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Genitiv oder Dativ? Da scheiden sich die Geister.


Die Orthografin
Im Namen des sterbenden Genitivs

Von Stefanie Schlünz

24.10.2018Lesedauer: 2 Min.
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Sperrung wegen HochwasserVergrößern des Bildes
Schild mit der Warnung vor Hochwasser: Der Gebrauch des Genitivs vs. Dativs bei der Präposition "wegen". (Quelle: DocOlivier/getty-images-bilder)

Manche wünschen sich ihn ein für alle Mal in die Hölle, andere verwenden ihn schon ewig nicht mehr und wieder andere erkennen ihn gar nicht erst – den Genitiv.

Einige Leserinnen und Leser schrieben mir, ich sollte mich in meiner Kolumne doch mal dem Genitiv – oh, Pardon – des Genitivs annehmen. Das haben doch schon so viele getan, dachte ich mir, damit macht man sich doch nur unbeliebt. Aber wegen mir – Verzeihung – meinetwegen wenden wir uns doch heute dem Genitiv zu, genauer gesagt dem Genitiv nach Präpositionen.

Präpositionen mit dem Genitiv

Warum die Beschäftigung mit den Präpositionen mit Genitiv? Weil sie zahlenmäßig die größte Gruppe unter den Präpositionen darstellen und viele relativ häufig vorkommen. Es besteht allerdings ein Unterschied zwischen dem mündlichen und dem schriftlichen Gebrauch. Die wichtigsten Genitiv-Präpositionen, die schriftlich wie mündlich oft vorkommen sind:

wegen

  • wegen des schlechten Wetters
  • wegen der hohen Preise

trotz

  • trotz des schlechten Wetters
  • trotz absehbarer Stimmverluste

(an)statt*

  • statt des richtigen Datums
  • statt schöner Worte

während

  • während des Ersten Weltkrieges
  • während des Konzertes

*Merke: Zwischen statt und anstatt gibt es keinen Unterschied.

Achtung: "anstatt/statt" kann auch als Konjunktion vorkommen und hat dann keinen Einfluss auf den Fall.

Tipp: Wenn Sie es durch "und nicht" ersetzen können, ist es eine Konjunktion, wenn nicht, ist es eine Präposition!

Beispiel: Warum wählte er sie statt ihn? (Warum wählte er sie und nicht ihn?).

Ich sage es gleich vorweg, auch wenn ich damit nicht bei allen von Ihnen auf Zustimmung stoßen werde, ich bin in diesen Fällen klar für den Gebrauch des Genitivs. Vor allem in der geschriebenen Standardsprache.

Umgangssprachlich werden diese Präpositionen allerdings nicht selten mit dem Dativ verwendet. Ein anderer Grund sind regionale Unterschiede. Nicht nur, aber überwiegend Verwendung findet der Dativ bei diesen Präpositionen in Süddeutschland, in Österreich und in der Schweiz (Beispiel: wegen dem schlechten Wetter).

Bedenkenloser Griff zum Dativ

Ein paar Ausnahmen gibt es aber doch, bei denen Sie ganz bedenkenlos zum Dativ greifen können. Im Plural ist der Genitiv häufig nicht zu erkennen und zwar dann nicht, wenn die Wortgruppe weder den bestimmten Artikel "der" noch ein anderes Wort mit der starken Genitivendung "-er" enthält. In diesen Fällen verwendet man immer den Dativ, auch um eine Verwechslung mit dem Nominativ oder dem Akkusativ zu vermeiden.

wegen
Genitiv: Wegen einig er Probleme mit dem Internet.
Genitiv, nicht gebräuchlich: Wegen Probleme mit dem Internet.

Dativ:
trotz
Genitiv: Trotz viel er Beweise kann er nicht verurteilt werden.
Genitiv, nicht gebräuchlich: Trotz Beweise kann er nicht verurteilt werden.

Dativ:
statt
Genitiv: Statt der Bücher bringe ich Zeitungen mit.
Genitiv, nicht gebräuchlich: Statt Bücher bringe ich Zeitungen mit.

Dativ: Trotz Beweisen kann er nicht verurteilt werden. Statt Büchern bringe ich Zeitungen mit.

Der Dativ wird außerdem vorwiegend verwendet, wenn ein Substantiv im Singular steht und nicht durch einen gebeugten Artikel oder ein Adjektiv begleitet wird.

wegen

Genitiv: Wegen des Hochwassers geschlossen.
Genitiv, nicht gebräuchlich: Wegen Hochwassers geschlossen.

Dativ:
trotz

Genitiv: Trotz des Nebels ging sie wandern.
Genitiv, nicht gebräuchlich: Trotz Nebels ging sie wandern.

Dativ:Trotz Nebel ging sie wandern.

Es gibt noch ein paar andere Fälle, wo hin und wieder der Dativ dem Genitiv vorgezogen wird. Beispielsweise, wenn ein Genitivattribut zwischen z. B. "wegen" und das davon abhängende Substantiv tritt:

Genitiv: Wegen des großen Erfolgs.

Aber:

Dativ: Merkels großem Erfolg.

Zusammensetzungen im Genitiv

Die veraltete Form "wegen meiner" verwendet man heute nicht mehr. Die Variante "wegen mir", "wegen dir" usw. ist umgangssprachlich. Standardsprachlich und schriftlich würde ich nur "meinetwegen" empfehlen!

Die ganzen Paradigmen:

meinetwegen – deinetwegen – seinetwegen – ihretwegen – unseretwegen (unsertwegen) – euretwegen (euertwegen) – ihretwegen.

Weitere Präpositionen mit Genitiv (ohne Garantie auf Vollständigkeit)

• abseits • abzüglich • angesichts • anhand • anlässlich • anstatt • anstelle • aufgrund • ausschließlich • außerhalb • beiderseits • bezüglich • binnen • dank • diesseits • einschließlich • exklusive • fern • halber • hinsichtlich • infolge • inklusive • inmitten • innerhalb • jenseits • kraft • längs • mangels • mittels • nördlich • oberhalb • östlich • südlich • seitens • trotz • ungeachtet • vorbehaltlich • während • wegen • westlich • zufolge • zugunsten • zwecks • zuzüglich

Verwendete Quellen
  • Quellen:
  • Duden – Die Grammatik Bd. 4, 2016
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