdurchschnittlich häufig soziale Unruhen begannen. Zwei deutsche Experten sehen die Schlussfolgerungen von Ludlow und seinem Team allerdings mit Skepsis.

Der Wohlstand der Ägypter der ptolemäischen Epoche hing direkt mit dem Fluss Nil zusammen. Regenfälle im äthiopischen Hochland verursachten Hochwasser, das für die Landwirtschaft im Niltal lebenswichtig war. Ausführliche Berichte aus dieser Zeit deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem Ausbleiben der Nilflut und sozialen Unruhen hin. Die Ursache für das Ausbleiben des Hochwassers war bisher ungeklärt.

Vulkane schuld an und schwachen Regenfällen?

Francis Ludlow hat einen möglichen Zusammenhang zwischen Vulkanausbrüchen und der Nilflut untersucht. Wie hängen weit entfernte Vulkanausbrüche mit Hochwasser und Regen zusammen?

Ein deutscher Forscher versucht das zu erklären. "Die Vulkane, um die es sich handelt, stehen in den Tropen, also beispielsweise in Indonesien. Wenn sie ausbrechen, gelangen Schwefelgase in Atmosphärenschichten in über zehn Kilometern Höhe", sagt Ulrich Cubasch von der Freien Universität Berlin, der an der Studie nicht beteiligt war. In der Atmospähre reagiertn die Gase dann zu Schwefelaerosolen und reflektierten die Sonneneinstrahlung, so dass die Temperatur auf der Erde sinke. "Weil kalte Luft weniger Wasser aufnehmen kann, regnet es auch weniger", sagt Cubasch.

Nach zwei bis drei Jahren würden diese Rückstände abgebaut und gelangten als feiner Staub auf die Erde zurück, führt der Klimatologe aus. In den Eisschichten an Nord- und Südpol würden diese Staubschichten über Jahrtausende konserviert. Wissenschaftler könnten deshalb heute bis auf Jahre genau bestimmen, wann Vulkanausbrüche in der Vergangenheit stattgefunden haben und wie heftig sie waren.

Die Forscher um Ludlow griffen für ihre Studie auch auf Daten zum Wasserstand des Nils seit 600 nach Christus zurück. So konnten sie sehr genau bestimmen, dass in Jahren mit Vulkanausbrüchen der Nilpegel durchschnittlich 22 Zentimeter niedriger war als sonst. Anschließend verglichen sie die Daten mit den Berichten, die über die ptolemäische Zeit vorliegen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Vulkanausbrüche häufig mit dem Beginn von sozialen Umbrüchen einhergingen.

Ursache für zu soziale Umbrüche

Das fehlende Hochwasser könnte demnach Missernten verursacht haben, die wiederum Hungersnöte und gesellschaftliche Veränderungen hervorriefen. Außerdem endeten viele Kriege mit den Nachbarländern in dieser Zeit – möglicherweise, weil die Herrscher gezwungen waren, sich um die Unruhen und die Ernährung der Bevölkerung zu kümmern.

Um 30 vor Christus unterwarf sich Kleopatra den Römern, nachdem Ägypten ein Jahrzehnt von wiederholtem Niedrigwasser, Hungersnöten, Seuchen, Inflation, Korruption und Landflucht durchgemacht hatte, wie Ludlow und sein Team schreiben. Kurz zuvor (44 und 46 v. Chr.) habe es zwei Vulkanausbrüche gegeben, darunter den größten Vulkanausbruch der vergangenen 2500 Jahre.

Deutsche Wissenschaftler sind skeptisch

"Um Kleopatras Ende wurde schon viel spekuliert. Von allen möglichen Gründen würde ich einen Vulkanausbruch nicht an erster Stelle sehen", sagt der Althistoriker Holger Sonnabend von der Universität Stuttgart. Die Schwierigkeiten der ptolemäischen Herrschaft in Ägypten könne man auch ohne die Vulkanausbrüche erklären: eine hohe Steuerlast beispielsweise und soziale Unterschiede zwischen den Landbewohnern und der Bevölkerung florierender Städte wie Alexandria.

Die Wissenschaftler um Ludlow hätten vorwiegend statistische Verbindungen hergestellt, sagt Sonnabend. Um einen Zusammenhang nachweisen zu können, müsse man genauer hinsehen und beispielsweise für einen konkreten Vulkanausbruch auch in Ägyptens Nachbarstaaten nach Hinweisen suchen.

In einem sind sich Historiker Sonnabend und Klimatologe Cubasch einig: Die Vulkanausbrüche seien höchstens ein kleines Mosaiksteinchen, um Vorgänge in der ptolemäischen Epoche zu erklären – wenn auch ein sehr interessantes.

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