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Hessischer Rundfunk streicht Stellen und prüft Verkauf von Immobilien


Angespannte Finanzlage
HR streicht Stellen – auch Funkhaus in Frankfurt betroffen

Von dpa
Aktualisiert am 27.02.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 171023111Vergrößern des BildesLastwagen des Hessischen Rundfunks (Symbolbild): Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zum Sparen angehalten. (Quelle: IMAGO/Manfred Segerer)
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Der Hessische Rundfunk muss Personal abbauen – allerdings ohne Mitarbeiter zu entlassen. Auch der Standort in Frankfurt soll verkleinert werden.

Der Hessische Rundfunk (HR) will in den nächsten Jahren Personal abbauen. Intendant Florian Hager sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse wird reduziert." Eine genaue Zahl und den Zeitraum nannte er nicht. Der Personalabbau werde sozial verträglich erfolgen. Entlassungen soll es nicht geben. Der Sender beschäftigt rund 1.700 Arbeitnehmer, hinzu kommen rund 990 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Mit dem Personalabbau und der veränderten Arbeitswelt geht nach HR-Angaben auch eine Reduktion des Flächenbedarfs am Standort Frankfurt einher. Hier prüfe der Sender zurzeit verschiedene Optionen bis hin zu einem Verkauf von Immobilien.

Der Hessische Rundfunk steckt wie die gesamte ARD inmitten einer Transformation. Digitale Angebote abseits des TV- oder Radioprogramms werden immer wichtiger. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zugleich zum Sparen angehalten – mehrere Ministerpräsidenten machten unlängst klar, dass sie eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags, mit dem ARD, ZDF und Deutschlandradio finanziert werden, nicht mittragen würden.

HR-Intendant: Sendeplätze verlieren an Wichtigkeit

Die Bundesländer legen in einem Staatsvertrag die Höhe des Beitrags – derzeit monatlich 18,36 Euro – fest, müssen sich aber eng an einer Empfehlung einer Kommission orientieren. Die aktuelle Beitragsperiode läuft Ende 2024 aus. Die ARD sucht derzeit verstärkt nach mehr Synergien innerhalb der neun Landesrundfunkanstalten.

Der Hessische Rundfunk gehört zu den mittelgroßen ARD-Häusern. In den vergangenen Jahren war seine angespannte Finanzlage immer wieder ein Thema. Es gab auch die Befürchtung, dass der Sender von anderen ARD-Häusern finanziell gestützt werden müsste, so wie es beim Saarländischen Rundfunk und bei Radio Bremen der Fall ist. Das ist bislang nicht eingetreten.

Der ausgewiesene Digitalexperte Florian Hager ist seit rund einem Jahr HR-Intendant. Der 46-Jährige sagte: "In der gleichen Zeit des Schrumpfungsprozesses müssen wir uns transformieren." Er ergänzte: "Wir kommen aus einer Zeit, in der das System darauf ausgelegt war, dass in jedem Jahr mehr Geld zur Verfügung steht und in dem das Angebotsprofil sehr stabil war – also mit einem Fernsehkanal und Hörfunkkanälen mit Sendeplätzen. Wir kommen jetzt aber in eine Zeit, in der die Sendeplätze an Wichtigkeit verlieren."

Schaffung von neuen Stellen

Er erläuterte: "Wir versuchen jetzt auch, in der Struktur des Hauses die Silos, die es gibt, aufzulösen. Wir wollen uns eher als Netzwerkstruktur aufbauen. Sendeplätze und Kanäle sind nichts anderes als Silos."

Der Abbau betreffe alle Bereiche des Hauses. Mit Blick auf den inhaltlichen Umbau und den Fokus auf das Digitale würden zugleich auch neue Kapazitäten geschaffen. Es werde zudem geprüft, was in Zukunft noch selbst gemacht, was in Kooperation mit anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten und was auch als externe Leistung eingekauft werden könne. "Das heißt, wir werden in dieser Zeit schrumpfen und trotzdem Stellen neu schaffen müssen, um nicht nur Jüngere, sondern Menschen mit Kompetenzen, die wir nicht haben, zu uns in den HR zu holen."

Hager sagte auch: "Unsere Kostenstruktur ist sehr stark von Fixkosten geprägt." Das liege daran, dass der HR seine Organisation auf eine durch fixe Sendeplätze und Kanäle gleichbleibende Angebotsstruktur ausgerichtet habe.

Hager ging auch auf das Thema Altersvorsorge ein, das sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutlich in den Wirtschaftsplänen niederschlägt: "Wir wollen die Fixkosten weiter runterkriegen. Die Last der Altersvorsorge ist da, aber sie nimmt nicht mehr zu. Diese Verträge, die zu dieser Last führen, werden schon seit über 25 Jahren nicht mehr angeboten."

Hager sprach in dem dpa-Gespräch auch über das Selbstverständnis des Hauses: "Wir müssen noch mal über unsere Rolle nachdenken. Wir haben im Medienstaatsvertrag ganz klar verankert, zur Meinungsbildung und zum Zusammenhalt in der Gesellschaft beizutragen." Hager ergänzte: "Und da stelle ich mir schon die Frage, ob das, was wir aktuell machen, eine zeitgemäße Übersetzung dessen ist oder ob wir uns noch in dieser Welt der Sendeplatz-Logik befinden."

Der Senderchef sagte: "Wir haben den Auftrag, für Hessen da zu sein." Man sei in der hessischen Gesellschaft tief verwurzelt. "70 Prozent unserer Reichweite machen wir über lineares Radio." Der Intendant verwies auch hierauf: "Je stärker wir ins Digitale kommen, davon bin ich überzeugt, desto präsenter müssen wir auch vor Ort sein."

Zum Reformdruck im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich durch die Krise um Vetternwirtschafts- und Verschwendungsvorwürfe beim ARD-Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) seit Sommer verstärkt hat, sagte Hager: "Der HR kann jetzt eine gewisse Vorreiterrolle in der ganzen Diskussion einnehmen." Denn man sei am deutlichsten gezwungen, diese Veränderungen vorzunehmen und nicht nur darüber zu reden, ergänzte er mit Blick auf die eigene finanzielle Lage. "Wir werden schauen, wo können wir noch besser zusammenarbeiten, Redundanzen abbauen und in Kooperationen gehen." Das betreffe alle Bereiche wie Programm, aber auch Verwaltung, Technik und IT.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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