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Größter Sexpuppenhandel Europas: die Welt der Liebespuppen in Bochum


Europas größter Sexpuppen-Händler
"Die klassische Ehe hat für viele ausgedient"


13.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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RS-Dolls-Geschäftsführer Manfred Scholand: "Es sind nicht nur Sexpuppen."Vergrößern des Bildes
RS-Dolls-Geschäftsführer Manfred Scholand: "Es sind nicht nur Sexpuppen." (Quelle: Marie Illner)

Der größte Sexpuppenhandel Europas sitzt im Ruhrgebiet. Geschäftsführer Manfred Scholand gibt einen Einblick in die ungewöhnliche Welt der Liebespuppen – und berichtet von Schicksalen seiner Kunden.

In einem Industriegebiet in Bochum-Gerthe präsentiert RS-Dolls in einem großen Ausstellungsraum auf 500 Quadratmetern Lagerfläche reale Sexpuppen der neuen Generation. Wer hier durch die Tür tritt, so berichtet der Geschäftsführer des größten Sexpuppenhandels Europas, Manfred Scholand (58), spricht so schnell über Sex und die eigenen Bedürfnisse wie kaum an einem anderen Ort. Nach wenigen Minuten eröffneten üblicherweise zurückhaltende Männer, welche Konfektionsgröße und Frisur ihre Traumfrau trägt.

"Wir ermöglichen Menschen Zugang zum Sex, die sonst keinen haben", sagt der Geschäftsführer des Sexpuppenhandels. Da sei etwa Herr F., dessen Frau verstorben sei und der einfach keine neue Partnerin mehr finde. Oder Herr X., der keine feste Beziehung mehr wolle, oder Herr Y., der sich mit einer Krankheit infiziert habe und seitdem Angst habe, andere anzustecken. Außerdem Herr T., der nach langem Singledasein erst an einer Puppe üben möchte, oder Herr K., der sich aufgrund seines Sprachfehlers einfach nicht traue, Frauen anzusprechen – aber auch Frau H., deren Mann auf Montage sei.

Preise zwischen 1.000 und 2.000 Euro

"Die Liste ist unendlich und ich erfahre von vielen Schicksalen", sagt Scholand. Der studierte Wirtschaftsinformatiker ist sich sicher, dass sein Geschäftsbereich in naher Zukunft immer bedeutender wird. "Die klassische Ehe hat für viele ausgedient. Man braucht sich nur anzuschauen, wie viele Single-Haushalte es in Großstädten wie Frankfurt und Berlin gibt", sagt er.

Das Liebesleben sei unverbindlicher geworden, die Gesellschaft weniger persönlich. "Früher hat man sich angerufen und an der Bushaltestelle verabredet. Heute läuft ein Großteil online ab", sagt er. Scholand profitiert von diesem Trend.

Tausende Puppen verkauft er laut eigenen Angaben jedes Jahr, die meisten liegen preislich zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Noch vor zehn Jahren, als Scholand mit dem Handel begann, hätte man für eine solche Sexpuppe das Vier- bis Fünffache zahlen müssen. Heute sind sie auch preislich in der breiten Gesellschaft angekommen.

Kaputtgeschmuste Liebespuppen kehren zurück

"Es sind nicht nur Sexpuppen, ich spreche von Liebespuppen", sagt Scholand. Manchmal, so erzählt er, bringen Menschen nach Jahren ihre Puppe zur Entsorgung zurück, um sich eine neue zu kaufen. Scholand und sein Team stellen dann fest: Masturbiert wurde mit der Liebespuppe nicht – sie wurde "kaputtgeschmust".

Auch Frauen oder Pärchen kommen zu Scholand, um eine lebensechte Sexpuppe zu kaufen. "Viele urteilen so schnell", ärgert er sich. Dabei seien Sexpuppen längst im Alltag angekommen. "Manche, die gut aussehen und vielleicht dem Ideal von Männlichkeit entsprechen, denken gar nicht daran, dass es nicht allen so geht", gibt er zu bedenken.

Bei RS Dolls versucht man, so nah an ein optisches Ideal des Kunden herankommen, wie es in der realen Welt nur schwer möglich ist. Schamhaare ja oder nein? Grüne oder blaue Augen? Alles eine Frage der Konfiguration. "Wenn wir die Rechte haben, können diese Puppen sogar nach Fotovorlage gestaltet werden. Man kann seinen eigenen Körper auch abscannen lassen, die Real Doll hat dann das Muttermal genau an der gleichen Stelle", sagt Scholand.

Manche Puppen haben so dünne Taillen und so große Brüste, dass es schwerfällt, sich eine Entsprechung in der Realität vorzustellen. "Wir sind hier eben bei 'Wünsch dir was' und nicht bei 'So ist es'", sagt Scholand.

Lebensechte Sexpuppen aus China

Die Technologie habe sich den letzten Jahren rasant verändert. Früher hätten die Puppen noch steif wie Schaufensterpuppen gewirkt, heute seien selbst die Schulterpartien und Fingergelenke beweglich. Produziert werden die lebensechten Sexpuppen in China, RS-Dolls verkauft sie deutschlandweit von den Standorten Bochum und Frankfurt aus.

Die Oberfläche der lebensechten Liebespuppen fühlt sich täuschend echt an, auf der Haut sind sogar Adern eingezeichnet. Früher wurden sie aus Silikon gefertigt, heute kommt sogenanntes TPE (Thermoplastische Elastomere) zum Einsatz. Das wird auch für Spielwaren, Sportgeräte und Hygieneartikel genutzt. Gespannt ist der Händler, welche Innovationen in Zukunft noch kommen. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz werde immer realistischer.

Verwendete Quellen
  • Ortsbesuch bei RS-Dolls in Bochum
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