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Corona in Berlin: Testkonzert am Holzmarkt – "Alle sind hungrig nach Kultur"


Pilotprojekt in Berlin
Testkonzert am Holzmarkt – "Alle sind hungrig nach Kultur"

Von Kriss Rudolph

28.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Zuschauer sitzen bei einem Testkonzert im Säälchen am Holzmarkt: Alle Veranstaltungsteilnehmer haben im Vorfeld einen Corona-Schnelltest gemacht.Vergrößern des Bildes
Zuschauer sitzen bei einem Testkonzert im Säälchen am Holzmarkt: Alle Veranstaltungsteilnehmer haben im Vorfeld einen Corona-Schnelltest gemacht. (Quelle: Christoph Soeder/dpa-bilder)

Im Säälchen am Holzmarkt hat ein Konzert stattgefunden – ein echtes Konzert: mit Maske, Abstand, Schnelltests und im Sitzen. Ein weiterer Testballon im Rahmen des Pilotprojekts "Perspektive Kultur".

Die Tickets für das Testkonzert im Säälchen am Holzmarkt waren schnell weg: Schon eine Minute nach Beginn des Vorverkaufs gab es keine mehr. Die Sehnsucht der Berliner nach Kultur ist riesig. Man hätte den Laden wohl 20-mal vollgekriegt, so groß war der Ansturm, erzählen die Verantwortlichen am Samstagabend.

Lukas (30) und seine Freunde gehören zu den Glücklichen, die Karten bekommen haben. "Alle sind hungrig nach Kultur", sagt er. Darum war klar: Sie mussten sich Karten sichern, um endlich mal wieder ein Konzert zu erleben. Vorher gingen sie zum Test, der durfte nicht älter als 12 Stunden sein. "Hat alles problemlos funktioniert", erzählt Paul (21).

Lukas hofft, Berlin möge sich ein Vorbild an Tübingen nehmen und mehr öffnen. Denn: "So ein Leben ohne Konzerte und Tanzen ist scheiße", sagt er. Wer auftritt, ist zweitrangig. "Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass was passiert, und darum bin ich hier", sagt Oskar (23).

Das geht auch Lisa (32) und Daniel (33) aus Prenzlauer Berg so. "Hauptsache, mal wieder rauskommen, was erleben", sagt sie. Wie Daniel die Vorstellung findet, beim Konzert zu sitzen? "Keine Ahnung, kommt auf die Musik an."

Umfassendes Hygienekonzept

Insgesamt 72 Gäste können an diesem Abend ins Säälchen, um das Konzert mit den Bands Bison Rouge und Reecode zu erleben – mit den Crewleuten sind es 88 Menschen. Der Laden fasst eigentlich das Sechsfache. Für das Konzert wurde er bestuhlt, mit Abstand. Nicht nur Tanzen ist verboten: Trinken darf man nur draußen, und jeder Gast wird zu seinem Platz geleitet, ähnlich wie im Flugzeug. Schließlich ist die Pandemie noch nicht vorbei.

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Dass im Rahmen des Pilotprojekts "Perspektive Kultur" neben Oper, Philharmonie und großen Theaterbühnen auch die Clubkultur dabei ist, dass man sich "auf Augenhöhe" befindet, das freue die Clubcommission, den Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter. Auch wenn man den Weg "nicht ohne Bauchschmerzen" gehe.

Komplizierte Logistik

Einerseits sei dieser kleine Schritt zur kontrollierten Wiederbelebung überfällig. Seit Oktober habe man diesen Abend geplant, nun ist es so weit, erklärt Pamela Schobeß. Die Betreiberin des "Gretchen" sitzt im Vorstand der Clubcommission. Man habe früh den Kontakt zur Senatsverwaltung gesucht. Eine der Herausforderungen: Wie kombiniert man das Ticketing mit dem Test?

Die Logistik bei so einem Abend sei anstrengend: Sich vom Gast das Ticket zeigen lassen, dazu den Test und den Personalausweis – das dauert. Das soll aber in Zukunft App-basiert laufen. Man liebäugelt etwa mit "Luca", der von Rapper Smudo beworbenen App, will aber einen ganzen Werkzeugkasten an Möglichkeiten haben, je nach Anlass – ob Barbetrieb oder Konzert, erklärt Lutz Leichsenring, Sprecher der Clubcommission.

Eine Frage, die sich auch andere Kulturinstitutionen stellen: Muss man künftig die Tickets teurer machen und die Kosten für die Testinfrastruktur an den Gast weitergeben? Eine ganz andere Herausforderung, für die es noch keine Lösung gibt: "Die Nähe ist etwas, das vielen Leuten fehlt, auch beim Ausgehen und Feiern", sagt Schobeß.

"So soll bitte nicht die Clubnacht der Zukunft aussehen"

Es sei schön, dass man überhaupt was machen kann, meint Konstantin Krex, Sprecher der Holzmarkt-Genossenschaft. Man dürfe nicht vollständig vor der Inzidenzkurve erstarren. "Aber so soll bitte nicht die Clubnacht der Zukunft aussehen, mit Stühlen!", sagt er. Und gibt zu bedenken: "Kultur kann auch nicht künftig an Tracing und Datensammeln geknüpft sein, das wäre eine Horrorvorstellung!"

Aber noch ist gar nicht klar, wann überhaupt wieder was geht. Eine Bewertung des Experiments im Säälchen will man Anfang April vornehmen. Erst am Samstag hatte der Senat in einer Sondersitzung beschlossen, Modellprojekte für Kultur- oder Sportveranstaltungen mit Zuschauern in Berlin wegen hoher Infektionszahlen vorerst wieder zu stoppen. "Fest steht", sagt Pamela Schobeß, "man muss mit positiven Gedanken da rangehen, sonst dreht man durch."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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