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Mehr Gewalt: Frauenrat warnt vor Folgen eines Lockdowns


Dresden
Mehr Gewalt: Frauenrat warnt vor Folgen eines Lockdowns

Von dpa
25.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hat der Landesfrauenrat in Sachsen vor den Folgen der Corona-Maßnahmen auf Opfer häuslicher Gewalt gewarnt. Schon im vergangenen Lockdown seien die gemeldeten Zahlen leicht erhöht gewesen, wenn auch nicht so sehr wie erwartet, sagte die Vorsitzende Susanne Köhler. "Dennoch gehen wir fest davon aus, dass die Dunkelziffer noch höher sein dürfte als in normalen Zeiten."

Frauen hätten wegen der Corona-Regeln viel weniger Gelegenheiten gehabt, das Haus zu verlassen und sich Hilfe zu suchen, erläuterte Köhler. "Wenn der gewalttätige Mann im Homeoffice sitzt, können sie nebenbei keine Hilfe rufen." Das beschäftige sie auch jetzt wieder. "Aktuell sind zum Beispiel Kita und Schulen noch offen, wo Gewaltfälle auffallen können. Die Frage ist nur: Wie lange noch?"

In ihrem Beruf als Familienanwältin habe sie im Lockdown zudem viele Probleme bei Gerichtsverfahren bemerkt, berichtete Köhler. Gerichte und Jugendämter hätten in der ersten Welle bis Mai 2020 kaum Termine angesetzt und es habe viel länger als gewöhnlich gedauert, bis Entscheidungen etwa zu Annäherungsverboten gefallen seien. "Das ist dramatisch, weil Gewaltbetroffene meist lange zögern, bis sie sich wehren. Wenn sie sich dann entschieden haben, sollte es schnell gehen und umfassender Schutz erreicht werden können. Das betrifft dann auch die Kinder."

Zurzeit sei man noch nicht in der Situation, dass die Ämter und Gerichte ihre Kapazitäten heruntergefahren hätten. "Aber wir rollen in den nächsten Lockdown hinein und ich habe nicht das Gefühl, dass sich jemand Gedanken über die Problematik gemacht hat."

Ein weiteres coronabedingtes Problem ist laut Köhler in den sächsischen Schutzeinrichtungen entstanden. "Die Häuser können weniger Frauen aufnehmen, da diese sich Gemeinschaftsräume wie die Küche teilen", sagte sie. Obwohl weitere Schutzwohnungen im Lockdown eingerichtet worden seien, gebe es gerade auf dem Land Probleme mit den Kapazitäten. "Frauen, die von Gewalt betroffen sind, können den Alltag schwerlich managen und zum Beispiel 30 Kilometer fahren, um ihre Kinder in die Kita zu bringen oder zur Arbeit zu fahren."

Insgesamt stehen im Freistaat zurzeit nach Angaben des Justizministeriums 299 Plätze in 18 Schutzeinrichtungen zur Verfügung, 34 Plätze mehr als im vergangenen Jahr. Zudem sei durch die Projektpartner die Einrichtung weiterer Schutzplätze geplant, für die der Freistaat Mittel im Haushalt 2021/22 bereitstelle.

Um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, sollten am Donnerstag in Sachsen zahlreiche Gebäude orange angestrahlt werden - darunter das Justizministerium in Dresden. Die Beleuchtung ist Teil einer UN-Kampagne und soll an Gewalt gegen Frauen erinnern. Zudem wurde an einigen Orten eine Fahne zum Gedenktag gehisst, etwa am Chemnitzer Haus der Gewerkschaften.

Die Zahl der angezeigten Gewalttaten unter Paaren und Ex-Partnern ist 2020 bundesweit stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Laut einer aktuellen Statistik zur Partnerschaftsgewalt registrierten die Behörden im vergangenen Jahr bundesweit 146 655 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte - ein Anstieg um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie die Daten des Bundeskriminalamtes zeigen, geht die Gewalt nach wie vor zum überwiegenden Teil von Männern aus. Der Anteil weiblicher Tatverdächtiger ist in den vergangenen Jahren jedoch leicht gestiegen - auf nunmehr 20,9 Prozent.

Diese Entwicklung zeigte sich auch im Landkreis Leipzig: Dort wurden nach Angaben der Kommune im vergangenen Jahr 626 Fälle häuslicher Gewalt registriert. Das seien im Vergleich zum Vorjahr 49 Straftaten mehr. Die überwiegende Zahl der Opfer seien Frauen. Die Täter: Familienmitglieder, nahe Angehörige und in der überwiegenden Zahl der Fälle der ehemalige Partner.

"Für viele Frauen und manche Männer kann das eigene Zuhause ein Ort des Schreckens sein. Pro Woche werden im Landkreis Leipzig durchschnittlich zwölf Frauen Opfer von Gewalt in Partnerschaften", sagte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Konstanze Morgenroth.

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