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Katastrophendorf ohne Feuerwehr: "Bei Flut von der Außenwelt abgeschnitten"


Waldbranddorf ohne Feuerwehr
"Opa war 50 Jahre bei der Feuerwehr, mein Vater 40 – ich muss nach zehn aufhören"


05.02.2023Lesedauer: 2 Min.
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Verabschiedung der letzten Feuerwehrleute von Schmilka: Richard Rittner (v.l.), Rüdiger Herschel, Detlef Rittner, Sven Myszka, Anne-Marta Rittner und Sandro Gesell (nicht im Bild).Vergrößern des Bildes
Verabschiedung der letzten Feuerwehrleute von Schmilka: Richard Rittner (v.l.), Rüdiger Herschel, Detlef Rittner, Sven Myszka, Anne-Marta Rittner und Sandro Gesell (nicht im Bild). (Quelle: Marko Foerster)

Waldbrände in der Sächsischen Schweiz haben gezeigt, wie wichtig es wäre, möglichst viele Ortswehren zu haben. Doch die drohen, dem Strukturwandel zum Opfer zu fallen.

Seit diesem Jahr gibt es die Freiwillige Feuerwehr Schmilka nicht mehr – erstaunlich, dass sie sich überhaupt so lange gehalten hat: Bereits nach der Jahrhundertflut 2013 stand der bisherige Stadtteilwehrleiter Richard Rittner mit nur noch zwei Kameraden im Gerätehaus der Freiwilligen Ortsfeuerwehr am Rande der Sächsischen Schweiz.

Kurz darauf konnte Rittner drei Kameraden für einen Grundlehrgang begeistern und die Feuerwehr noch einmal retten. Doch der Mitglieder-Segen hielt nicht lange: "Bei einem Unwetter-Einsatz im Sommer 2021 standen wir auf einmal nur zu zweit da", berichtet der 26-Jährige von dem Moment, der das Ende einer Ära besiegelte: "Ich komme aus einer Feuerwehr-Familie: Mein Opa war 50 Jahre bei der Feuerwehr, mein Vater 40 – ich muss nach zehn Jahren aufhören", sagt Rittner, der in der Jugendfeuerwehr groß geworden ist.

Doch bei aller Tradition und Verbundenheit: Eine 150-Kilo-Pumpe lässt sich trotzdem nicht zu zweit vom Wagen heben – die anderen Kameraden sind wegen ihres Alters oder gesundheitlicher Beschwerden ausgeschieden.

Gerätehaus bleibt Katastrophenstützpunkt

Aufgrund des Strukturwandels der gesamten Region sei es Rittner unmöglich, neue Kameraden zu rekrutieren. "Zu DDR-Zeiten waren wir ein Grenzort mit Zollverwaltung, Grenzabfertigung und Grenzern. Das ist in den letzten Jahren alles weggebrochen – die ganze Sächsische Schweiz wurde zur Tourismusregion umgebaut", so Rittner. Junge Menschen aus Schmilka, die früher in Betrieben in der Sächsischen Schweiz angefangen hätten, fänden nun in Dresden oder Pirna Arbeit und zögen dorthin.

Dabei hatten die verheerenden Waldbrände im Sommer eigentlich verdeutlicht, wie wichtig es wäre, möglichst viele Ortswehren in der Region zu haben: "Wenn es jetzt in Schmilka zu verheerenden Bränden kommt, muss das von der Feuerwehr Bad Schandau abgedeckt werden. Bei einem Hochwasser ist das vielleicht gar nicht mehr möglich, weil Schmilka nur über die Bundesstraße erreichen ist: Sobald die B170 überflutet ist, sind wir von der Außenwelt abgeschnitten. Deshalb bleibt das Gerätehaus als Katastrophenstützpunkt."

Ganz fällt die Freiwillige Feuerwehr Schmilka dem Strukturwandel dennoch nicht zum Opfer: Die beiden verbliebenen Kameraden werden in die Wehren Bad Schandau und Grippen eingegliedert. "Auch unser Fahrzeug bleibt vorerst in Schmilka stationiert, weil die ganzen Funkgeräte erst mal auf den neuen Ortsteil umprogrammiert werden müssen."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit bisherigem Stadtteilwehrleiter Richard Rittner
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